Ab die Post
seine Nerven zu beruhigen. Vorsichtig hob er das dunkelrote Tuch, das, wie sich herausstellte, einen Papageienkäfig bedeckte. Er enthielt einen Kakadu, der auf seiner Sitzstange wild auf und ab tanzte.
»Zwölfeinhalb Prozent! Zwölfeinhalb Prozent!« Pferdeschmor lächelte.
»Ah, du hast Alfons kennen gelernt«, sagte Reacher Gilt. »Welchem Umstand verdanke ich dieses unerwartete Vergnügen, Ferdinand?« Hinter ihm schloss sich die Tür in ihrem mit Filz ausgelegten Rahmen, und das Geräusch ferner Musik verklang.
Pferdeschmor drehte sich um, und der kurze Moment der Erheiterung verschwand sofort im furchterfüllten Durcheinander seiner Seele. Gilt, eine Hand in der Tasche einer prächtigen Smokingjacke, richtete einen fragenden Blick auf ihn.
»Man beobachtet mich, Reacher!«, entfuhr es Pferdeschmor. »Vetinari hat einen seiner…«
»Bitte! Setz dich, Ferdinand. Ich glaube, du brauchst einen großen Brandy.« Er rümpfte die Nase. »Vielleicht sollte ich sagen: noch einen großen Brandy«
»Da lehne ich nicht ab! Ich habe mir ein Gläschen genehmigt, um meine Nerven zu beruhigen! Was für ein Tag!« Pferdeschmor ließ sich in einen Ledersessel sinken. »Weißt du, dass fast den ganzen Nachmittag über ein Wächter draußen vor der Bank stand?«
»Ein dicker Mann?«, fragte Gilt und reichte ihm ein Glas. »Im Rang eines Feldwebels?«
»Dick, ja. Den Rang habe ich nicht bemerkt.« Pferdeschmor schniefte. »Ich hatte noch nie etwas mit der Wache zu tun.«
»Ich schon«, sagte Gilt und verzog schmerzerfüllt das Gesicht, als er sah, auf welche Weise Pferdeschmor den erlesenen Brandy trank. »Und ich weiß, dass Feldwebel Colon nicht etwa deshalb gern in der Nähe von großen Gebäuden steht, weil er befürchtet, dass sie gestohlen werden könnten, sondern um in ihrem Windschatten zu rauchen. Er ist ein Clown, den man nicht fürchten muss.«
»Ja, aber heute Morgen kam ein Finanzbeamter, um mit dem alten Narren Käsenburg zu reden…«
»Ist das ungewöhnlich, Ferdinand?«, fragte Gilt in beruhigendem Tonfall. »Lass mich dein Glas auffüllen…«
»Finanzbeamte kommen ein- oder zweimal im Monat«, räumte Pferdeschmor ein und streckte die Hand mit dem Glas aus. »Aber…«
»Also ist es nicht ungewöhnlich. Du siehst Gespenster, mein lieber Ferdinand.«
»Vetinari spioniert mir nach!«, platzte es aus Pferdeschmor heraus. »Ein Mann in Schwarz hat heute Abend das Haus beobachtet! Ich habe ein Geräusch gehört, aus dem Fenster gesehen und ihn in einer Ecke des Gartens bemerkt!«
»Vielleicht ein Dieb?«
»Nein, ich habe bei der Gilde alles bezahlt! Und ich bin sicher, dass heute Nachmittag jemand im Haus gewesen ist. In meinem Büro sind gewisse Dinge bewegt worden. Ich bin besorgt, Reacher! Für mich steht viel auf dem Spiel. Wenn es zu einer Untersu…«
»Du weißt, dass das nicht der Fall sein wird.« Gilts Stimme war wie Honig.
»Ja, aber ich kann mir die Papiere nicht beschaffen, nicht jetzt, nicht bevor sich der alte Käsenburg in den Ruhestand zurückzieht. Und Vetinari hat da diese kleinen, du weißt schon, wie nennt man sie… Mitarbeiter, weißt du, die sich die ganze Zeit über irgendwelche Zettel ansehen! Sie kommen dahinter, bestimmt! Wir haben den Großen Strang mit seinem eigenen Geld gekauft!«
Gilt klopfte ihm auf die Schulter. »Beruhige dich, Ferdinand. Es wird nichts schief gehen. Du denkst auf die alte Art an Geld. Geld ist keine Sache und nicht einmal ein Vorgang. Geld ist ein geteilter Traum. Wir träumen, dass eine kleine Scheibe aus gewöhnlichem Metall den Preis einer großen Mahlzeit wert ist. Wenn man aus dem Traum erwacht, kann man in einem Meer aus Geld schwimmen.«
Die Stimme war fast hypnotisch, doch Entsetzen trieb Pferdeschmor an. Seine Stirn glänzte.
»Dann pinkelt Grünlich hinein!«, sagte er scharf, und verzweifelte Bosheit glitzerte in seinen kleinen Augen. »Erinnerst du dich an den Turm gegendrehwärts von Lancre, der uns vor einigen Monaten Probleme machte? Als man uns sagte, es läge an den Hexen, die mit den Türmen kollidierten? Ha! Nur beim ersten Mal war es eine Hexe! Dann bestach Grünlich zwei der neuen Turmmänner, damit sie eine Betriebsstörung verursachten, und einer von ihnen ritt wie der Teufel zum nächsten Unten-Turm und schickte ihm die Marktzahlen von Gennua zwei Stunden bevor die anderen sie erhielten! Das versetzte ihn in die Lage, alle getrockneten Krabben aufzukaufen. Und getrocknete Fischblasen. Und getrocknete Garnelen. So was
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