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Ab 1000 Meter wird geduzt!: Aus dem abgefahrenen Leben eines Skilehrers (German Edition)

Ab 1000 Meter wird geduzt!: Aus dem abgefahrenen Leben eines Skilehrers (German Edition)

Titel: Ab 1000 Meter wird geduzt!: Aus dem abgefahrenen Leben eines Skilehrers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willi Mathies
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Seitenfenster. Irgendwann hatte ich die Nase voll. Es war aussichtslos, und ich war müde, und so stellte ich den Bus einfach wieder vor dem Hotel ab. Den Weg dorthin kannte ich ja bereits. Zur Not würde ich eine Parkgebühr zahlen müssen, aber der Platz schien mir am sichersten.
    Elmar saß bereits in der Hotelbar, und ich lud ihn wie versprochen auf einen Drink ein. Von meinem Parkplatz »direkt vor der Tür« erzählte ich dummerweise nichts, denn dann hätte mein italienerfahrener Kollege mich gewarnt, und der Ärger am nächsten Tag wäre mir erspart geblieben. Nach ein paar Gläsern verabschiedeten wir uns voneinander. Ich war total erschöpft und fiel nach fast 12 Stunden Fahrt in mein Bett, sogar ich war nicht mehr in der Lage, Rom unsicher zu machen. Die Italienerinnen mussten warten.
    Gleich in der Früh am nächsten Morgen machte ich mich auf den Weg zum meinem Bus. Gott sei Dank, er stand noch da. Aber irgendetwas stimmte nicht, das Ding stand schief. Kein Wunder. Beide Vorderräder fehlten! Für solche Fälle war ja auch in Italien wohl die Polizei zuständig, und so suchte ich schleunigst die nächste Dienststelle auf und schimpfte wie ein Italiener: »Entschuldigung, meine Herren! Das darf ja wohl nicht wahr sein!« Die römischen Beamten blieben vollkommen ruhig, lächelten charmant und sagten: »Die Reifen bekommen Sie selbstverständlich wieder – wenn Sie die Geldstrafe bezahlen.« Dabei handelte es sich um umgerechnet 3000 Schilling. Jetzt dämmerte es mir: Nicht irgendwelche Ganoven hatten meine Reifen geklaut, sondern die Polizei!
    Nun kam das nächste Problem auf mich zu, diese große Summe hatte ich nicht in der Hosentasche. Ich rief meinen Chef an, der alles andere als begeistert war, und bat um eine rasche Überweisung. Nun hatten wir eine kleine, unfreiwillige Aufenthaltsverlängerung, die ich aber wieder nicht zum Vergnügen nutzen konnte, denn ich verbrachte die Zeit damit, das Geld zu organisieren und die Reifen wiederzubekommen.
    Kaum ich hatte gezahlt, lagen sie neben meinem Bus. Montieren musste ich natürlich selber, was für mich allerdings das geringste Problem gewesen wäre, hätte ich das nötige Werkzeug gehabt. Mit dem, was mir zur Verfügung stand, konnte ich sie zwar wieder einbauen, aber nicht anständig wuchten. Meine französische Reisegruppe brauchte das allerdings (noch) nicht zu wissen, denn die waren sehr erleichtert, als ich sie endlich zur Stadtrundfahrt in den Bus bat. Drei Tage Sehenswürdigkeiten standen nun auf dem Programm, und ich kurvte von morgens bis abends durch Rom.
    Am Kolosseum, dem größten im antiken Rom erbauten Amphitheater, standen die Reisebusse in Dreierreihen. Die italienischen Kollegen lehnten an ihren Bussen, die sie kreuz und quer auf der Straße abgestellt hatten, rauchten eine Zigarette nach der anderen und scherten sich nicht um hupende Autofahrer. Stand mir anfangs noch der Schweiß auf der Stirn, so wurde ich allmählich entspannter, ich tat es einfach den einheimischen Kollegen nach. Nach Forum Romanum, Kapitol, Piazza Navona und Spanischer Treppe war ich bei Vatikan und Petersdom schon ein alter Hase. Leider sah ich all die beeindruckenden Gebäude nur von außen, ich musste ja bei meinem Bus bleiben, noch einmal wollte ich nichts riskieren, wir hatten nämlich noch ein paar Kilometer zu absolvieren, vor denen es mir allerdings graute. Im Stadtverkehr waren die ungewuchteten Reifen kein Problem, aber auf der Autobahn bei erhöhter Geschwindigkeit würden mir die großen Räder das Leben schwermachen. Als Nächstes stand Neapel auf dem Plan, und auf der kompletten Strecke von 225 Kilometern zitterte mein Lenkrad, der ganze Bus vibrierte. Selbst meine Franzosen machten sorgenvolle Gesichter angesichts der Rütteltour gen Süden, ich konnte sie aber immer wieder beruhigen und aufheitern – wie gut, wenn man einen Entertainer an Bord hat. Die Kapelle auf der Titanic spielte ja auch bis zum Schluss …
    Endlich in Neapel angekommen hatten wir erst einmal einen Tag zu unserer freien Verfügung, den ich auch dringend zur Regeneration brauchte. Ich schlief ein paar Stunden und setzte mich dann in ein kleines Straßencafé und beobachtete das geschäftige Treiben der Neapolitaner. Wie froh ich war, diesem Verkehrschaos für einen Moment entfliehen zu können, denn hier brodelte das südländische Temperament ähnlich gefährlich wie der Vesuv, den ich in der Ferne 1280 Meter hoch über der Stadt erspähte. Abgase mischten sich mit dem Duft

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