Ab die Post
sagte Stanley. »Damit er fliegen und die Mitteilungen mit der Geschwindigkeit von… Mitteilungen überbringen konnte.«
Eine kleine Schweißperle tropfte von Grützes Stirn. »Hauptsächlich an der Mütze und an den Fußknöcheln, ja«, sagte er. »Äh… aber nicht nur dort.«
Stanley betrachtete das Bild. »Oh, ja. Das ist mir schon aufgefallen. Er hat auch Flügel an…«
»Am Feigenblatt«, warf Grütze rasch ein. »So nennen wir das.«
»Warum hat er da ein Feigenblatt?«, fragte Stanley.
»Oh, alle hatten dort eins in der alten Zeit, weil die Leute klassisch waren«, sagte Grütze, erleichtert darüber, sich vom Kern der Sache entfernen zu können. »Es ist ein Feigenblatt. Von einem Feigenbaum.«
»Haha, dann müssten sich die klassischen Leute heute etwas einfallen lassen, denn hier gibt es keine Feigenbäume!«, sagte Stanley, als hätte er gerade den Fehler in einem seit langem geltenden Dogma entdeckt.
»Ja, Junge, bravo, aber es war ohnehin aus Blech«, erwiderte Grütze geduldig.
»Und die Flügel?«, fragte Stanley.
»Vermutlich dachten die Leute, je mehr Flügel, desto besser«, sagte Grütze.
»Ja, aber angenommen, die Flügel an der Mütze und an den Fußknöcheln würden aufhören zu schlagen, dann hinge er an…«
»Stanley! Es ist nur eine Statue! Reg dich nicht auf! Beruhig dich! Du willst… sie doch nicht wecken, oder?«
Stanley ließ den Kopf hängen. »Sie haben wieder zu mir… geflüstert, Herr Grütze«, sagte er leise.
»Ja, Stanley. Sie flüstern auch zu mir.«
»Ich weiß noch, als sie das letzte Mal in der Nacht gesprochen haben, Herr Grütze«, sagte Stanley mit zitternder Stimme. »Ich habe die Augen geschlossen und immer noch die Schrift gesehen…«
»Ja, Stanley. Sei unbesorgt. Versuch, nicht daran zu denken. Herr Lipwig ist schuld daran, er schafft Unruhe. Lass die Dinge auf sich beruhen, sage ich. Aber sie hören nie auf mich, und was passiert dann? Sie lernen es auf die unangenehme Weise.«
»Es scheint erst gestern gewesen zu sein, als die Wächter die Kreidelinie um Herrn Unbeständig gemalt haben«, sagte Stanley und erbebte. »Er lernte es auf sehr unangenehme Weise!«
»Beruhig dich, beruhig dich«, sagte Grütze und klopfte ihm sanft auf die Schulter. »Du rufst sie hierher. Denk an Nadeln.«
»Aber es ist schrecklich, Herr Grütze, sie bleiben nie lange genug, um dich zum Senior-Postboten zu befördern!«
Grütze schniefte. »Genug davon. Das ist nicht wichtig, Stanley«, sagte er, sein Gesicht wie ein Gewitter.
»Ja, Herr Grütze, aber du bist ein alter Mann und noch immer nur Junior-Postb…«, beharrte Stanley.
»Genug davon, habe ich gesagt, Stanley! Heb die Lampe wieder an. Gut. So ist es besser. Ich lese eine Seite aus dem Buch der Vorschriften, die sie immer beruhigt.« Grütze räusperte sich. »Ich lese nun aus dem Buch der Vorschriften, Abschnitt Zustellzeiten (Stadtgebiet), (Sonntag und Oktotag ausgenommen)«, verkündete er. »Der Text lautet: ›Für die jeweiligen Zustellungen innerhalb von Ankh-Morpork sollten Briefe in den städtischen Annahmestellen bis um folgende Uhrzeiten aufgegeben werden: um acht Uhr abends für die erste Zustellung; um acht Uhr morgens für die zweite Zustellung; um zehn Uhr morgens für die dritte Zustellung; um zwölf Uhr mittags für die vierte Zustellung; um zwei Uhr nachmittags für die fünfte Zustellung; um vier Uhr nachmittags für die sechste Zustellung; um sechs Uhr abends für die siebte Zustellung.‹ Dies sind die Zeiten, und ich habe sie verlesen.« Grütze stand einige Sekunden lang mit gesenktem Kopf, bevor er das Buch schloss.
»Warum machen wir dies, Herr Grütze?«, fragte Stanley demütig.
»Wegen der Hüh-bris«, antwortete Herr Grütze. »Das war’s. Hüh-bris hat das Postamt ruiniert. Hüh-bris und Habgier und der Absolut Bekloppte Johnson und das Neue Pieh.«
»Das Neue Pieh, Herr Grütze? Aber wie konnte ein Pieh…«
»Frag nicht, Stanley. Es ist eine komplizierte Geschichte, und es kommen keine Nadeln darin vor.«
Sie löschten die Kerzen und gingen.
Als sie fort waren, begann ein leises Flüstern.
3
Unsere eigene Hand oder keine
Unser Held lernt die Welt der Nadeln kennen – Der Apos’troph des Gemüsehändler’s – M.E.L.K.G. – Der Pfad des Schicksals – Die Golem-Dame – Die Angelegenheit des Geschäfts und die Natur der Freiheit werden erneut besprochen – Mitarbeiter Brian zeigt Eifer
» A ufstehen, Herr Lipwick. Dein zweiter Tag als
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