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Ab die Post

Ab die Post

Titel: Ab die Post Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Golem.
    »Warum weißt du dann nicht…«, begann Feucht.
    »Es Waren Zweihundertvierzig Jahre, Herr Lipwick«, sagte der Golem.
    »Was?«
    »Die Zeit, Die Ich In Einem Tiefen Loch Verbracht Habe, Herr Lipwick.«
    »Wovon redest du da?«, fragte Feucht.
    »Von Der Zeit, Die Ich In Einem Tiefen Loch Verbracht Habe, Herr Lipwick. Pumpe Ist Nicht Mein Name, Herr Lipwick, Sondern Meine Beschreibung. Pumpe. Pumpe 19, Um Ganz Genau Zu Sein. Ich Habe Ganz Unten In Einem Dreißig Meter Tiefen Loch Gestanden Und Wasser Gepumpt. Zweihundertvierzig Jahre Lang, Herr Lipwick. Aber Jetzt Wandle Ich Im Sonnenschein. Das Ist Besser, Herr Lipwick. Das Ist Besser!«
     
    In dieser Nacht starrte Feucht an die Decke. Nur ein knapper Meter trennte ihn von ihr. Etwas weiter entfernt hing eine Sicherheitslaterne mit einer Kerze drin. Stanley hatte darauf bestanden, aus gutem Grund. Das ganze Gebäude war wie eine Bombe. Der Junge hatte ihm den Weg hierher gezeigt; Grütze schmollte irgendwo. Der Alte hatte Recht, verdammt. Er brauchte Grütze. Grütze war praktisch das Postamt.
    Ein langer Tag lag hinter ihm, und in der vergangenen Nacht hatte Feucht nicht gut geschlafen, was vermutlich daran lag, dass er über Herrn Pumpes Schulter gehangen hatte und dann und wann von einem zornigen Pferd getreten worden war.
    Er hätte lieber darauf verzichtet, an diesem Ort zu schlafen, aber ein anderes Quartier stand ihm nicht zur Verfügung, und in dieser bienenstockartigen Stadt waren Unterkünfte sehr teuer. Der Umkleideraum erschien ihm alles andere als attraktiv. Deshalb war er auf diesen Haufen aus alten Briefen geklettert, in dem Zimmer, das eigentlich sein Büro sein sollte. Es war kein so großes Ungemach. Ein Geschäftsmann wie er musste lernen, in allen Arten von Situationen schlafen zu können, zum Beispiel nur durch eine Wand von einem wütenden Mob getrennt. Der Haufen aus Briefen war wenigstens trocken und warm und enthielt keine Waffen mit scharfen Schneiden.
    Papier knisterte unter ihm, als er nach einer bequemen Position suchte. Aufs Geratewohl zog er einen Brief heraus. Er war an jemanden gerichtet, der Antimony Parker hieß und in Hoher Schlag 1 wohnte. Auf der Rückseite des Umschlags stand in Großbuchstaben M.E.L.K.G. Feucht öffnete ihn mit dem Fingernagel. Das Papier im Umschlag zerbröckelte fast, als er es berührte.
     
Teuerster Timony!
Ja! Warum sollte eine Frau, sich der großen Ehre bewusst, die ihr ein Mann erweist, zu einer solchen Zeit die spröde Range spielen! Ich weiß, dass du mit Papa gesprochen hast, und natürlich bin ich willig, die Frau des nettesten, wundervollsten…
     
    Feucht sah auf das Datum des Briefes. Er war vor einundvierzig Jahren geschrieben worden.
    Er neigte nicht zur Introspektion, denn das konnte in seiner Branche von Nachteil sein, aber er fragte sich, ob – er sah erneut auf den Brief – »deine dich liebende Agnathea« jemals Antimony geheiratet hatte oder ob jene Liebe in diesem Friedhof aus Papier gestorben war.
    Feucht schauderte, steckte den Brief in die Jackentasche und nahm sich vor, Grütze zu fragen, was M.E.L.K.G. bedeutete. »Herr Pumpe!«, rief er.
    Ein leises Rumpeln kam von der Ecke des Raums, wo der Golem hüfthoch in Post stand.
    »Ja, Herr Lipwick?«
    »Gibt es keine Möglichkeit für dich, die Augen zu schließen? Ich kann nicht schlafen, während mich zwei rot glühende Augen beobachten. Es ist… es ist ein Kindheitstrauma.«
    »Entschuldigung, Herr Lipwick. Ich Könnte Mich Umdrehen.«
    »Das genügt nicht. Ich wüsste, dass du noch immer da bist. Außerdem wird das Glühen von den Wänden reflektiert. Meine Güte, wohin könnte ich schon fliehen?«
    Der Golem dachte darüber nach. »Ich Gehe In Den Flur, Herr Lipwick«, entschied er und begann, in Richtung Tür zu waten.
    »In Ordnung«, sagte Feucht. »Und morgen früh suchst du mein Schlafzimmer, klar? In einigen Büros ist noch Platz unter der Decke. Du kannst die Post dorthin bringen.«
    »Herr Grütze Mag Es Nicht, Wenn Man Die Post Bewegt, Herr Lipwick«, polterte der Golem.
    »Herr Grütze ist nicht der Postminister, Herr Pumpe. Das bin ich.«
    Bei den Göttern, der Wahnsinn steckt an, dachte Feucht, als das Glühen des Golems draußen in der Dunkelheit verschwand. Ich bin nicht der Postminister. Ich bin ein armes Schwein, das Opfer eines… Experiments. Welch ein Ort! Welch eine Situation! Wer würde einem bekannten Kriminellen ein wichtiges Regierungsressort anvertrauen? Abgesehen vom durchschnittlichen

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