Ab 1000 Meter wird geduzt!: Aus dem abgefahrenen Leben eines Skilehrers (German Edition)
Tages, ich huschte gerade mit einem Mädchen über den Flur, kam unerwartet meine Mama aus der Küche und rief: »Mei, Bua, bei uns hängt ka rote Laterna vor am Hus!« Ich ging schleunigst in mein Zimmer, und das Mädchen rannte mit hochrotem Kopf zur Tür hinaus. Auch mit 20 hätte ich es nie gewagt meiner Mutter zu widersprechen. Aber ihre Moralvorstellungen waren nur schwer mit meinen zu vereinbaren, und zu Kompromissen war ich damals schon nicht bereit. So fand ich immer Mittel und Wege in Ruhe meine Verführungskünste weiter zu verfeinern.
Im Winter ging es in Stuben hoch her, ganz besonders, wenn die schönen Serviertöchter in den Hotels arbeiteten, die Skilehrer unter sich einen Wettbewerb ausmachten und einer dem anderen die Mädels ausspannte. Im Hotel »Post« bekam ich deswegen sogar Lokalverbot. Der damalige Wirt konnte mich nicht leiden, ich machte ihm nämlich sämtliche Bedienungen und Zimmermädchen abspenstig. Und da er sonst keine Chance gehabt hätte, musste ich eben draußen bleiben, damit er freie Bahn hatte.
Der Beruf des Skilehrers verlangt Diskretion, die auch ich erst lernen musste. Als junger Heißsporn gingen mir da schon mal die Pferde durch, aber im Laufe der Jahre entwickelte ich eine gewisse Routine. Schließlich ist ein Wintersportort kein Rotlichtmilieu, Hoteliers und Pensionsbetreiber sahen es nicht gerne, wenn die Skilehrer auf den Zimmern der weiblichen Gäste herumlungerten. Und schon gar nicht zu Zeiten als sogar das Twisttanzen verboten war! Meine Mutter hatte ja bereits versucht, mir Sitte und Anstand beizubringen – mit mäßigem Erfolg. Wie man sieht, musste ich viele Fähigkeiten beherrschen, da war es verständlich, dass nicht alles von Anfang an perfekt lief. Auch ein Traumjob hat seine Schattenseiten …
Jede Wintersaison bescherte uns neue hübsche Damen, die allesamt Skifahren und sich mit den Schönsten und Wildesten von uns amüsieren wollten. Da waren sie bei uns an der richtigen Adresse. In einem Winter hatten wir besonders tolle Mädchen im Ort, eine Gruppe Stewardessen einer amerikanischen Fluggesellschaft – Maggi, Sandy, Dolly und viele mehr. Wir Skilehrer hatten alle Hände voll zu tun, nicht nur am Berg. Die meisten der Stewardessen waren Anfängerinnen, und unter uns Skilehrern begann mal wieder ein regelrechter Kampf, wer sie unterrichten durfte. Mit Hingabe brachten wir ihnen den Stemmbogen bei, nahmen sie zwischen unsere Skier und gingen so ganz nebenbei auf Tuchfühlung. Mit dieser Methode fand man am schnellsten heraus, welches Mädchen nicht zimperlich und wo »zusätzliche« Betreuung gefragt war.
Zum Après-Ski wimmelte es eine ganze Saison lang in den Hotels nur so von braungebrannten, coolen Typen in Skihosen und mit Sonnenbrillen. Besonders Robert, Seppl und meine Wenigkeit kümmerten sich die ganze Zeit speziell um die Stewardessen und somit um die deutsch-amerikanische Freundschaft. Am Ende des Winters waren wir fix und fertig, denn unser Tagespensum war extrem anstrengend. Wir waren für das »Rundum-sorglos-Paket« zuständig: Animation vom Frühschoppen bis zum letzten Absacker. Dazwischen skifahren, Hüttengaudi und persönliche Betreuung der hübschen Schülerinnen. Dieses Programm konnten wir nur durchhalten, weil die Gäste kamen und gingen. Somit blieb es nicht nur spannend und abwechslungsreich, es machte auch vieles einfacher und ist sicher einer der Hauptgründe, weshalb Skilehrer ihren Beruf so sehr lieben.
Aber das Verhältnis zu den Amerikanerinnen war schon besonders intensiv gewesen, es kündigte sich – anders als bei »normalen« Gästen – ein schwerer Abschied an, der mit Liebesschwüren und voreiligen Versprechungen einherging. Doch mit der Abreise der Damen war das Thema, wie es sonst üblich ist, noch lange nicht erledigt. Das wussten wir zu diesem Zeitpunkt nur noch nicht. Irgendwann während der laufenden Wintersaison bekamen wir dann plötzlich Post aus Amerika, in den Umschlägen steckten Flugtickets. Wir hatten wohl einen bleibenden Eindruck bei den Stewardessen hinterlassen. Ein völlig normales und harmloses Urlaubsabenteuer nahm plötzlich ungeahnte Ausmaße an. Sicher, es kam vor, dass Mädchen sich unglücklich in uns verliebten, aber dann konnte man die Notbremse ziehen, indem wir Lehrer untereinander tauschten oder bei der nächsten Anfrage schon ausgebucht waren. In der Regel aber wollten auch die Mädchen nur ihren Spaß – und keinen Ehemann. (Die meisten hatten ja einen zu Hause.) Diesmal sollte
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