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Ab ins Bett!

Ab ins Bett!

Titel: Ab ins Bett! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baddiel
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überzusiedeln, obwohl ich den Paß dafür habe. Denn wenn man in Amerika lebt, muß man ein Gewehr besitzen. Und wenn jener Moment kommt, in dem ich, in Seattle oder Louisiana oder Blackrock, mit bibberndem Herz, geschlossenen Augen und gespitzten Lippen den Kopf nach vorn schiebe, und dann Mary Lou oder Peggy Sue oder Darlene ihr Gesicht abwendet und mit harter Stimme sagt, nein, oder Wassollendas? - würde ich auf der Stelle das Gewehr holen und mich erschießen.
    Wie ein enger Kumpel Oscar Wildes, nicht so bekannt wie er, einmal sagte, gibt es nur eine Sache, die schlimmer ist, als beim Sex initiativ zu sein, und das ist Sex wiederbeleben zu wollen. Eine von den fünfen, Lucy, lernte ich im College kennen, und manchmal, im Schmerz der Nacht, ist mir die Frische ihres Körpers noch genauso gegenwärtig wie das graue Leicestershire-Wochenende, das ich mit dem Versuch verbrachte, mich darin einzuwickeln. Ich sah Lucy erst vier Jahre später wieder. Scharf auf einen Fick, rief ich sie an, und wir verabredeten uns. An dem Abend war sie dann ultranervös, trommelte mit den Fingern auf den Kneipentisch und trank ihren Drink nicht, bis sie schließlich damit herausrückte.
    »Hör mal. Warum wolltest du mich eigentlich Wiedersehen?«
    Ich konnte schlecht sagen: Weil ich mit dir ficken will. Also probierte ich es mit dem Euphemismus. »Ach weißt du, hatte einfach mal Lust, dich zu sehen und zu hören, wies dir so geht.«
    »Das ist alles?«
    Ich zuckte mit den Achseln. »Jaah.«
    Sie stieß einen enormen Erleichterungsseufzer aus. »Na, Gott sei Dank. Ich dachte schon, du hättest AIDS.
    Na großartig, dachte ich, seh ich denn so elend aus? Aber dann erklärte sie: Ein Typ, mit dem sie vor vier Jahren geschlafen hatte, ruft sie neulich aus heiterem Himmel an, meint, sie müßten sich mal treffen, er hätte ihr was zu sagen. Kein Wunder also, daß sie sich wieder so etwas dachte. Liebe in den Neunzigern: die reinste Paranoia.
    Aber ich muß Dina anrufen. Ich halte diesen ganzen sexuellen Frust nicht aus. Alice, die ist ja bloß die Spitze des Eisbergs. Ich versichere Ihnen, diese Welt, die birst, platzt förmlich aus den Nähten vor fantastischen Frauen, mit denen ich nie, nie schlafen werde. Wie soll ein Mann damit leben? Sich täglich die Beweise dieser Tatsache anzugucken, ist schon schlimm genug. Manchmal, wenn auf der Straße eine Frau vor mir herläuft, und sie von hinten den Eindruck macht, sie könnte attraktiv sein, muß ich sie überholen. Ich muß wissen, wie sie aussieht. Und soll ich Ihnen sagen, was ich mir dann wünsche? Ich wünsche mir, daß sie eine echte Schreckschraube ist, ein voller Abturner. Denn dann — puhh -wäre wenigstens eine aus dem Nie-Nie-Land herausgeschmuggelt.
    (Ich hasse nie. Nie ist ein echtes Problem für mich. Einmal überlegte ich, meinen Dolomite abzustoßen. Ich wollte ein bißchen Geld verschleudern und mir einen Austin Metro anschaffen. Das Scheckheft lag auf dem Tisch, der Händler hatte mich schon so weit: dann machte er einen Fehler. »Wenn Sie erst mal Automatik fahren, werden Sie nie wieder in einen mit Gangschaltung steigen wollen.« Der Kugelschreiber erstarrte in meinen Fingern. Nie! Der Rückweg abgeschnitten! Dies wird das letzte Mal sein! Plötzlich sah ich mich einen langen, flutlichtbestrahlten Tunnel mit einer Automatik in den Tod rasen. »Fantastisch! Ich brauch nicht mal den Gang wechseln auf dem Weg zu meinem Grab.« Ich klappte schweigend das Scheckheft zu und ging. Als ich durch die Glasdrehtür trat, sandte ich dem verdutzten Händler die telepathische Botschaft zu: Sag nie wieder »nie«.)
    Herausfordernd steht das Telefon mit seinen angetrockneten Kaffeeflecken mitten auf dem Frühstückstisch. Mir juckt es in den Fingern. Erst mal nachdenken. Wer wird wohl an den Apparat gehen? Was ist, wenn Ben abnimmt?
    »Arschloch.«
    »Arschloch.«
    »Ehmm... hör mal, Ben... kann ich mit Dina sprechen?«
    »Hä?«
    »Kann ich mit Dina sprechen?«
    »Klar... warum?«
    »Ach, nichts.«
    »Nichts?«
    »Nein, nichts.«
    »Du willst mit ihr sprechen, weil du scharf auf sie bist. Oder genauer, du bist scharf auf meine Frau. Oder noch genauer, du liebst meine Frau. Aber du weißt, daß sie mich nie verlassen wird - deshalb bist du zu dem mickrigen Entschluß gekommen, es bei ihrer Schwester zu probieren. Du bist so armselig, daß du dich mit dem blassen genetischen Schatten deiner Liebe begnügst. Stimmt’s?«
    Nun, nicht gerade wahrscheinlich, daß es genauso ablaufen

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