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Abaton: Die Verlockung des Bösen (German Edition)

Abaton: Die Verlockung des Bösen (German Edition)

Titel: Abaton: Die Verlockung des Bösen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olaf Kraemer
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letzten Nacht. Als Marie Bilder sendete von einer großen Bühne. Von einem Mann mit Turban; der Große Furioso.
    Greta spürte, dass sie ganz nahe an der verschütteten Erinnerung waren, doch dann tauchten nur die leeren Zuschauerränge und der heruntergelassene, blutrote Vorhang auf dem Monitor auf. Bernikoff sprach mit Marie, ruhig und freundlich. Er überreichte ihr etwas, das nicht genau zu erkennen war. Die Spieluhr konnte es sein. Drei Räder drehten sich. Ineinander, nach links und rechts. Bevor es klarer zu sehen war, war Marie plötzlich wieder jünger und tollte mit ihrer Zwillingsschwester über eine Wiese. Ihre Mutter war da, der Vater ...
    Greta hatte sich zurückgezogen und ging wie jeden Abend die Bewegungsprotokolle der Kinder durch. Sie stutzte. Sie war die Protokolle von Edda und Simon durchgegangen. Zunächst war nichts Bemerkenswertes zu entdecken gewesen. Alles im Rahmen. Doch dann orteten die Quellen Linus im Westen der Stadt. Greta erinnerte sich, dass der Wagen, mit dem sie sich durch die Stadt bewegt hatten, immer noch am Charlottenburger Stadtbad stand. Möglicherweise hatte sich Linus auf den Weg gemacht, um den Wagen zu holen. Sie merkte, dass sie dieser Gedanke nicht beruhigen konnte. Es lag daran, dass diese Gegend ihr irgendwie bekannt vorkam. Kameruner Straße, Ugandastraße. Greta ärgerte sich, dass ihr nicht einfiel, was sie damit verband. Sie wusste, dass sie nicht würde einschlafen können, bevor sie dieses Rätsel gelöst hatte.
    | 2223 |
    Nikto hatte den Koffer weit geöffnet und Simon blieb der Mund genauso weit offen stehen. Randvoll mit Geldscheinen war der Rimowa. Alles Hunderter.
    „Circa ’ne Million“, überschlug Nikto die Summe.
    In Simons Kopf schwirrten die Gedanken. Das war zu viel, um es zu kapieren. Mit allem hatte er gerechnet, aber niemals damit, dass Nikto recht haben würde, was den Inhalt angeht. Für Simon war es eine herrlich verrückte Aktion gewesen. Und jetzt waren sie plötzlich Millionäre. Wie hypnotisiert folgte er Nikto, als der die Kabine auf der Toilette im Untergeschoss des Alexanderplatzes verließ. Zielstrebig ging er mit dem Koffer voran, über die Rolltreppen, immer höher, über den Alexanderplatz, bis sie an der Rezeption des » Park Inn « Hotels standen.
    Simon musste sich ein paarmal um die eigene Achse drehen, während er Nikto in das Hotel folgte, um all den Luxus wirklich wahrzunehmen. Als er an der Rezeption ankam, hatte Nikto schon eine Schlüsselkarte in der Hand. Er bedankte sich in einem wilden, russisch gefärbten Deutsch, das klischeehafter nicht sein konnte. Dann winkte er Simon zu sich und sie bestiegen den Lift.
    „Was hast du vor?“, wollte Simon wissen.
    „Das Leben genießen. Es ist kurz, mein Freund.“
    Mit dem „Pling“ des Lifts waren sie angekommen. Nikto marschierte voran mit dem Koffer und öffnete die Tür zu einer Suite.
    „Wow!“
    Andächtig schauten sich die beiden um. Zwei Zimmer, Bad. Jeder Raum bot einen Blick über die ganze Stadt. Und vor ihnen, scheinbar zum Greifen nah, ragte der Fernsehturm in den Himmel.
    „Die hast du einfach so bekommen, die Suite?“, fragte Simon und hasste sich gleich wieder für seine Zweifel.
    „Eine Million öffnet so manche Tür“, lachte Nikto. Eine Million! Und sein russischer Akzent. Mit dem entsprechend rabiaten Auftreten bot es den Hotelangestellten genügend Interpretationsspielraum, was Niktos Hintergrund anging. Außerdem hatte er eine Woche im Voraus bezahlt und den Concierge geschmiert, damit er keine Ausweise vorzeigen musste. Und er hatte Simon als seinen Bruder ausgegeben.
    „Worauf hast du Lust, Bruder?“
    Simon überlegte.
    „Komm schon! Lass uns den Service testen.“
    „Wie schmeckt eigentlich Kaviar?“, fragte Simon nach einigem Überlegen.
    Sofort hing Nikto am Haustelefon und hatte den Zimmerservice am Apparat. In der aggressiven Mischung aus Russisch und Deutsch orderte er die Fischeier.
    „Aber echten Kaviar“, proletete er. „Bin ich Kenner!“ Er legte auf und lachte los. „Bin ich Kenner“, wiederholte er und stolzierte durch den Raum. „Bin ich Kenner! Noch irgendwas?“
    „Eigentlich am liebsten ’nen Burger.“
    „Mäcki oder King?“
    „King. Und Pommes von Mäcki!“
    „Kommt sofort!“ Nikto war sofort wieder am Telefon und spielte den ungehobelten Russen.
    Keine Viertelstunde später klopfte es an der Tür und der Zimmerkellner brachte Kaviar, Burger, Pommes, ein Subway-Baguette, Eiscreme und viel Red-Bull-Cola. Als

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