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Ab 1000 Meter wird geduzt!: Aus dem abgefahrenen Leben eines Skilehrers (German Edition)

Ab 1000 Meter wird geduzt!: Aus dem abgefahrenen Leben eines Skilehrers (German Edition)

Titel: Ab 1000 Meter wird geduzt!: Aus dem abgefahrenen Leben eines Skilehrers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willi Mathies
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atemberaubende 80 bis 100 km/h, und die wollte ich natürlich auch aus ihm rausholen. Schließlich hatte es der VW -Fahrer mit dem berühmt-berüchtigten Willi Mathies aus Stuben zu tun. Vor einer Rechtskurve setzte ich zum Überholen an, doch der Autofahrer schnitt die Kurve, und ich musste nach links ausweichen. Mit dem Zylinderkopf schrammte ich kurz am Brückengeländer entlang – bei dem Tempo völlig ausreichend, um uns heftig aus der Bahn zu werfen. Max und ich flogen in hohem Bogen aus dem Sattel, und meine schöne BMW schrammte ein paar Meter über die Straße.
    Noch am Boden liegend registrierte ich schnell, dass ich (mal wieder) mit ein paar blauen Flecken davongekommen war. Max leider nicht. Er lag ziemlich schwer verletzt am Boden. Seine Geldbörse war ihm aus der Hose gefallen und lag ein paar Meter entfernt. Von der Hose war nicht mehr viel übrig, sie hing in Fetzen an seinem Allerwertesten. Das Steißbein musste ordentlich geprellt sein – er litt schlimme Qualen. Meine schöne Maschine lag mit laufendem Motor im Straßengraben, nur mit großer Mühe konnte ich sie aufstellen und zu Max hinüberrollen. Er machte keine Anstalten aufzustehen, und ich bat ihn eindringlich: »Sitz endlich auf, bevor die Polizei hier auftaucht!« Unter unvorstellbaren Schmerzen mühte er sich hoch, konnte aber ohne meine Hilfe kaum laufen, ich musste ihn aufs Motorrad hieven, das Gott sei Dank bis auf ein paar Kratzer weitgehend unbeschädigt war. Als ich Max endlich wieder sicher auf meinem Sozius verstaut hatte, gab ich erneut Gas. Ich war 20 Jahre jung, hatte gerade frisch meinen Führerschein, und den wollte ich natürlich nicht wieder hergeben.
    In Stuben angekommen fuhr ich direkt zu meiner Schwester Inge – sie lebte mit ihrem Mann Josef im Haus Zimba – und klingelte sie aus dem Bett. Völlig verschlafen öffnete sie und starrte entsetzt auf diese zwei ramponierten Typen, die da vor ihrer Tür standen. »Wir hatten einen kleinen Unfall mit dem Motorrad, nichts Schlimmes.« Ich schob den wimmernden Max durch die Tür. »Leg ihn einfach ins Bett, das wird schon wieder!«
    Max hatte es dem Alkohol zu verdanken, dass er die Schmerzen zu diesem Zeitpunkt noch nicht so sehr spürte. Aber irgendwann würde die Wirkung natürlich nachlassen. Ich wollte darüber in diesem Moment nicht nachdenken und musste mir auf den Schock erst mal ein Gläschen genehmigen. Inge ging es ähnlich, gemeinsam schlichen wir in die Küche und tranken eine Flasche Bier, ich spülte noch ein paar Schnäpse hinterher. Irgendwann hatte auch ich genug, lief zu Fuß die fünf Minuten ins elterliche Haus und legte mich schlafen. Doch das schlechte Gewissen scheuchte mich früh aus den Federn, und ich rannte rüber ins Haus Zimba, aber von meinem Freund fehlte jede Spur. »Wo ist der Max?«, fragte ich besorgt. Inge machte ein ernstes Gesicht: »Wir mussten den Krankenwagen rufen. Er hatte starke Schmerzen. Sie haben ihn ins Krankenhaus nach Rankweil gebracht.«
    Das hatte mir gerade noch gefehlt! Genau das wollte ich ja verhindern! Denn wenn er länger als drei Tage im Krankenhaus verbrachte, dann wäre das schwere Körperverletzung – und ich hätte ein ernsthaftes Problem. Den ganzen Tag zerbrach ich mir darüber den Kopf und fuhr am nächsten Morgen ins Krankenhaus, um Max den komplizierten Sachverhalt zu erklären.
    Der Patient lag glücklich und zufrieden auf seinem Bauch – die einzige Lage, die ihm keine Schmerzen bereitete –, und er war froh, in guten Händen zu sein. Ich war jedoch alles andere als froh und bat ihn inständig, dass er spätestens in drei Tagen nach Hause gehen müsse. »Die kriegen mich sonst dran wegen Körperverletzung!« Max gefiel der Gedanke nicht sonderlich gut, und ich fuhr mit gemischten Gefühlen zurück nach Stuben. Als mein Kumpel zwei Tage später immer noch nicht zurück war, wurde ich unruhig, schwang mich auf mein Motorrad und fuhr erneut nach Rankweil ins Spital. Dort angekommen traute ich meinen Augen nicht: Max lag gemütlich in seinem Bett, immer noch auf dem Bauch wohl gemerkt, und blätterte in einer Zeitschrift.
    Ich stürmte auf ihn zu und schlug die Decke zurück. »Max, pack deine Klamotten, wir fahren jetzt heim!« Er schaute mich völlig entgeistert an. Noch einmal erklärte ich ihm meine prekäre Lage, und diesmal konnte ich ihn überzeugen. Noch etwas steif und mit Schmerzen quälte er sich aus dem warmen, weichen Bett. Ich warf seine Klamotten in eine Tasche, und wir flüchteten. Die

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