Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Abaddons Tor: Roman (German Edition)

Abaddons Tor: Roman (German Edition)

Titel: Abaddons Tor: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James S. A. Corey
Vom Netzwerk:
verwandelt?«
    »Richtig«, bestätigte Miller. »Aber er hatte es verdient. Dieser Kerl mit dem Granatwerfer hat gerade eine Menge Leute getötet.«
    »Was? Wie denn?«
    »Er hat die Station gelehrt, dass etwas, das sich so schnell bewegt wie ein guter Baseballschlag, immer noch eine Bedrohung darstellen kann.«
    »Wird sie sich rächen?«
    »Nein«, antwortete Miller. »Sie wird sich lediglich schützen und neu einschätzen, was als Gefahr gilt. Sie wird die Kontrolle über alle Schiffe übernehmen, die ein Problem darstellen könnten.«
    »Was bedeutet das?«
    »Das bedeutet, dass eine Menge Leute einen wirklich miesen Tag haben werden. Wenn sie etwas abbremst, ist sie nicht gerade sanft.«
    Eine kalte Hand packte Holdens Herz.
    »Die Rosinante …«
    Der Polizist sah ihn bekümmert und vielleicht sogar mitfühlend an.
    »Kann sein. Ich weiß es nicht.« Miller zuckte traurig mit den Achseln. »So oder so, gerade eben sind eine Menge Leute gestorben.«

23    Melba
    Julie rettete sie. Anders konnte man es nicht ausdrücken.
    Wie erwartet hatte Holdens Stellvertreterin alles öffentlich gemacht. Nachdem er aufgeflogen war, hatte Cohen alles erzählt, was er wusste, und das heimlich aufgenommene Bild geliefert. Melba hatte es auf dem Handterminal: das Porträt einer jungen Frau, das an eine Skulptur aus Eis erinnerte. Sie hatte nicht bemerkt, dass der Tontechniker bei ihrem Treffen die Daten abgegriffen hatte. Eigentlich hätte sie es sich denken können. Im Rückblick war es ein unverzeihlicher Fehler.
    Damit hätte die Jagd eigentlich beendet sein müssen. Die Verantwortlichen hätten es sehen, mit den Achseln zucken und sie durch eine Luftschleuse werfen sollen. Allerdings hatte die Sache einen Haken. Das hier ist Julie Mao, hatte Holden gesagt, und genau das sahen auch alle anderen. Die Unterschiede, die eigentlich offensichtlich gewesen wären, waren nun für die anderen unsichtbar. Sie fürchteten, das Protomolekül werde eindringen, sich ausbreiten und die Toten erwecken, also sahen sie genau dies.
    Unterdessen tat Melba, was sie nur konnte, um die Ähnlichkeiten zu verwischen. Auf der Erde war sie Cohen unter dem Sog eines vollen G begegnet. Da sich die Thomas Prince beinahe mit der vom Ring erlaubten Höchstgeschwindigkeit bewegte, gab es keinen Schub mehr. Ihre Wangen wirkten voller, das Gesicht runder. Damals hatte sie die Haare lang getragen, jetzt kämmte sie sie zu einem Zopf zurück. Das Bild hatte keine Farbe, also legte sie ein wenig Make-up auf, um die Form von Augen und Lippen zu verändern. Radikale Veränderungen hätten nur Aufmerksamkeit erregt, also beschränkte sie sich auf Kleinigkeiten. Vielleicht wäre nicht einmal dies notwendig gewesen.
    Ihr Terminkalender auf der Thomas Prince war prall gefüllt. Wie alle anderen musste sie schuften wie ein Tier. Das war ihr egal. Die Wartungsgänge und die Zugangstunnel waren sicher. Dort würde niemand auftauchen, der Clarissa Mao kannte. Sie wollte sich so weit wie möglich von den belebten Sektoren des Schiffs fernhalten und andere Techniker bitten, ihr ab und zu einen Schlauch mit Essen aus der Kantine mitzubringen.
    Wenn sie freihatte, konnte sie ihr Arsenal ausbauen.
    Holden war vorläufig außer Reichweite. Es war schon komisch. Sie hatte sich große Mühe gegeben, ihn als gewissenlosen größenwahnsinnigen Verbrecher darzustellen, und sobald er sich selbst überlassen blieb, ernannte er sich mehr oder weniger zum Botschafter der ganzen Menschheit. Nun hatte Julie ihn getäuscht, und mit etwas Glück würde er bei einer Schießerei sterben oder vom Protomolekül getötet werden. Ihre Arbeit beschränkte sich darauf, die Beweise für Holdens Unschuld zu zerstören. Das war nicht schwer.
    Die Rosinante hatte ihre Laufbahn als Begleitkorvette auf dem Schlachtschiff Donnager begonnen. Es war ein gutes, ausgezeichnet konstruiertes Modell, das jedoch seit Jahren keine Upgrades mehr bekommen hatte. Die Schwachpunkte waren einfach zu finden: Die Frachtluken neben dem Reaktor waren beschädigt und repariert worden. Mit großer Sicherheit waren sie jetzt empfindlicher als die Originale. Die vordere Luftschleuse hatte einen Softwarefehler, den ein Hacker ausnutzen konnte. Die regulären marsianischen Kriegsschiffe waren inzwischen geschützt, aber Holden war möglicherweise nachlässig gewesen.
    Ihre größte Hoffnung war die Luftschleuse. Unter ihren Habseligkeiten befand sich ein Sender mit geringer Reichweite, der dazu diente, fehlerhafte

Weitere Kostenlose Bücher