Ab heute alles anders
ausüben. Viele unserer Träume werden dadurch beeinflusst, und es wäre naiv zu glauben, wir könnten uns diesen Bildern entziehen. Wir müssen es auch gar nicht, entscheidend ist nur, den Mechanismus zu durchschauen, der dahintersteckt. Je mehr wir zu solchen Idealbildern aufschauen, desto weiter rücken unsere Ziele in die Ferne. Und je weiter wir in die Ferne blicken müssen, um sehen zu können, wie wir leben, sein oder aussehen wollen, desto unmöglicher oder zumindest schwerer wird der erste kleine Schritt. Jedes Steinchen auf dem Weg bekommt die Dimension einer unüberwindbaren Hürde. Die Folge: Wir gehen gar nicht erst los.
Gesellschaftliche Idealbilder tragen dazu bei, dass wir die Verantwortung für uns abgeben. Wie in einem großen Hamsterrad laufen wir den von anderen gemachten Vorgaben hinterher, verändern alles Mögliche und bleiben doch innerlich stehen.
Jeder Mensch setzt den stereotypen Idealen automatisch das entgegen, was ihn auszeichnet: seine Persönlichkeit. Dazu gehören individuelle Stärken und Schwächen. Der erste Schritt zur Veränderung ist, dieses Ich zu stärken. Dazu müssen wir herausfinden, wo wir stehen, und aus dieser Positionsbestimmung können sich dann Richtung und Ziel unseres Wegs ergeben. Diese Hinwendung zum Ich, zur eigenen Persönlichkeit ist von einem notwendigen Maß an Egoismus geprägt. Eine neue und individuelle Position zu erarbeiten bedeutet auch, Verantwortung zu übernehmen und neue Erfahrungen zuzulassen, Unbekanntes zu verstehen und Bekanntes auf eine neue Weise zu begreifen.
Mein dreijähriger Abstecher in die internationale Adventure-Szene gegen Ende der 90er Jahre war dafür ein exzellentes Lernfeld. Gemischte Teams von fünf oder sechs hoch motivierten |18| Freizeitsportlerinnen und -sportlern gingen bei einwöchigen Abenteuer-Wettkämpfen an den Start, um unter erst unmittelbar vor dem Start bekannt gegebenen Bedingungen eine Strecke durch zumeist tiefste Wildnis zurückzulegen. Die Schluchten konnten nicht tief genug sein, die Flüsse nicht reißend und die Bergetappen nicht hoch genug, um die Teilnehmer an ihre physischen und psychischen Grenzen zu bringen. Bei meinem ersten Wettkampf in Lesotho in Südafrika waren drei Mitglieder unseres fünfköpfigen Teams bereits nach 24 Stunden am Ende ihrer Kräfte. Unser vierter Mann und ich fanden danach glücklicherweise Anschluss an ein anderes Team, in dem ebenfalls schon große Lücken klafften.
Solche Wettbewerbe decken die Dynamik in einer Gruppe und die Teamfähigkeit der Teilnehmer gnadenlos auf. Jeder muss für sich stark sein und durchkommen, und doch wird es jedem Einzelnen nur gelingen, wenn er sich auf die anderen verlassen und diese wiederum unterstützen kann. Ohne ein extrem ausgeprägtes Ego sollte man bei diesen Abenteuerwettbewerben nicht starten – und als sturer Einzelgänger noch weniger.
Warum fällt es uns so schwer, Verantwortung für uns selbst zu übernehmen? Wenn es darum geht, für andere zu denken und zu handeln, werden die meisten erstaunlicherweise viel schneller aktiv. Warum jedoch scheitert der Mensch, unabhängig vom Grad seiner Bildung oder der gesellschaftlichen Stellung, so oft an sich selbst? Warum platzen so viele Träume, warum schwanken die Menschen oder geben ihre Ziele nach kurzer Zeit wieder auf? Eine Antwort lautet: weil sie lediglich versuchen, ihr Umfeld zu ändern und oft schon an den ersten Hürden scheitern. Das sind die Grenzen, die uns unser Wissen setzt, unser Körper, unser Geist. Natürlich ist es einfach, sich mit dem zufriedenzugeben, was uns leichtfällt. Ist es aber nicht gerade die Sehnsucht nach den Zielen, die uns so schwer erreichbar scheinen, die in uns immer wieder eine Unzufriedenheit auslöst? Unsere größtmögliche Zufriedenheit |19| liegt niemals da, wo wir uns befinden, sondern immer bei den Zielen, die wir bisher noch nicht erreichen konnten.
»Auch die längste Reise beginnt mit dem ersten Schritt.« Dieses Zitat von Laotse macht uns zu Recht Mut. Doch unabhängig davon, was ich in meinem Leben verändern möchte, muss ich zunächst meinen Ausgangspunkt kennen. Wie sieht die Position aus, von der aus ich starten kann? Die Autoren dieses Buches helfen Ihnen dabei, Ihre persönlichen Parameter aufzustellen.
Angst vor Veränderungen – auch vor ersehnten – ist ein maßgebliches Hindernis. Schauen wir uns doch dieses Gefühl etwas genauer an. Angst ist ein wichtiges Regulativ in unserem Leben. Angst wird nicht angeboren; wir
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