Ab Heute Bin Ich Gluecklich
Glück als Schmerzvermeidung und den weitgehenden Verzicht auf übermäßigen Genuss. Epikurs Streben bezog sich nach der von ihm entwickelten Lehre auf diesseitiges Glücksempfinden. Er sah als höchstes Prinzip die Lustmaximierung im Leben an. Dazu erdachte er eine Art Bedürfnisregulationstheorie. Sein Credo vom Glück bezog sich auf das volle Leben mit dem Ziel, am Ende des diesseitigen Lebens zu vollendeter Seelenruhe und Weisheit gekommen zu sein. Einer seiner eindrücklichsten Lehrsätze ist wohl dieser:
Die Stimme des Fleisches spricht: Nicht hungern, nicht dürsten, nicht frieren. Wer das besitzt oder darauf hoffen darf, der könnte sogar mit Zeus an Glückseligkeit wetteifern.
Epikur
Epikur, der 300 vor Christus lebte und hochbetagt im Alter von über 70 Jahren starb, war ein Meister darin, Genuss zu erleben, ohne diesen zulasten der Gesundheit oder anderer Menschen auszuleben. Nach seiner Ansicht ist es wichtig, auf Körper und Geist zu hören und genau das zu tun, was uns gerade im Moment guttut, ohne uns viel Kopfzerbrechen darüber zu machen. Er war einer der ersten Philosophen, der das Leben im Hier und Jetzt verstand. Sich nicht aufzusparen für die erwarteten schönen Dinge in der Zukunft, sondern das Leben mit vollen Händen auszuschöpfen war Bestandteil seiner Philosophie – dies aber nicht durch übermäßigen Genuss der weltlichen Güter oder Schwelgerei, sondern durch Beschränkung auf die notwendigsten Bedürfnisse. Epikur war der Ansicht, dass, wer sich sehr hoch hinauswagt, auch sehr tief fällt, dass zu große Lust auch immer sehr große Unlust nach sich zieht. Deshalb empfahl er einen Weg des kleinen Glücks.
Glück nach Epikur würde bedeuten, ein Glas besten Wein genüsslich schwelgend im Kreise von Freunden bei einer angenehmen Unterhaltung zu trinken und dabei ein langsam ansteigendes und lang andauerndes Lustniveau zu erreichen, das am nächsten Tag nicht zu einem Kater und negativen Gefühlen führt. Epikurs Lehre des Hedonismus wird oft missverstanden als Völlerei, lustbetont und gedankenlos. Aber er meinte genau das Gegenteil: Was wir haben, sollen wir achtsam und lustbetont genießen. Wir sollen nicht ständig nach mehr und Besserem streben, sondern uns stets die Frage stellen, ob wir dies oder jenes überhaupt brauchen.
Epikurs Botschaft an uns: Glück ist machbar!
Es geht im Grunde genommen um die Bewertung der Dinge, die wir haben. Übersetzt in die Jetztzeit würde das Leitmotiv „Less is more“ (weniger ist mehr) eine Bedienungsanleitung nach Epikur darstellen: das Wesentliche zu nehmen, es zu hüten und zu genießen, sich jeden Tag daran zu erfreuen. Das erstrebte Glück bestand für Epikur in einem sinnvollen Lebensentwurf. Seine Botschaft an uns: Glück ist machbar!
Zuletzt noch ein Blick in die Medizin, die das Glück neurobiologisch erklärt, nämlich durch die Ausschüttung des Botenstoffs Serotonin, der das Gefühl der Glücksseligkeit in uns hervorruft. Aber auch hier bleiben Fragen offen. Nehmen wir beispielsweise den Sex, dann müssen wir uns die Frage stellen, sind wir glücklich, dass wir Sex haben, oder werden wir durch den Sex glücklich? Wieder einmal die berühmte Frage „Was war zuerst da, Henne oder Ei?“. Medizinisch gesehen kommt das Glücksgefühl nach dem Sex und nach dem Schokoladeessen, philosophisch betrachtet sind der Sex und das Schokoladeessen selbst bereits das Glücksmoment.
Was könnte nun Glück für Sie sein? Vielleicht legen Sie sich eine wundervoll einfache Grundüberzeugung zu: „Alles was mir guttut, ist Glück!“ Alles, was Sie lieben, was Sie gern tun, was Sie gern essen, wodurch Sie im Geiste bereichert werden, wodurch Sie ein positives und gutes Gefühl bekommen, ist grundsätzlich Glück.
Nehmen Sie sich des Weiteren den Rat der großen alten Philosophen dazu und versuchen Sie, eine gewisse Moral und Tugend mit Ihrem Glücklichsein zu verbinden. Das bedeutet im Alltagskontext der Neuzeit: Glück ist im Umkehrschluss, was anderen nicht schadet. Dies ist also eine weitere Grundvoraussetzung, anderen nicht zu schaden.
Wie unterschiedlich die Glücksdefinitionen verschiedener Altersgruppen sein können, haben wir bereits gesehen. Was macht denn nun unser kleines Alltagsglück aus? Für die Recherche zu diesem Buch habe ich Kinder und Erwachsene interviewt.
Tim (11 Jahre) definiert sein Glück so: „Wenn ich beim Fußball ein Tor schieße und unsere Mannschaft gewinnt.“ Sein
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