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Ab 1000 Meter wird geduzt!: Aus dem abgefahrenen Leben eines Skilehrers (German Edition)

Ab 1000 Meter wird geduzt!: Aus dem abgefahrenen Leben eines Skilehrers (German Edition)

Titel: Ab 1000 Meter wird geduzt!: Aus dem abgefahrenen Leben eines Skilehrers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willi Mathies
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Italienischkenntnisse, aber ich sorgte mich dennoch um die weitere Kommunikation, gerade in einer Stadt wie Rom, wo ich sicher das Hotel nicht auf Anhieb finden würde. Meine Reiseleiterin war auch keine große Hilfe, da waren also zwei echte Italienprofis unterwegs. Doch das Schicksal meinte es meistens gut mit mir, und so war es auch diesmal. Ein weiterer Reisebus war eingetroffen, und der Reiseleiter kam zielstrebig auf die Bar zu: »Was für eine Überraschung, der Willi! Was machst du denn hier?« Elmar aus Tschaguns im Montafon war ebenfalls Skilehrer und begleitete als Reiseleiter im Sommer Gruppen in den Süden. Er kannte sich in Italien bestens aus, hatte diese Tour schon mehrfach gemacht und beherrschte die Sprache. Elmar setzte sich zu mir, auch er wollte mit seinen Leuten nach Rom, würde dort allerdings einen Tag eher ankommen als wir, denn vor uns lag noch ein Zwischenstopp in Assisi. »Wenn du im Rom angekommen bist, helfe ich dir den Weg zum Hotel zu finden.« Und so verabredeten wir uns zu einem bestimmten Zeitpunkt vor den Toren Roms, die Aussicht auf einen römischen Lotsen beruhigte mich ungemein.
    Den Rest des Abends tauschten Elmar und ich alte Erinnerungen aus, und eine Anekdote jagte die nächste. Wenn zwei Skilehrer sich unterhalten … Doch wir gingen artig zu Bett, dieser Job hier war anders als in Stuben, wo man nach drei Stunden Schlaf schon wieder auf der Piste stehen konnte.
    Am nächsten Morgen lenkte ich meinen Reisebus ca. 180 Kilometer weiter südlich über Perugia nach Assisi und kam vor dem Kloster des heiligen Franz von Assisi zum Stehen. Hier hatten sich schon unzählige Reisebusse und Touristen versammelt, denn der Geburtsort des heiligen Franziskus (1181/1182–1226), Gründer des christlichen Franziskanerordens, zog jährlich Tausende Pilger an. Drei Stunden hatten meine Franzosen nun Zeit, sich das hübsche Örtchen mit mittelalterlicher Stadtmauer, Amphitheater, Festungsruine und all seinen Kirchen und Kathedralen anzusehen.
    Ich machte stattdessen ein kleines Nickerchen, denn ich hatte ja einen »echten Stiefel abzufahren«, doch kaum war ich dem Herrn entschlüpft, klopften meine völlig erschöpften Franzosen schon an die Scheibe und baten um Einlass. Die drei Stunden waren ruckzuck vergangen, für mich weitaus erholsamer als für meine Fahrgäste, die hatten sich in der Mittagssonne von einer Sehenswürdigkeit zur nächsten geschleppt, weshalb die meisten von ihnen hinter mir schnarchten und die grandiose Landschaft zwischen Umbrien und Latium verpassten.
    Und dann endlich war es so weit, wir hatten unser letztes Etappenziel für den heutigen Tag erreicht: Rom, die Ewige Stadt. Hier würden wir übernachten und uns erst am nächsten Morgen wieder auf den Weg machen. Schon damals wimmelte es in der Millionenmetropole von Menschen, Motorrollern und Autos. Nun wollte ich mit meinem Reisebus mitten ins Herz dieser wunderschönen Stadt und war heilfroh, dass ich mich mit meinem Skilehrerkollegen Elmar an der Autostrada, die um die Stadt herumführte, verabredet hatte. Etwas nervös hielt ich Ausschau, und tatsächlich, da stand er mit einem Motorroller, den er sich eigens für diese Aktion ausgeliehen hatte. Elmar winkte und fuhr voraus. Dank meines »Lotsen« steuerte ich den Bus ziemlich entspannt durch die pulsierende Metropole und erreichte auf dem schnellsten Wege das Vier-Sterne-Hotel »Lunetta« im Zentrum von Rom.
    Kaum hatte ich die Türen geöffnet, sprangen meine Schützlinge wie eine aufgescheuchte Hühnerschar heraus und atmeten den Duft der Ewigen Stadt. Auch ich war aufgekratzt und überglücklich hier zu sein, die größte Stadt, die ich bis dato je gesehen hatte. Willi Mathies aus Stuben am Arlberg war in Rom! Dankbar, dass Elmar mich so sicher bis hierher geführt hatte, wollte ich ihn auf ein Getränk einladen. »Aber erst suche ich einen Parkplatz für meinen Bus!« Was von mir so leicht dahergesagt war, entpuppte sich als kleine Odyssee, und die Vorfreude auf diese Stadt mit all seinen fantastischen Sehenswürdigkeiten schrumpfte von Minute zu Minute. Ich lenkte das Riesengefährt durch die von Menschen und Fahrzeugen nur so wimmelnden Straßen und Gassen, mein Blick auf mögliche Parklücken geheftet und nicht auf Colosseum, Pantheon, Engelsburg und Trevibrunnen. Hinter, neben und vor mir wurde ununterbrochen gehupt, und italienische Schimpftiraden, von denen ich nicht wusste, ob sie mir und meinem Bus galten, drangen durch das heruntergekurbelte

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