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Ab die Post

Ab die Post

Titel: Ab die Post Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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anderen, und kaskadenartig die Treppe hinunterrutschten.
    Steifbeinig ging er zur nächsten Etage hoch und fand dort eine weitere matt erhellte Tür, doch diesmal trat er zur Seite, bevor er sie öffnete. Der Druck der Post rammte ihm die Tür gegen die Beine, und das Geräusch der toten Briefe war ein trockenes Flüstern, als sie durch die Dunkelheit strömten. Es hörte sich fast wie Fledermäuse an. Das ganze Gebäude voller toter Briefe, die in der Finsternis miteinander flüsterten, während ein Mann zu Tode stürzte…
    Mehr davon, und er würde enden wie Grütze, vollkommen durchgedreht. Aber hier gab es noch mehr. Irgendwo musste eine Tür sein…
    Sein Kopf war über die ganze Wand verteilt…
    Hör mal, sagte er zu seiner Vorstellungskraft, wenn du nicht endlich damit aufhörst, nehme ich dich nie wieder mit.
    Aber sie blieb weiter am Werk, mit ihrer üblichen Hinterlist. Er hatte nie jemandem auch nur ein Haar gekrümmt. Er war immer lieber geflohen, als zu kämpfen. Und Mord… Mord war absolut. Man konnte nicht 0,021 eines Mords begehen. Aber Pumpe schien das aus irgendeinem Grund für möglich zu halten. Sicher, durch ein Verbrechen konnten sich Folgen ergeben, die anderen Personen… Unannehmlichkeiten bereiteten, aber… was war mit Bankiers, Hauswirten und Barkeepern? »Hier ist dein doppelter Brandy, Herr, und ich habe dich 0,0003 umgebracht.« Was die Leute machten, beeinflusste alle anderen Leute, früher oder später.
    Außerdem waren viele seiner Verbrechen gar keine Verbrechen. Zum Beispiel der Ringtrick. Er behauptete nie, dass es ein Diamantring war. Und es deprimierte ihn zu sehen, wie schnell ehrliche Bürger die Gelegenheit nutzten, einen armen, verblödeten Reisenden auszunehmen. Das konnte einem den Glauben an die menschliche Natur nehmen, wenn man einen hatte. Und abgesehen davon…
    Auch im dritten Stock löste sich eine Lawine aus Briefen, und als sie nachließ, versperrte im Korridor noch immer eine Wand aus Papier den Weg. Einige Umschläge lösten sich daraus und drohten mit einem weiteren Schwall, als Feucht näher trat.
    Eigentlich wäre er lieber zurückgekehrt, aber die Treppe war jetzt unter rutschenden Briefen begraben, und dies war nicht der richtige Zeitpunkt, ohne Schnee Ski fahren zu lernen.
    Der fünfte Stock musste leer sein. Wie sonst hätte Backenbart dort die Treppe für seinen Termin mit der Ewigkeit erreichen können? Und ja, auf dem Treppenabsatz in der vierten Etage bemerkte Feucht ein schwarzgelbes Seil auf einem Hügel aus Briefen. Die Wache war hier gewesen. Trotzdem öffnete Feucht die Tür, ebenso vorsichtig wie die Wächter.
    Einige Briefe fielen heraus, aber die Hauptlawine war bereits abgegangen. Einen Meter weiter ragte die vertraute Wand aus Briefen auf, so dicht gepackt wie Gesteinsschichten. Auch hier hatte sich ein Wächter aufgehalten und versucht, die Postbarriere zu durchdringen – Feucht sah das Loch. Jemand hatte den Arm hineingestreckt, so wie Feucht jetzt. Und die Finger jenes Wächters hatten nur weitere zusammengepresste Briefe berührt.
    Von hier aus hatte niemand die Treppe erreicht, denn die Wand aus Briefen war an dieser Stelle fast zwei Meter dick…
    Feucht setzte seinen Weg nach oben fort, brachte vorsichtig eine Stufe nach der anderen hinter sich und war auf halbem Wege zur fünften Etage, als er hörte, wie weiter unten der Briefrutsch begann.
    Er musste die Postbarriere irgendwie destabilisiert haben. Sie kam jetzt aus dem Korridor, ebenso unaufhaltsam wie ein Gletscher. Als der vordere Rand die Treppe erreichte, brachen Stücke aus Briefen ab und fielen in die Tiefe. Weit unten knarrte Holz und gab nach. Die Treppe erbebte.
    Feucht eilte die letzten Stufen zum fünften Stock hinauf, griff dort nach der Tür, öffnete sie und hielt sich fest, als eine weitere Postlawine an ihm vorbeiströmte. Alles zitterte jetzt. Mit einem lauten Knacken gab der Rest der Treppe nach, und Feucht hing am Türgriff, während Briefe an ihm vorbeifielen.
    Er baumelte und hielt die Augen geschlossen, bis es wieder still geworden war, abgesehen von einem gelegentlichen Knarren in der Tiefe.
    Die Treppe existierte nicht mehr.
    Mit großer Vorsicht hob Feucht den Fuß, bis er die Kante des Flurs fühlte. Er wagte nicht einmal zu atmen, als er eine Hand vom Türgriff auf dieser Seite löste und nach dem auf der anderen Seite tastete, während auch sein anderer Fuß den Boden des Korridors fand. Langsam zog er sich in den Flur, inzwischen beide Hände am

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