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Ab 1000 Meter wird geduzt!: Aus dem abgefahrenen Leben eines Skilehrers (German Edition)

Ab 1000 Meter wird geduzt!: Aus dem abgefahrenen Leben eines Skilehrers (German Edition)

Titel: Ab 1000 Meter wird geduzt!: Aus dem abgefahrenen Leben eines Skilehrers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willi Mathies
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also aus Spaß Ernst werden.
    Meine beiden Kollegen zögerten nicht lange und packten ihre Sachen. Sie hatten beschlossen, Stuben den Rücken zu kehren und über den großen Teich zu fliegen, um im Land der unbegrenzten Möglichkeiten ihr Glück zu versuchen. Außerdem warteten dort ein paar bildhübsche Mädchen auf sie. Und ich? Hin- und hergerissen zwischen Abenteuer und Vernunft entschied ich mich, wie könnte es anders sein, für das große Abenteuer. Auch ich packte meinen Koffer, und zu dritt machten wir uns auf den Weg nach Zürich, von wo aus unser Flugzeug nach Los Angeles starten sollte.
    L. A. – die Stadt der Engel in Kalifornien. Sonne, Strand und hübsche Mädchen im Überfluss. Hot Pants, Flowerpower, Summer of love! Doch auf halbem Weg plagten mich Gewissensbisse, und tausend Fragen gingen mir durch den Kopf: Konnte ich Stuben und meine geliebten Berge tatsächlich verlassen? Wollte ich wirklich mit einer hübschen Stewardess in Amerika leben? Sollte ich meinen Traumjob aufgeben? Nein! Denn der Spaß hatte ja gerade erst richtig angefangen, und ich war auf dem Zenit meiner Skilehrerkarriere. Was sollte der Charles Bronson vom Arlberg in Amerika? Und so brachte ich meine Freunde zum Flughafen und kehrte um. Die beiden traten ihre Reise an, doch Robertkam schon nach fünf Monaten wiederzurück. Ein kleines Skihasenabenteuer im Urlaub ist eben mit dem normalen Leben nicht zu vergleichen.
    Seppl, der andere Stubner Skilehrer, ist in den USA geblieben. Bis heute sind die hübsche Flugbegleiterin und er glücklich verheiratet und beehren das kleine Stuben jedes Jahr im Winter. Was einmal mehr zeigt: Die Chancen, dass so ein Liebesabenteuer in einer glücklichen Ehe endet, stehen 50 : 50.
    Am Ende des Jahrzehnts angekommen hatte ich eine Menge gelernt: das Skifahren von Kruckenhauser, das Feiern von meinen Gästen, die Liebe von den Frauen. Und wie man gute PR -Arbeit in eigener Sache betreibt, hatte ich mir selber beigebracht.

Skilehrer – ist das überhaupt ein Beruf?
    Jetzt wisst ihr also mit wem ihr es zu tun habt. Ein braungebrannter sonnenbebrillter Herzensbrecher in maßgeschneiderten Skihosen. Mal auf einer dicken BMW, mal im Porsche, aber natürlich meistens auf Skiern. Aber es wird noch besser (ich sag nur Lamborghini in Orange …).
    Übrigens: Woran merkt ein Skilehrer, dass die Saison vorbei ist? Wenn er seinen Hosenladen wieder selber zumachen muss.
    In diesem Sinne schauen wir uns meinen Beruf mal genauer an, denn zum Küssen gehören ja bekanntlich immer zwei. Deshalb wäre es unfair, nur den wilden Skilehrern die Schuld an ihrem zweifelhaften Ruf zu geben. Kommen wir also zu euch, meine lieben Gäste …
    Ich war am Ziel meiner Träume und durfte den schönsten Beruf der Welt ausüben. Die Sprüche über »gleitende Arbeitszeiten«, Skilehrer, die von morgens bis abends auf die Piste gehen und den Damen anschaulich die »Rückenlage« erklären, hatte ich bis hierher bestimmt tausendmal gehört. Ebenso die Frage: »Wann arbeiten Skilehrer eigentlich?« Von außen betrachtet ist sie vielleicht sogar berechtigt: ein bisschen Wedeln, ein bisschen Mittagessen, ein bisschen Wedeln und dann ganz viel Après-Ski. Da bleibt keine Zeit zum Arbeiten?
    Doch! Die Frage ist leicht zu beantworten: Skilehrer arbeiten, je nach Wetter- und Lichtverhältnis, sechs bis acht Stunden täglich, und das fünf Monate lang. Den Rest des Jahres schuften sie auf dem Bau, spielen Baywatch in Stuben oder suchen Parkplätze in Italien. Doch das ist ein anderes Kapitel, dazu kommen wir später.
    Die Realität sieht so aus: Während der Skisaison plagen wir uns mit weinenden Kindern rum, die, wenn wir Glück haben, nur frieren oder Hunger haben. Wir beruhigen hysterische Frauen auf vereisten schwarzen Pisten und halten ganze Familien bei Laune, auch wenn die schon heillos zerstritten kurz vor der Abreise stehen. Skilehrer tragen eine große Verantwortung, das Unfallrisiko ist hoch, auch für sie selber, und einen längeren Verdienstausfall können die wenigsten finanziell verkraften.
    Morgens werden uns am Skischulbüro die Gäste zugeteilt (es sei denn, man hat Stammgäste), und das ist immer so eine Art Wundertüte. Normalerweise nimmt keiner gerne Anfänger(innen), weil sie oft ängstlich sind und das Skifahren für einen selber etwas zu kurz kommt. Doch ein paar Skilehrer (und ich natürlich) stritten um diese Klientel, denn die bestand eben meistens aus jungen Mädchen. Wir nahmen sie mit Kusshand, denn wenn wir

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