Ab ins Bett!
Der Grüne Flagge-Mann.
»Tag«, sage ich.
»Tag«, sagt er. »Mr. Friedricks?«
»Nein«, sage ich und zeige auf meine ummodellierte Liebe. »Das ist der da.«
Ein Schatten huscht über das so schon schwarze Gesicht des Grüne Flagge-Manns.
»Hhmmm«, sagt er zur ihr. »Könnte ich bitte Ihre Mitgliedskarte sehen?«
Dina zieht die Karte aus ihrer Handtasche, streckt sie ihm an mir vorbei hin und wirft mir dabei messerscharfe Blicke zu. Er guckt kurz auf die Karte und stapft dann los zu seinem Grüne-Flagge-Abschleppwagen.
»Du saudämlicher Idiot!« zischt Dina.
»Was ist denn? Was habe ich jetzt schon wieder gemacht?«
»Du hockst auf dem Fahrersitz! Jetzt weiß er, daß der Fahrer nicht der Kartenbesitzer ist!«
»Na und?«
Sie öffnet den Mund, schließt ihn aber wieder. Der Grüne Flagge-Mann steht wieder an meinem Fenster.
»Tut mir leid, Herrschaften, aber ich habe die Karte überprüft und das betreffende Mitglied — A. Friedricks...«
»Ich!« ruft Dina, etwas zu übereifrig.
»...fährt einen Volkswagen Polo.« Der Grüne Flagge-Mann fixiert Dina mit einem strengen Blick. »Und da Sie sich, meine Dame, nicht zusätzlich für unseren personenbezogenen Schutzbrief entschieden haben, können wir Ihnen nicht weitherhelfen, wenn Sie sich im Fahrzeug eines Nichtmitglieds befinden. Und was Sie betrifft, mein Herr, können wir den Wagen eines Nichtmitglieds natürlich nicht reparieren, es sei denn, Sie treten hier und jetzt in unseren Verein ein, was Sie siebenundsechzig Pfund kosten würde.«
67 Pfund. Nie im Leben!
»Tut mir leid, aber anscheinend sehen Sie die Lage völlig falsch. Ich bin nicht Mr. Friedricks, obwohl ich doch sehr hoffe...« sage ich lachend, so wie ich mir vorstelle ein Junger Konservativer lacht, und lege meinen Arm um Dina »...es sei denn, jemand ändert noch seine Meinung, daß Miss Friedricks hier bis kommenden Juni Mrs. Jacoby ist.«
Ich sehe Dina an und werfe ihr das entsprechende Kotzbrocken-Lächeln zu. Sie guckt mich an. Ich glaube, ich hab noch kein Gesicht gesehen, in dem so eindeutig geschrieben steht, daß ich ein Arschloch bin.
»Wie?« fragt der Grüne Flagge-Mann.
»Miss Friedricks ist meine Verlobte«, sage ich. »Wir sind verlobt. Tut mir leid, daß wir...« (noch mal das gleiche Lachen, plus einem schnellen Zwinkern zu Dina hin) »...daß wir noch nicht dazu gekommen sind, die Grüne Flagge zu informieren, aber so was kann ja mal passieren. Sie müssen wissen«, fahre ich fort, ziehe meinen Arm von Dinas unglücklicher Schulter ab und steige aus, »ich habe Di... Alice diesen Wagen hier geschenkt. Es war mein alter, den ich jahrelang fuhr. Jetzt gehört er also ihr, aber die Versicherung läuft noch auf meinen Namen.« Dann, sotto voce, vertraulich: »Sie fuhr den Volkswagen zu Schrott. Offen gesagt, sie fühlt sich noch nicht sonderlich sicher hinterm Steuer.«
»Tja«, sagt der Grüne Flagge-Mann nach kurzem Überlegen, »das gilt, ehrlich gesagt, wohl für die meisten Frauen.«
Jetzt habe ich ihn!
»Na, dann gucken wir uns mal an, wo das Problem liegt.«
Er geht zur Haube vor, senkt im Vorbeigehen kurz den Kopf und lächelt Dina gönnerhaft an. Ich sehe es förmlich, wie sie innerlich tausend Tode stirbt.
»Könnten Sie mal die Haube für mich öffnen?« ruft er.
»Gewiß doch.«
Ich lächle und strecke die Hand durchs Fenster in die Gegend unterm Armaturenbrett. Das starre Grinsen weiterhin im Gesicht, lege ich den Kopf schief und gucke Dina an. Sie verdreht die Augen zum Himmel und zeigt dann mit dem Kopf leicht nach links. Ah! Da ist er ja.
»Warum hast du das gesagt?« zischt Dina mich an.
»Weil ich mußte«, murmele ich aus dem Mundwinkel. »Warum sonst würde ich dein Auto fahren?«
»Wir könnten doch einfach Freunde sein.«
Über den erhobenen Rand der Kühlerhaube sehe ich die schwarz verschmierte, kahl werdende Schädelplatte des Grüne Flagge-Manns.
»Ich glaube, Männer und Frauen, die einfach befreundet sind, kommen im Erfahrungshorizont von dem da nicht vor.«
»Könnten Sie beide mal bitte einen Moment herkommen?«
Wir steigen aus, stellen uns rechts und links von ihm auf und gucken wieder in den Motor.
»Es ist Ihr Verteiler«, sagt er zu mir. Dann, den Finger ausgestreckt, zu Dina: »Das ist der kleine Johnny da drüben, Madam.« Er wischt sich die Hände am Kittel ab. »Ich habe keinen neuen dabei, deshalb fürchte ich, Abschleppen ist angesagt.« Er geht zu seinem Fahrzeug und kehrt mit einer Art
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