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Aasgeier

Aasgeier

Titel: Aasgeier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter J. Kraus
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einem Fischkahn, eben. Alles klar, nichts Auffälliges, also brauchte ich auch keine Angst vor den Bodyguards der reichen Herren haben, die mich doch netterweise davor gewarnt hatten, dass sie zurückkommen und mir die Eier lang ziehen würden ehe sie mich kaltmachten. Schon ihr Gehabe ließ mich zittern. Sie erinnerten mich fatal an die Drogenclique um Moreno. Mit so was wollte ich nie wieder zu tun haben. Nervlich war ich also nach diesem Horrortag etwas mitgenommen.
     
    Zu allem Überfluss schrie und tobte der FBI-Bulle ins Telefon, bis ich vor lauter Muffe den Hörer in die Gabel warf. Ein paar Sekunden später klingelte mein tragbares Telefon. Ich meldete mich, und mein Macmillan flötete hinein, dass er hoffe, er habe mich nicht zu einer ungünstigen Zeit erwischt. Nein, nein, ich freute mich mit zittriger Stimme über seinen Anruf. Na gut, er wolle nur mal nachfragen, ob wir nicht auf einen schnellen Drink zu Al The Wop wollten; er sei schon da, und die Kneipe wäre doch genau neben meinem Hotel. Klar, war ich künstlich hocherfreut, ich sei in fünf Minuten unten.
    Er wusste genau wie einfach tragbare Telefone abzuhören sind. Aber in einer Kneipe wie Al´s, wo immer etwas los war, würde er sich ja wohl benehmen müssen. Ich war nicht begeistert, aber ich musste mich mit ihm treffen.
    Den gefüllten Speicher hatte ich natürlich auch noch geschwind kopiert und dann vorsichtshalber in eine der Blumenvasen im Flur gesteckt. Auf dem Weg nach unten holte ich ihn und schob ihn in die Hosentasche. Dann schlich ich am unsichtbaren José vorbei nach nebenan.
     
    Nun mag Locke ein Dorf am Arsch der Welt sein, nur gut, um einheimischen Kulturtouristen das beschissene tägliche Dasein importierter Kulis nahezubringen, aber Al The Wop´s war berühmt. Ein Wop ist im Rassistenslang ein Italiener. Spaghetti-Al, Al der Itaker. Der Kneipen-Al war ein bulliger, behaarter Kerl von siebzig, minimum, der noch immer aussah, als könne und würde er jeden beim Kragen schnappen und vor die Tür setzen wenn ihm danach war. Stimme wie ein Reibeisen, Gemüt wie ein Nilpferd, und Pranken, die jedem Metzger zur Ehre gereicht hätten. Er schaute nur kurz auf, als ich durch die Schwingtür trat, nickte zur Ecke hinüber und polierte weiterhin Gläser, aus denen heute keiner mehr trinken würde. Jedenfalls sah es verdammt nicht danach aus. Am runden Tisch in der dunklen Ecke saß Macmillan vor einer Cola, an der Bar döste ein strubbeliger Herr, der über seiner hervorlugenden schmutzigen Wollweste einen alten Militärmantel trug, und der Boss selber sah nicht aus, als würde er bei aufkeimendem Durst ein Glas benutzen. Ich dankte herzhaft zu Al hinüber und marschierte zum Ecktisch.
    "Setz dich", knurrte der FBI-Mensch. "Willst du was trinken?"
    Ich verneinte, aber Al kümmerte sich nicht darum. Er knallte zwei Flaschen Bier auf den Tisch, drehte mit einem Ruck den Verschluss von beiden Flaschen und verlangte drei Dollar. Die ich gern und schnell aus der Hosentasche holte und in seine Hand legte. Er machte eine Faust drum herum, lehnte sich zu mir übern Tisch, schaute mich schweigend an, und als ich wohl sehr konsterniert aussah, grinste er unvermittelt und zischte "du bist doch der von nebenan," durch die gelben Gebissreste seines freundlichen Lächelns. Ich konnte nur "bin ich, stimmt," stammeln, dann war er auch schon wieder unterwegs zu seinem Stammplatz hinter der Bar. Dort war der schlafende Herr aufgewacht, blickte unter aufgetürmten Dreadlocks böse umher und murmelte Drohungen. "Halt´s Maul, Kofi", meinte Al, "sonst fliegst du." Der schwarze Herr mit den vielen Haaren und der viel zu warmen Kleidung brummelte noch etwas und nahm wieder Ruhestellung ein.
     
    "Schöne Bleibe hast du dir ausgesucht", tadelte Macmillan, und ich zuckte nur die Achseln.
    "Hatte nicht viel Auswahl".
    „Na ja“ zweifelte er. „Aber so schnell, wie ich dich gefunden habe, finden dich auch andere. Ich würde mir überlegen, ob ich nicht woanders hin verschwinden würde." Recht hatte er. Ich fühlte mich nicht mehr sicher in Locke. Was den Bullen einen Scheißdreck anging, übrigens. Ich traute ihm genauso wenig wie er mir.
    "Die heutige Aufnahme habe ich dabei.“
    „Logisch.“ Das silberglänzende Röhrchen verschwand in seiner Hemdtasche.
    „He", krächzte der abgerissene Dreadlockmann von der Theke herüber, „gib her. Gehört mir.“
    Macmillan schob seinen Stuhl zurück, sprang auf und bellte, der Scheißkerl solle das Maul halten, sonst

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