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Ab ins Bett!

Ab ins Bett!

Titel: Ab ins Bett! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baddiel
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Bergsteigerausrüstung zurück.
    »Wir machen gerade eine harte Zeit durch«, sagt Dina ruhig zu mir.
    »Das weiß ich selbst.«
    »Nein. Ich meine, in unserer Verlobung. Wir haben gerade eine kleine Krise. Und deshalb«, sagt sie und fixiert mich, wobei sich das Hellblau ihrer Augen verdunkelt, »fassen wir uns im Augenblick nicht besonders viel an.«
    Ich tue mein Bestes, ihren Blick zu erwidern. »Hör mal«, sage ich. »Das hier ist kein Trick. Ich habe das Ganze nicht geplant -hab nicht an dem Verteiler herumgebastelt, damit er auf halber Strecke streikt -, nur um dir an die Wäsche zu gehen.«
    Es fängt zu tröpfeln an. Dina dreht sich um und verschränkt die Arme vor der Brust; in der Ferne röhrt eine Menge.
    »Ich könnte natürlich einfach abhauen. Dem Kerl da sagen, wir haben ihn verarscht, mir ein Taxi nach Hause nehmen und dich hier stehen lassen.«
    »Bitte, tu das nicht!«
    Sie guckt mich zweifelnd an, was sie von dieser plötzlichen Verletzlichkeit halten soll, und einen Moment huschen ihre Augen auf der Suche nach Ernsthaftigkeit über mein Gesicht. Der Moment geht vorüber. Sie zuckt die Achseln und guckt wieder weg. Mit noch mehr Schmierern im Gesicht taucht der Grüne Flagge-Mann von der Hinterseite des Dolomite auf.
    »Das hätten wir. Wir geben ihn in einer Werkstatt in Ladbroke Grove ab, und dann fahre ich Sie nach... ?«
    »In die Hamilton Road«, sagt Dina. »Ganz in der Nähe vom U-Bahnhof Ladbroke Grove.
    Nein. Nein. Da sehe ich ein Problem auf uns zukommen.
    »Aber Liebling«, sage ich vorwurfsvoll. »Willst du etwa immer noch meinen Bruder und seine Frau besuchen?«
    »Was?« Dina wirft mir einen harten Blick zu, der mir eindeutig vorbuchstabiert: Wenn du dir einbildest, ich komme mit zu dir nach Hause... Na gut. Ganz wie du willst.
    »Gut also«, sage ich zu dem Grüne Flagge-Mann, »könnten Sie uns dort absetzen?«
    »Sicher«, sagt er. »Sie zwei Turteltäubchen werden allerdings vorn bei mir sitzen müssen, fürchte ich. Es sei denn«, fügt er hinzu, und aus ihren Kohlesockeln zwinkern mir seine, wahrscheinlich auf die Flaggenfarbe abgestimmten, blaßgrünen Augen zu, »Sie wollen für ein schnelles Späßchen hinten einsteigen!« Sein Kopf wackelt von mir zu Dina und wieder zurück, ein gewaltiges Grinsen im Gesicht. Ich komme nicht dahinter, ob ihm ein paar Vorderzähne fehlen, oder ob sie bloß mit schwarzer Schmiere überzogen sind. Ich lache kumpelhaft. Sein Kopf hört plötzlich mit dem Gewackel auf. Und er stiert Dina an. »Gucken Sie nicht so böse, Süße«, sagt er. Dann steigt er ein.
    Die Spannung auf der Rückfahrt ist so greifbar, daß ich mich wundere, wieso der Grüne Flagger nicht einfach anhält und das ganze Unternehmen abbläst. Wir geben den Dolomite in einem Laden namens Moran’s Super Drive ab und halten dann zum Auftanken noch mal bei einer Jet-Tankstelle an. Sie wissen schon, diese Kette, die das unglaubliche Kunststück fertigbringt, die übliche Rund-um-die-Uhr-Tankstellen-Tristesse noch trister zu machen. Ich nutze die Gelegenheit, aus dem Abschleppwagen zu steigen, sage, muß mir die Beine vertreten, in Wirklichkeit aber, weil ich dem elektrischen Kraftfeld entkommen will, das sich in dem winzigen Raum auf dem Beifahrersitz zwischen mir und Dina aufgeladen hat. Mit dem Rücken zwischen das »R« und das zweite »E« an der Seite des Schleppers gelehnt, bemerke ich eine blaue Plakette an der gegenüberliegenden Wand: Alfred Hitchcock, der Filmregisseur, wurde hier am 19. Dezember 1909 geboren.
    »Das stimmt, das da«, sagt eine Stimme neben mir. Es ist der Grüne Flagger. »Er wurde hier geboren.«
    »Auf einer Jet-Tankstelle?«
    »Neeh. Sein Haus stand hier. Wurde im Krieg zerbombt.«
    »Ziemlich sinnlos, dann die Plakette anzubringen, oder?«
    Er guckt mich verständnislos an. »Warum?«
    »Weil sich alles so verändert hat. Ich meine... wenn man an etwas erinnern will — aus welchem Grund macht man das wohl? Damit die Leute am ganzen Körper ne Gänsehaut kriegen und vor Ehrfurcht Tränen in die Augen, richtig? Tja, wissen Sie«, sage ich und gucke mich um, lasse die abgedeckten Zapfsäulen, den Nieselregen und das schreckliche Jet-Gelb auf mich wirken, »für mich stellt sich hier nichts davon ein.«
    Der Blick, den er mir jetzt zuwirft, durchbohrt mich regelrecht. Ich merke, wie ich ihm unsympathisch werde. »Was ist denn plötzlich in den netten, umgänglichen, unkomplizierten Burschen gefahren?« - darum kreisen seine Gedanken.
    »Nichts für

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