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Ab die Post

Ab die Post

Titel: Ab die Post Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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sein Programm aufnehmen kann«, murmelte Feucht und sah dabei zur Decke hoch.
    »Wie bitte, Herr?«
    »Oh, nichts. Ich sollte jetzt besser gehen und mit den Kutschenleuten reden. Bitte such Herrn Pumpe. Er soll zwei der anderen Golems mitbringen. Ich möchte… Leute beeindrucken.«
     
    Igor öffnete die Tür, an die jemand geklopft hatte.
    Es stand niemand da. Er trat nach draußen und sah nach rechts und links über die Straße.
    Niemand zu sehen.
    Er kehrte ins Haus zurück, schloss die Tür… und niemand stand im Flur und nahm den großen Hut mit der flachen Krempe ab. Regenwasser tropfte von seinem schwarzen Mantel.
    »Ah, Herr Gryle«, sagte Igor zu der hoch gewachsenen Gestalt. »Ich hätte wiffen follen, daff du ef bift.«
    »Reacher Gilt möchte mich sprechen«, sagte Gryle. Es war mehr ein Hauch als eine Stimme.
    Der Clan der Igors hatte schon vor Generationen jede Tendenz zum Schaudern aus seinen Genen verbannt, aus gutem Grund. Igor fühlte Unbehagen in der Gegenwart von Gryle und Geschöpfen seiner Art.
    »Herr Gilt erwartet…«, begann er.
    Aber es stand niemand mehr im Flur.
    Magie steckte nicht dahinter, und Gryle war kein Vampir. Igors fühlten so etwas. Das Seltsame an Gryle war: Es gab bei ihm kein Zuviel – kein Zuviel an Fleisch oder Zuviel an Zeit oder Zuviel an Worten. Man konnte sich unmöglich vorstellen, dass Gryle Nadeln sammelte, Wein genoss oder sich nach einer schlechten Schweinefleischpastete übergab. Es wollten einfach keine Bilder entstehen, die ihn beim Zähneputzen oder Schlafen zeigten. Er erweckte den Eindruck, dass er sich sehr beherrschen musste, einen nicht zu töten.
    Igor betrat nachdenklich den Raum neben der Küche und vergewisserte sich, dass seine kleine Ledertasche gepackt war, nur für den Fall.
    In seinem Arbeitszimmer schenkte sich Reacher Gilt einen kleinen Brandy ein. Gryle sah sich mit Augen um, die nicht an das begrenzte Panorama eines Zimmers gewöhnt zu sein schienen.
    »Und für dich?«, fragte Gilt.
    »Wasser«, sagte Gryle.
    »Ich nehme an, du weißt, worum es geht?«
    »Nein.« Gryle war kein Freund von leichter Konversation. Er schien überhaupt nicht gern zu sprechen.
    »Hast du die Zeitung gelesen?«
    »Lese nicht.«
    »Weißt du über das Postamt Bescheid?«
    »Ja.«
    »Wie, wenn ich fragen darf?«
    »Die Leute reden.«
    Damit gab sich Gilt zufrieden. Herr Gryle hatte ein besonderes Talent, und wenn es zu einem Paket kleiner Eigenheiten gehörte, sei’s drum. Außerdem war er zuverlässig, ein Mann ohne Wenn und Aber. Er würde es nie mit Erpressung versuchen, denn dies war der Beginn eines Spiels, das mit ziemlicher Sicherheit jemandem den Tod brachte. Wäre Herr Gryle in ein solches Spiel verwickelt worden, hätte er sofort ohne einen weiteren Gedanken getötet, um Zeit zu sparen, und das auch von allen anderen erwartet. Er mochte verrückt sein, nach menschlichen Maßstäben, aber es war schwer zu sagen. Die Beschreibung »auf andere Weise normal« wäre vielleicht angemessener gewesen. Immerhin konnte Gryle einen Vampir wahrscheinlich innerhalb von zehn Sekunden besiegen, ohne die Schwächen eines Vampirs zu haben, abgesehen von einer übertriebenen Vorliebe für Tauben. Er war ein echter Fund gewesen.
    »Und du hast nichts über Herrn Lipwig herausgefunden?«, fragte Gilt.
    »Nein. Vater tot. Mutter tot. Beim Großvater aufgewachsen. Zur Schule geschickt. Wurde schikaniert. Lief fort. Verschwand«, sagte die große Gestalt.
    »Hmm. Ich frage mich, wo er all die Zeit über gewesen ist. Oder wer er gewesen ist.«
    Gryle vergeudete keinen Atem an rhetorische Fragen.
    »Er ist ein… Ärgernis.«
    »Verstanden.« Und das war das Schöne: Er verstand wirklich. Man brauchte ihm kaum Anweisungen zu erteilen; es genügte, auf ein Problem hinzuweisen. Die Tatsache, dass man Herrn Gryle darauf hinwies, bewirkte, dass man sich der Lösung sicher sein konnte.
    »Das Postamt ist ein altes Gebäude und voller Papier. Voller trockenem Papier«, sagte Gilt. »Es wäre bedauerlich, wenn es in Flammen aufginge.«
    »Verstanden.«
    Und das war eine andere Eigenschaft von Gryle. Er sprach wirklich nicht viel. Insbesondere sprach er nicht über die alten Zeiten und die anderen kleinen Lösungen für Reacher Gilts Probleme. Und er sagte nie Dinge wie: »Was meinst du?« Er verstand.
    »Brauche tausenddreihundert Dollar«, sagte er.
    »Natürlich«, erwiderte Gilt. »Ich klacke das Geld auf dein Konto in…«
    »Nehme Bares«, sagte Gryle.
    »Gold? So viel habe ich

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