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Ab die Post

Ab die Post

Titel: Ab die Post Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Kniehöhe und war offenbar mit Buntstiften geschrieben worden: »Golms sind Aus Kaka.« Wie schön zu sehen, dass die guten alten Traditionen idiotischer Engstirnigkeit schon frühzeitig weitergegeben wurden.
    Die Tollen Schwestern, dachte Feucht. Sie wohnt bei ihrer Tante. Hatte sie jemals den Namen der Tante erwähnt? Er lief in die entsprechende Richtung.
    Die Tollen Schwestern waren einmal ein Dorf gewesen, bevor die Stadt darüber hinweggewachsen war. Ihre Bewohner glaubten noch immer, anders zu sein als die übrigen Bürger von Ankh-Morpork. Sie hatten eigene Bräuche – Hundehaufenmontag, Allenadelnhoch – und fast eine eigene Sprache. Feucht kannte sich dort nicht aus. Er ging durch schmale Straßen, sah sich verzweifelt um und hielt… wonach Ausschau? Nach einer Rauchsäule?
    Eigentlich war das gar keine schlechte Idee…
    Er erreichte das Haus acht Minuten später und hämmerte an die Tür. Zu seiner Erleichterung öffnete die junge Frau und sah ihn an.
    »Wie?«, fragte sie.
    »Tabakwarenhändler«, antwortete Feucht. »Es gibt hier nicht viele Frauen, die hundert Stück am Tag rauchen.«
    »Was willst du, Herr Clever?«
    »Wenn du mir hilfst, mache ich Gilt fertig«, sagte Feucht. »Hilf mir. Bitte! Bei meiner Ehre als absolut nicht vertrauenswürdiger Mann?«
    Das brachte ihm ein kurzes Lächeln ein, das aber sofort wieder dem normalen Gesichtsausdruck des tiefen Argwohns wich. Nach einem inneren Konflikt wurde eine Entscheidung getroffen.
    »Komm mit ins Wohnzimmer«, sagte Fräulein Liebherz und öffnete die Tür ganz.
    Der Raum war klein, dunkel und voller Achtbarkeit. Feucht saß auf der Kante eines Stuhls und versuchte, nichts zu verrücken, während er die Ohren spitzte und den Frauenstimmen im Flur lauschte. Dann kam Fräulein Liebherz herein und schloss die Tür hinter sich.
    »Ich hoffe, deine Familie hat nichts gegen meinen Besuch«, sagte Feucht. »Ich…«
    »Ich habe ihnen gesagt, dass du mir den Hof machst«, erwiderte Fräulein Liebherz. »Dafür sind Wohnzimmer da. Du hättest die Tränen der Freude und der Hoffnung in den Augen meiner Mutter sehen sollen. Nun, was willst du?«
    »Erzähl mir von deinem Vater«, sagte Feucht. »Ich muss wissen, wie der Große Strang übernommen wurde. Hast du noch irgendwelche Dokumente?«
    »Die nützen nichts. Ein Anwalt hat sie sich angesehen und gemeint, damit hätte es kaum einen Sinn, vor Gericht zu ziehen…«
    »Ich habe vor, mich an ein höheres Gericht zu wenden«, sagte Feucht.
    »Ich meine, viele Dinge können wir nicht beweisen, es fehlt ein konkreter Beweis…«, wandte Fräulein Liebherz ein.
    »Ich brauche keinen«, sagte Feucht.
    »Der Anwalt meinte, es wären viele Monate Arbeit nötig, um…«, fuhr Fräulein Liebherz fort, auf der Suche nach einem Haken.
    »Ich lasse jemand anderen dafür bezahlen«, sagte Feucht. »Hast du Bücher? Hauptbücher oder etwas in der Art?«
    »Was hast du vor?«, fragte Fräulein Liebherz.
    »Es ist besser, wenn du nicht Bescheid weißt. Wirklich. Ich weiß, was ich tue, Spike. Aber du solltest es nicht wissen.«
    »Es gibt da einen großen Kasten mit Papieren«, sagte Fräulein Liebherz unsicher. »Vielleicht könnte ich ihn… hier drinlassen, während ich sauber mache…«
    »Gut.«
    »Aber kann ich dir trauen?«
    »In dieser Sache? Bei den Göttern, nein! Dein Vater hat Gilt getraut, und sieh nur, was geschehen ist! An deiner Stelle würde ich mir nicht trauen, an meiner Stelle schon.«
    »Es ist komisch, Herr Lipwig, aber je öfter du mir sagst, wie wenig vertrauenswürdig du bist, umso mehr vertraue ich dir«, sagte Fräulein Liebherz.
    Feucht seufzte. »Ja, ich weiß, Spike. Scheußlich, nicht wahr? So ist es mit den Menschen. Könntest du bitte den Kasten holen?« Sie erfüllte ihm diesen Wunsch mit verwirrt gerunzelter Stirn.
    Es dauerte den ganzen Nachmittag, und selbst danach war Feucht nicht sicher, aber er hatte ein kleines Notizbuch mit Gekritzel gefüllt. Es war, als hielte man in einem Fluss voller Algen nach Piranhas Ausschau. Viele Knochen lagen auf dem Grund. Zwar glaubte man manchmal, ein silbernes Blitzen gesehen zu haben, aber man konnte nicht sicher sein, ob es wirklich ein Fisch gewesen war. Um Gewissheit zu erlangen, musste man hineinspringen.
     
    Um halb fünf herrschte auf dem Hier-gibt’s-alles-Platz dichtes Gedränge.
    Das Wundervolle an dem goldenen Anzug und der Flügelmütze war: Wenn Feucht beides ablegte, war er nicht mehr er selbst, sondern eine unbekannte Person mit

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