Ab Heute Bin Ich Gluecklich
muss für die Ewigkeit geschaffen und unzerstörbar sein. Wir versuchen uns in allem, was wir machen, scheinbar für Generationen zu verewigen. In vielen Dingen schießen wir einfach über das Ziel hinaus: schöner, schneller, besser als gut: noch besser, perfekt. Wir träumen vom Übersuperlativ.
Unsere Sehnsucht nach Perfektion findet ihren Höhepunkt in der Körperkultur unserer Zeit. Eine Frau kann sich heute mehreren Schönheitsoperationen unterziehen, um noch schöner zu werden. Sie wird ohne Probleme einen Arzt finden, der sie operiert: Der Po zu dick, der Busen zu klein, am Bauch etwas Fett absaugen – kein Problem, für die perfekte Schönheit leidet man gern etwas. Vielleicht hat die Nase oder das Kinn auch noch die falsche Form? Auch hier kann man noch „perfektionieren“. Die Kosmetikindustrie macht uns vor, die perfekte Pflege parat zu haben, die weißesten Zähne zaubern zu können.
Die Anbetung der Perfektion hat eine lange Tradition. Das „Topmodel“ der Antike war die von Praxiteles geschaffene Aphrodite von Knidos, die Statue einer perfekten Göttin, die sich gerade zum Bade begeben will. Sie war die erste Darstellung eines nackten weiblichen Körpers in der Rundumsicht, und man gab ihr vor rund 2400 Jahren das Attribut „perfekt“, da sie sich nach damaligen Schönheitsvorstellungen nicht mehr weiter verbessern ließ.
Ist es wirklich so schlimm, ein paar Speckröllchen zu haben und aus dem Körperkultraster herauszufallen?
Nicht erst seit Grimms Märchen zweifelt der Mensch: „Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die Schönste im ganzen Land?“ Die Antwort kennen wir: Es gibt immer jemanden, der noch schöner ist. All die schönen Menschen verunsichern uns zutiefst, wenn wir selbst in den Spiegel schauen. Ist es wirklich so schlimm, ein paar Speckröllchen zu haben und aus dem Körperkultraster herauszufallen?
Für Heidi Klum oder George Clooney wäre es undenkbar, Mängel an ihrem scheinbar perfekten Äußeren zu zeigen. Ihr Äußeres ist eine Ware, es hat einen Marktwert. Es ist sozusagen Teil ihres Berufs. Und das ist der entscheidende Unterschied: Clooney und Co. sind gut in dem, was sie tun. Sie wollen und können aber nicht in allem gut sein. Sich für großen Erfolg in der Arbeit anzustrengen, ist eine konstruktive Strategie, die uns weiterführt, die aber nichts mit Perfektionssucht zu tun hat. Der Schriftsteller Antoine de Saint-Exupéry brachte es wie folgt auf den Punkt:
Perfektion ist nicht dann erreicht,
wenn es nichts mehr hinzuzufügen gibt,
sondern wenn man nichts mehr weglassen kann.
Antoine de Saint-Exupéry
Sind wir also auf dem Holzweg mit unserem Perfektionierungsdrang? Brauchen wir die Anerkennung unserer Mitmenschen für unser perfekt gestyltes Äußeres und unseren Lifestyle mit Haus und Auto? Werden wir erst vollwertig, indem wir dem allgemeinen Schönheits- oder Lebensideal entsprechen? Müssen wir dem Mainstream hinterherlaufen, oder dürfen wir den Mut haben, so zu sein, wie wir nun einmal sind? Haben Sie nicht auch schon das Gefühl gehabt, sich verstellen zu müssen? Damit verschenken wir unsere Kreativität und unsere wundervolle Einzigartigkeit. Seit wann und warum haben wir diesen Leistungsdruck, alles perfekt haben zu wollen?
Müssen wir dem Mainstream hinterherlaufen oder dürfen wir den Mut haben, so zu sein, wie wir nun einmal sind?
Unsere Augen als wichtigste Sinnesorgane nehmen etwa 80 Prozent an Informationen wahr. Das Auge hält sich ganz genau an seine Funktion; es bildet ein relativ natürliches Abbild der Umgebung ab, Wirklichkeiten also. Es ist als „optoelektrisches Instrument“ zunächst völlig unkritisch und ehrlich und schweigt sich darüber aus, was schön oder hässlich, dick oder dünn ist.
Kompliziert wird es erst, wenn diese Bilder in unser Gehirn gelangen. Was wir dort damit machen, ist abhängig von all den Filtern, die wir im Laufe der Zeit gesetzt haben, sprich unseren Erfahrungen, unserer kulturellen Prägung und der Zeit, in der wir leben. Was wir also wirklich sehen, entscheidet sich erst im Gehirn. Wenn zwei Menschen auf den gleichen Bildausschnitt schauen und anschließend erzählen, was sie gesehen haben, berichten sie oft über vollkommen unterschiedliche Dinge. Genauso ist es mit der Schönheit und mit der Perfektion der Dinge. Was wir für schön halten, wird ein anderer vielleicht für durchschnittlich halten.
Alles was wir sehen, wird in unserem Kopf mit
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