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Abaton

Abaton

Titel: Abaton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Jeltsch
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hatte.
    Sein Vater nahm ihn in den Arm und gab ihm zum Abschied seine Mütze. „Setz die auf, ist besser so.“
    Dann verließ Simon die Zelle und ging die Treppen hinunter. Auf dem letzten Absatz zog er die Anstaltsklamotten aus, hob einen Wischmob aus einem Eimer und drückte die Kleider in das Wasser, bevor er den Mob wieder in den Wascheimer tunkte.
    Dann spazierte Simon durch den Aufgang auf den Hof hinaus. Von Weitem sah er, wie ein Wärter auf ihn zusteuerte.
    „Umschluss! Zurück in den Block!“, schrie er Simon an und im selben Augenblick spürte Simon einen furchtbaren Schmerz, der wie eine Nadel aus Eis in seinen Kopf fuhr, ihn lähmte und kopfüber auf das Pflaster stürzen ließ.
    Als Simon die Augen wieder öffnete, lag er noch immer auf dem Boden des Gefängnishofs. Man hatte ihn umgedreht. Flutlichter strahlten ihm ins Gesicht. Ein paar Männer in Uniform standen um ihn herum.
    „Er kommt zu sich!“, hörte er wie von Ferne. Er spürte, wie jemand seine Taschen durchsuchte.
    Ein Mann in Zivil trat auf Simon zu und kniete sich neben ihn. „Wie bist du ins Gefängnis gelangt?“, fragte ihn die tiefe, strenge Stimme.
    Das Licht der Strahler blendete ihn und Simon schloss wieder die Augen. Tat, als wäre er noch nicht ganz zu sich gekommen
    „Vielleicht is’ er vom Himmel gefallen?“, witzelte einer.
    „Oder seine Mutter hat ihn uns über die Mauer geworfen?“
    Sie lachten.
    „Wie ’n Engel sieht er jedenfalls nich’ aus.“
    „Eher wie ’n Kackspecht!“
    „Ein frisch tätowierter dazu!“
    Scheinbar wusste niemand, wie sie mit dem Vorfall umgehen sollten. Intuitiv entschloss Simon sich, so zu tun, als habe er das Gedächtnis verloren.
    Die Köpfe von Gefangenen tauchten an den Fenstern auf, die ihre Kommentare in den Hof riefen.
    „Der is’ noch keine 16.“
    „’n Stricher auf Hausbesuch ...“
    Simon wurde auf eine Trage gehoben und ins Krankenrevier gebracht. Tatsächlich gelang es ihm, alle Erinnerungen an den Besuch bei seinem Vater zu verdrängen und so zu tun, als wüsste er nicht, wie er in das Gefängnis gekommen war und wie er hieß. Er hörte, wie sie über ihn redeten.
    Eine Weile lag er bewacht auf der Trage hinter einem Vorhang und wartete auf den Gefängnisarzt, der um diese Zeit keinen Dienst mehr hatte.
    Der Schmerz in seinem Kopf verzog sich allmählich. Teufel, wenn das Mumbalas Nadelstich gewesen war! Obwohl Simon versuchte, nicht an diesen Spuk zu glauben, war ihm der Schmerz in seinem Kopf so stark im Gedächtnis geblieben, dass er bei jeder Bewegung Angst hatte, er könnte wieder einsetzen. Und plötzlich fiel ihm Bobos Geschichte von Simons angeblichem Gehirntumor wieder ein. Oder aber die Folgen der Tätowierung hatten ihn ohnmächtig werden lassen.
    Als der Arzt endlich kam, untersuchte er Simon, doch er konnte außer ein paar Schrammen von dem Sturz keine äußeren Verletzungen feststellen.
    „Hast du das öfter?“, fragte er.
    Simon nickte. „Seit ich ein kleines Kind war.“
    Er spürte, dass die Beamten und auch der Arzt im Dunkeln tappten. Der Gefängnisdirektor kehrte mit Simons Handy zurück. Simon hörte, wie er leise mit dem Arzt sprach.
    „Auf seinem Telefon ist kein Name von einem der Insassen zu finden. Was hat er denn?“
    „Möglicherweise hat er einen Tumor oder ist Epileptiker. Um das herauszufinden, müssten wir ein EEG machen.“
    Die beiden Männer verließen den Raum und berieten sich eine Weile nebenan. Simon schnappte nur Fetzen ihres Gesprächs auf: „Skandal für die Anstalt. – Können wir auf keinen Fall brauchen. – So kurz nach den Selbstmorden. – Wenn die Presse dahinterkommt. – Diese Tätowierung … irgendein Kult vermutlich. – Oder geisteskrank. – Die sind zu vielem fähig.“
    Die Männer hatten Angst.
    Simon nicht.
    Als sie wieder zu ihm kamen, lösten sie seine Handschellen. Zwei Wärter und der Arzt begleiteten ihn zum Ausgang und einer der Wärter öffnete die kleine Tür, die nach draußen führte.
    „Lass dich umgehend untersuchen“, sagte der Arzt und gab Simon sein Handy und seine Sachen zurück. Er sagte weder auf Wiedersehen, noch nickte er, sondern schloss einfach die Tür.
    Simon stand vor einer hohen Mauer.
    Allein in der Dunkelheit.
    Er war frei.
    Simon begann zu laufen. Vorsichtig erst und ganz langsam und dann immer schneller. Mit jedem Schritt, den er zwischen sich und das Gefängnis legte, fühlte er sich besser.
    Simon machte einen Luftsprung.
    Sein Kopf pochte.
    Er sprang noch

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