Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ab die Post

Ab die Post

Titel: Ab die Post Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
die Kutsche ab, kümmerte sich um das Pferd und ging zu dem kleinen Taubenschlag hinterm Haus. Diese Tauben waren groß und gut genährt, nicht wie die kranken Dachratten der Stadt. Er wählte eine dicke aus, zog ihr geschickt einen Mitteilungsring auf das Bein und warf sie in die Nacht.
    Die Tauben von Ankh-Morpork waren recht intelligent für Tauben. Dummheit führte in dieser Stadt zu einer geringen Lebenserwartung. Dieses Exemplar würde bald Herrn Gryles Dachquartier finden, aber es ärgerte Igor, dass er seine Tauben nie zurückbekam.
     
    Alte Umschläge bildeten Hügel, als Feucht zornig durch die aufgegebenen Räume des Postamts watete. Er war in der Stimmung, Löcher in Wände zu treten. Gefangen fühlte er sich. Gefangen. Er hatte sich alle Mühe gegeben. Vielleicht gab es an diesem Ort wirklich einen Fluch. Grütze wäre ein guter Name dafür…
    Er öffnete eine Tür und fand sich auf einem großen Kutschenhof wieder, um den das Postamt ein U bildete. Er wurde noch immer benutzt. Der Kutschenhof hatte den Niedergang des Postamtes überlebt, wusste Feucht aus Grützes Schilderungen. Er war nützlich und bekannt, außerdem gab es dort viele Pferde. Pferde konnte man nicht einfach unter Dielen quetschen oder auf dem Dachboden verstauen. Sie mussten gefüttert werden. Es hatte einen mehr oder weniger nahtlosen Übergang gegeben: Die Kutscher hatten alles übernommen und einen Passagierdienst eingerichtet.
    Feucht beobachtete, wie eine voll besetzte Kutsche vom Hof rollte. Dann weckte eine Bewegung weiter oben seine Aufmerksamkeit.
    An die Klackertürme hatte er sich inzwischen gewöhnt. Manchmal gewann man den Eindruck, dass auf jedem Dach einer gewachsen war. In den meisten Fällen waren es die neuen Klappenboxen, von der Gesellschaft des Großen Strangs installiert. Aber es gab auch noch die altmodischen Arm-Semaphore und sogar Signalfahnen, die Nachrichten nur langsam und ausschließlich per Sichtkontakt übermittelten, und dafür blieb im dichter werdenden Wald aus Türmen immer weniger Platz übrig. Wer mehr wollte als den Basisdienst, wandte sich an eine der Klackergesellschaften und mietete einen kleinen Klappenturm mit einem Wasserspeier drin, der eintreffende Nachrichten bemerkte, und einen Zugang zu den Rückmeldetürmen. Wenn man richtig reich war, leistete man sich auch einen ausgebildeten Semaphoristen. Und man bezahlte. Feucht interessierte sich nicht für Technologie, aber so wie er das verstand, war der Preis so etwas wie ein Arm oder ein Bein oder beides.
    Doch diese Beobachtungen umkreisten sein Gehirn wie planetare Gedanken einen zentralen solaren Gedanken: Warum zum Teufel haben wir einen Turm?
    Er stand eindeutig auf dem Dach. Feucht konnte ihn sehen und hörte auch das ferne Rasseln der Klappen. Und er war sicher, einen Kopf bemerkt zu haben, bevor sich die dazu gehörende Gestalt weggeduckt hatte.
    Warum haben wir einen Turm da oben, und wer benutzt ihn?
    Er eilte ins Innere des Gebäudes zurück. Eine Treppe zum Dach hatte er nie gesehen, aber wer wusste, was sich hinter den Briefbergen am Ende blockierter Flure verbarg…
    Feucht schob sich durch einen mit Postsäcken gefüllten Korridor und erreichte eine Stelle, wo eine große, verriegelte Doppeltür auf den Hof ging. Dort führte eine Treppe nach oben. Kleine Sicherheitslampen tröpfelten ein wenig Licht in die Dunkelheit weiter oben. So ist das hier im Postamt, dachte Feucht. Die Vorschriften verlangen eine beleuchtete Treppe, deshalb wird sie beleuchtet, obwohl sie seit Jahrzehnten niemand mehr benutzt, abgesehen vom Lampenanzünder Stanley.
    Feucht sah auch einen alten Lastenaufzug, eine jener gefährlichen Vorrichtungen, die betrieben wurden, indem man Wasser in und aus einem großen Regentank auf dem Dach pumpte, aber er wusste nicht, wie man den Lift benutzte. Und selbst wenn er es gewusst hätte – er wäre nicht bereit gewesen, sich ihm anzuvertrauen. Grütze hatte davon gesprochen, dass er nicht mehr funktionierte.
    Am Fuß der Treppe, verblasst, aber immer noch zu erkennen, sah er einen mit Kreide gezeichneten Umriss. Die Arme und Beine befanden sich nicht in einer bequemen Position.
    Feucht schluckte und streckte die Hand nach dem Geländer aus.
    Er ging die Treppe hinauf.
    Im ersten Stock war eine Tür. Sie ließ sich leicht öffnen. Sie sprang auf, als er den Griff berührte, und ein Ungeheuer aus Post schnellte Feucht entgegen. Er schwankte und wimmerte, als die Briefe an ihm vorbeiglitten, ein Schwarm nach dem

Weitere Kostenlose Bücher