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Ab die Post

Ab die Post

Titel: Ab die Post Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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gestanden hatte. Die versengten Dielen knarrten unter ihm, als er direkt in den Saal hinuntersah. Ein kleiner Teil von ihm dachte: Nach dem Wiederaufbau sollte hier ein großes Panoramafenster sein. Das ist eindrucksvoller als Worte.
    Leise Stimmen brummten. Hier und dort schnappte jemand nach Luft. Es waren auch viele Kunden zugegen, trotz der frühen, nebligen Stunde. Für ein Gebet ist es nie zu spät.
    »Ist alles in Ordnung, Herr Grütze?«, rief Feucht nach unten. Der Alte winkte mit etwas Weißem.
    »Die neueste Ausgabe der Times, Herr!«, rief Grütze. »Gerade gekommen! Gilt steht auf der Titelseite! Wo du sonst gewesen bist, Herr! Es wird dir nicht gefallen, Herr!«
     
    Wäre Feucht von Lipwig aufgewachsen, um Clown zu werden, hätte er Vorstellungen und Zirkusse besucht und den Königen des Närrischen zugesehen. Er hätte die gut geworfene Sahnetorte bewundert, sich die neue Sache mit der Leiter und dem Tüncheeimer gemerkt und aufmerksam jedes achtlos jonglierte Ei beobachtet. Er hätte sich Notizen gemacht, während die übrigen Zuschauer sich alles mit einer angemessenen Mischung aus Schrecken, Ärger und Verzweiflung ansahen.
    Jetzt betrachtete er wie ein Lehrling das Werk eines Meisters und las Reacher Gilts Worte in der noch feuchten Zeitung.
    Es war Unsinn, aber von einem Experten ersonnen. Man musste die Art und Weise bewundern, in der völlig unschuldige Worte niedergeschlagen, vergewaltigt, ihrer wahren Bedeutung und ihres Anstands beraubt wurden, um dann für Reacher Gilt auf den Strich geschickt zu werden, obwohl »synergetisch« vermutlich von Anfang an eine Hure gewesen war. Die Probleme des Großen Strangs gingen ganz offensichtlich auf einen geheimnisvollen Krampf des Universums zurück und hatten überhaupt nichts zu tun mit Habgier, Arroganz und vorsätzlicher Dummheit. Sicher, dem Management des Großen Strangs waren Fehler unterlaufen – das heißt, »gut gemeinte Entscheidungen, die im Rückblick betrachtet leider den einen oder anderen Fehler enthielten« –, aber zu den meisten von ihnen war es gekommen, »während vom früheren Management begangene, fundamentale systemische Fehler korrigiert wurden«. Niemandem tat irgendetwas Leid, denn kein lebendes Geschöpf hatte irgendetwas falsch gemacht. Schlimme Dinge waren durch spontane Entstehung in einer sonderbaren, frostigen, geometrischen Anderswelt entstanden und »sehr bedauerlich«. { * }
    Der Times-Reporter hatte sich bemüht, aber nur eine Massenflucht hätte Reacher Gilt an seinem verrückten Angriff auf die Bedeutung von Bedeutung hindern können. Beim Großen Strang ging es »um Menschen«, und der Reporter hatte es versäumt zu fragen, was damit gemeint war. Und dann die Sache mit »unserer Mission«…
    Feucht spürte, wie ihm die Galle hochkam, bis er das Gefühl hatte, Löcher in Stahlblech spucken zu können. Bedeutungslose, dumme Worte von Leuten ohne Wissen oder Intelligenz oder irgendeinem Geschick jenseits der Fähigkeit, das Kapitel des Ausdrucks zu verwässern. Der Große Strang war für alles, von Leben und Freiheit bis hin zu Mamas selbst gemachtem Kummervollen Pudding. Er war für alles, außer für irgendetwas.
    Durch rosaroten Dunst sah Feucht die Zeile: »Es geht uns vor allem um Sicherheit.« Warum waren die Bleitypen nicht geschmolzen? Wieso hatte das Papier nicht Feuer gefangen, anstatt eine solche Widerlichkeit zu tragen? Die Druckerpresse hätte sich verziehen, die Walze hätte brechen müssen…
    Dies war schlimm. Und dann sah Feucht Gilts Antwort auf eine hastig gestellte Frage über das Postamt.
    Reacher Gilt liebte das Postamt und begrüßte seine lobenswerten kleinen Bemühungen. Er war sehr dankbar für die Hilfe des Postamts in dieser schwierigen Zeit und freute sich auf zukünftige Zusammenarbeit, obwohl es in der realen, modernen Welt nie wirklich mit dem Großen Strang konkurrieren konnte, es sei denn in einem sehr begrenzten lokalen Bereich. Immerhin musste jemand die Rechnungen für die Klacker zustellen, ho ho…
    Es war meisterhaft. Was für ein Mistkerl.
    »Äh… ist alles in Ordnung mit dir?«, fragte Fräulein Liebherz. »Könntest du vielleicht aufhören zu schreien?«
    »Was?« Der rosarote Dunst löste sich auf.
    Alle im Saal sahen ihn mit offenem Mund und großen Augen an. Wässrige Tinte tropfte von Postamtstiften; Briefmarken trockneten auf Zungen.
    »Du hast geschrien«, sagte Fräulein Liebherz. »Geflucht, um ganz genau zu sein.«
    Fräulein Makkalariat bahnte sich einen Weg

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