Ab 1000 Meter wird geduzt!: Aus dem abgefahrenen Leben eines Skilehrers (German Edition)
wir und gingen zum Auto. Ich besaß zu diesem Zeitpunkt einen VW -Käfer, musste also ausnahmsweise keinen Wagen »besorgen«. Ich wollte gerade einsteigen, da bat mich Max, fahren zu dürfen. Ich stutzte. »Du hast doch gar keinen Führerschein«, sagte ich. (Als ob das für mich jemals eine Rolle gespielt hätte!) »Doch, ich habe mittlerweile den Führerschein gemacht«, versicherte Max treuherzig.
Ich glaubte ihm und ließ ihn auf der Fahrerseite Platz nehmen, Hannelore und ich stiegen ebenfalls ein. Schon beim Anfahren war mir klar, dass Max nicht zu den Naturtalenten hinter dem Steuer gehörte. Mein armer Käfer hopste und ruckelte Meter für Meter weiter. Mich beschlich ein mulmiges Gefühl, denn nun gab Max richtig Gas und bretterte die Straße runter Richtung Langen. »Langsamer, Max!« Auch Hannelore war etwas blass um die Nase geworden. Unser Möchtegernrennfahrer jedoch dachte gar nicht daran, das Tempo zu drosseln. »Max, fahr langsamer! Bitte!« Vielleicht besaß ich an der Stelle einfach keine Autorität. Wen wundert’s. Nun rasten wir auf eine Kurve zu, und noch bevor ich ein letztes »Langsamer!« rufen konnte, fuhr Max rechts gegen die Mauer. Mein schönes Auto überschlug sich, landete auf dem Dach, und wir schlitterten 100 Meter weiter die Straße entlang geradewegs auf den reißenden Alfenzbach zu. Achterbahn in Langen. Dachfahrten mit VW -Käfer gehörten mittlerweile zu meinen Spezialgebieten, Tauchgänge eher nicht. Plötzlich ruckelte es, und wir standen. Kurz bevor wir ins Wasser stürzten, blieb der Wagen am Randstein hängen. Kopfüber kauerten wir im Wagen, und jeder überprüfte erstmal, ob noch alles dran war. Wir hatten nicht nur überlebt, wir waren sogar unverletzt.
Schneeweiß im Gesicht krochen Hannelore, Max und ich aus dem Auto. Nach und nach hielten andere Fahrzeuge an und fragten, ob sie uns helfen könnten. Da wir keine Schramme davongetragen hatten, galt die Fürsorge in erster Linie meinem Auto, und wir stellten es wieder auf seine Räder. Der arme Käfer hatte ganz schön was abbekommen. Bei der Rutschpartie hatten sich drei große Löcher ins Dach geschliffen. Ich wusste nicht, ob ich lachen oder weinen sollte. Wir waren mit dem Leben davongekommen, aber mein schönes Auto war ramponiert. Ich schaute rüber zu Max, der wie ein Häufchen Elend im Straßengraben hockte. In der Ferne sah ich den Polizeiwagen anfahren und traute meinen Ohren nicht, als Max ganz leise seine Beichte ablegte: »Ich habe gar keinen Führerschein.«
»Wie bitte?« Schlagartig bekam ich wieder Farbe ins Gesicht. Viel Zeit blieb mir nicht für meine Entscheidung. »Gut, dann bin ich eben gefahren.« Und schon standen die freundlichen Polizisten vor uns. »Ihren Führerschein, bitte.«
Das war ein verdammt teures Feierabendbier. Bei der Gerichtsverhandlung wurde ich zu einer Geldstrafe verurteilt, und mein Auto war auch hinüber. Aber wir waren mit dem Schrecken davongekommen – und das war unbezahlbar.
Riskantes Manöver
Im Laufe der Jahre wurde ich zum Profi in Sachen Gesetze und Ordnungswidrigkeiten – und wie man im Notfall damit umgeht – , denn die Dachfahrt war nicht das letzte Erlebnis dieser Art mit Max: Wir hatten in Klösterle mal wieder gefeiert und natürlich viel zu tief ins Glas geschaut. Da wir nicht mehr laufen konnten, mussten wir nach Hause fahren. Ich hatte von meinem Kumpel Othmar sehr günstig eine 500er BMW erworben, das Motorrad war zwar schon recht alt mit einigen Kilometern auf dem Buckel, aber ich hatte mir damit einen Traum erfüllt. So wankten wir zwei aus der Kneipe und setzten uns auf mein schönes Motorrad. Den Weg nach Hause kannte ich mittlerweile im Schlaf, schön langsam und gemütlich wollte ich Max und mich nach Hause schaukeln. Da war er wieder, der gute Vorsatz… Wir tuckerten auf der Straße dahin, weit und breit kein Mensch zu sehen. Doch plötzlich hörten wir von hinten Motorengeräusche, da war doch noch jemand unterwegs. Und weil wir beide mehr schlichen als fuhren, hatte der Wagen, ein VW -Käfer, keine andere Wahl, als uns zu überholen. Ein Fehler! Man überholte Willi Mathies nicht auf seiner 500er BMW . Was für eine Frechheit! »Halt dich fest!«, rief ich Max zu. »Das kann ja wohl nicht sein, dass uns ein popliger VW überholt!«
Ich hatte dieses imposante Gefährt unter meinem Hintern und war mächtig stolz darauf. Max schlang die Arme fester um meine Hüften und duckte sich hinter meinen Rücken. Das Motorrad brachte es am Berg auf
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