Ab 1000 Meter wird geduzt!: Aus dem abgefahrenen Leben eines Skilehrers (German Edition)
Fahrt nach Stuben mit einem geprellten Steißbein (diesmal ohne gnädige Alkoholbetäubung) hinten auf meiner BMW hat Max nie vergessen. Das müssen höllische Schmerzen gewesen sein. Aber als junger Mensch steckt man so einiges weg.
Es dauerte noch ein paar Wochen, bis mein Kumpel wieder sorglos auf seinem Hinterteil sitzen konnte, und ich bin ihm bis heute dankbar, dieses Opfer für mich gebracht zu haben. Gelernt hatte ich aus der Geschichte aber mal wieder rein gar nichts. Haarsträubende Aktionen in Kombination mit zu viel Alkohol und schnellen Motoren pflasterten meinen Weg. Auch die Liebe zum Rampenlicht und eine nicht unerhebliche Eitelkeit spielten immer eine große Rolle. Die Leute sollten ihre Vorstellung bekommen, und so feilte ich eifrig an meinem Ruf als verwegener Hund und Unikum vom Arlberg.
Der rote Blitz
Es war Mitte Juni, die Sommersaison hatte gerade begonnen, und ich arbeitete im schönen Klostertal, das sich vom Vorarlberg bis nach Bludenz erstreckt, als LKW -Fahrer. Am Abend trafen sich die Arbeitskollegen zu einer Partie Billard, und nach unzähligen Runden Jägermeister merkte ich, dass es Zeit wurde mit meinem neuen Spielzeug, einem wunderschönen roten Porsche, heimzufahren. An dieser Stelle merkt ihr natürlich, dass ich mich, was meine fahrbaren Untersätze betraf, kontinuierlich steigerte. Ich wollte einfach nicht mehr von einem Käfer überholt werden …
Es war ein lauer Sommerabend, im Schritttempo bewegte ich mich auf das Gasthaus am Spuler See in Wald am Arlberg zu. Die Tische draußen waren alle voll besetzt, jede Menge Publikum wartete auf mich. Dies war die ideale Bühne. Willi Mathies in einem schneidigen Sportwagen, hübsche Mädchen in kurzen Sommerkleidern und Jungs, denen man zeigen konnte, wo der Hammer hängt. Hoppla, jetzt komm ich! Ich schaltete zurück, gab ordentlich Gas, und der Motor jaulte auf. Die Aufmerksamkeit war mir sicher.
Doch es muss an den neuen Reifen gelegen haben, die ich mir am gleichen Tag hatte aufziehen lassen: Das Auto scherte mit dem Heck aus, und ich landete – ziemlich uncool – in einem Holzhaufen, der im Vorgarten eines benachbarten Hauses aufgeschichtet war. Den Holzzaun davor hatte ich dem Erdboden gleichgemacht. Doch ich gab mir keine Blöße, legte den Rückwärtsgang ein und jagte den Wagen wieder zurück über die Reste des Zaunes, wobei ich mir das Nummernschild abriss. Jetzt hatte selbst ich genug von der großspurigen und vor allem peinlichen Vorstellung. Nichts wie weg. Dumm nur, dass ich so viele Zuschauer hatte, die mich natürlich auch zum größten Teil kannten. Einer von ihnen, Elmar, fackelte nicht lange und schwang sich auf seinen Traktor. Mit Vollgas fuhr er mir hinterher. Der Schreck saß tief in meinen Knochen, und so dauerte es einen Moment, bis ich merkte, dass der Wagen trotz Bleifuß schwerfällig daherkroch. Die rechte Radachse war gebrochen, das Rad blockiert, weshalb ich mich im Schneckentempo die Straße nach Stuben hinaufquälte.
Also war es nicht verwunderlich, dass Elmar meinen Porsche mit seinem Trecker irgendwann überholte (eine schreckliche Schmach!) und mich zum Stoppen zwang: »Willi, du kannst nicht einfach abhauen! Du hast den Zaun kaputtgefahren, das musst du bezahlen.« Natürlich wollte ich für den Schaden aufkommen, aber dafür brauchte ich erst mal einen klaren Kopf: »Lass mich bitte heimfahren. Du siehst doch, dass ich betrunken bin. Ich komme wieder und erledige das. Versprochen.« Der junge Willi Mathies war vielleicht manchmal ein eitler Dummkopf und hitzig dazu, aber auf sein Wort konnte man sich immer verlassen. Und so ließ Elmar mich nach Hause fahren, ein schwarzer Strich vom rechten Vorderreifen markierte meinen Weg. Der Porsche war ramponiert, das rechte Rad stand schief. Mit Mühe und Not brachte ich ihn in die Garage und mich ins Bett. Doch die Nacht war schnell vorbei, ich hatte meinen Rausch noch nicht ausgeschlafen, da riss mich in aller Herrgottsfrüh das Telefon aus den Träumen. Die Zaunbesitzerin. »Entweder du kommst sofort her, Willi Mathies, und bezahlst mir den Schaden, oder ich zeige dich an.«
Ich hatte weder eine Wahl noch einen fahrtüchtigen Untersatz. Also bat ich meinen Bruder Toni, ob er mir sein Auto borgen könnte, erzählte ihm aber nichts von dem Unfall. Mit einem mächtigen Kater düste ich los und schaffte die Sache schnell aus der Welt. Gott sei Dank hatte ich eine gute Vollkasko-Versicherung – für jemanden wie mich unerlässlich – , die sowohl
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