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Abaton: Die Verlockung des Bösen (German Edition)

Abaton: Die Verlockung des Bösen (German Edition)

Titel: Abaton: Die Verlockung des Bösen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olaf Kraemer
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auf Linus. Sie wollte nicht, dass Rob spürte, dass sie sich Sorgen machte, doch sie wollte unbedingt wissen, was es Neues gab.
    Rob schüttelte den Kopf. Obwohl dieser Kommissar versprochen hatte, dass er oder die Kollegen sich melden würden, hatte Rob nichts mehr von der Polizei gehört. Und keinen Ton mehr von Linus.
    „Der geht nicht unter“, tröstete Judith. „Keine Sorge. Linus ist ...“, sie zögerte, um ja nichts Emotionales zu sagen, „er kommt zurecht, sicher.“
    Rob nickte vor sich hin. Dann entschloss er sich, ging zum Telefon (wohl dem einzigen in ganz Köln, das noch nicht schnurlos war) und rief in Berlin an. Er ließ sich mit dem zuständigen Beamten verbinden. Er konnte ihn nicht erreichen, doch die Frau in der Zentrale der Berliner Polizei machte sich schlau und rief kurz darauf zurück.
    „Ist er denn schon wieder weg, ihr Sohn?“, fragte sie.
    „Wieso? Wieso ‚schon wieder‘?“
    „Sie haben ihn doch heute Morgen abgeholt“, sagte die Frau.
    „Was?“ Rob begriff gar nichts mehr. „Ich war nicht in Berlin. War ich seit Jahren nicht mehr.“
    „Mmmhm“, stutzte die Frau und Rob spürte, dass sie ihm nicht wirklich glaubte. „Meine Unterlagen sagen was anderes.“
    Rob musste sich zügeln, um nicht laut zu werden. Er wollte wissen, wieso Linus überhaupt bei der Polizei gewesen war.
    Aber die Frau am anderen Ende der Leitung war sich nicht mehr sicher, ob sie Auskunft geben durfte, sie war sich nicht sicher, ob sie wirklich Linus’ Vater am Telefon hatte. Sie wiegelte Rob ab, versprach, dass sie den zuständigen Beamten informieren werde. „Er wird sie zurückrufen.“
    Rob wollte noch etwas sagen, aber da hatte die Frau schon aufgelegt. Linus’ Pflegevater starrte vor sich hin. Dann schaute er Judith an und berichtete in bruchstückhaften Sätzen, was man ihm gesagt hatte. Judith begriff genug. Sie spürte, wie ihr Herz heftiger klopfte. Sie dachte an ihren Traum. Schließlich kramte sie in ihrer Hosentasche nach dem Zettel, auf dem die Handynummer von Olsen stand. Sie ging nach draußen und rief ihn an. Da stand sie dann im Schneegestöber und berichtete voll Sorge, was sie über Linus wusste.
    „Sie müssen ihn finden, bitte!“ Sie befürchtete, dass der Killer sich bei der Polizei als Rob ausgegeben und Linus mitgenommen hatte. Schnell beendete sie das Gespräch, als sie spürte, dass ihr Tränen in die Augen stiegen. Olsen hatte sie beruhigt und versprochen, Linus zu finden. Das hatte sie noch mitbekommen.
    Der Schnee in Berlin war in Regen übergegangen. Die Scheibenwischer von Elisabeths Wagen waren abgenutzt und schafften es kaum, für klare Sicht zu sorgen. Olsen fuhr Richtung Mitte. Plötzlich setzte sich ein Streifenwagen neben ihn. Der Polizist auf dem Beifahrersitz hatte gesehen, wie Olsen ohne Freisprechanlage telefonierte. Nun winkte man ihn an den Straßenrand. Olsen war klar, dass das für ihn nicht gut ausgehen würde. Er hatte keinen Ausweis, keinen Führerschein. Man würde ihn festsetzen. Wenn er noch eine Chance haben wollte, Linus zu retten, dann durfte er sich jetzt nicht aufhalten lassen. Er lenkte den Kombi hinter den Wagen der Polizisten und zog seine Mütze noch tiefer ins Gesicht. Aber anstatt auf die Beamten zu achten, die aus ihrem Auto stiegen, beobachtete Olsen im Rückspiegel den nachkommenden Verkehr. Als er eine Lücke entdeckte, gab er Gas. Er fädelte in den fließenden Verkehr ein. Sofort sprangen die Polizisten zurück in ihren Wagen und folgten. Olsen blieb ruhig. Er staunte über seine Wahrnehmung, die in diesem Moment auf Hochtouren lief. Er schlüpfte mit dem Wagen in jede noch so kleine Lücke, die sich auf den Fahrstreifen neben ihm ergab. So konnte er sich die Polizei vom Halse halten. Längst hatten sie Blaulicht und Sirene eingeschaltet. Aber das schien sie eher zu behindern, da manche Fahrer vor ihnen mit der Situation überfordert waren und falsch reagierten. Als Olsen das Blaulicht ein Stück hinter sich gelassen hatte, bog er abrupt in eine Einbahnstraße ein. Links und rechts parkten Autos. Im Rückspiegel sah er, wie der Polizeiwagen die Einfahrt in die Straße verpasste. Dann aber setzte er zurück und folgte. Olsen stoppte den Wagen. Er sah sich zu, wie er handelte. Sein Instinkt hatte übernommen. Keine Spur von Angst. Alles schien durchdacht, trainiert. Der Polizeiwagen wurde langsamer. Die Beamten wirkten irritiert. Über Funk hielten sie Kontakt zur Zentrale. Verstärkung war unterwegs. Der Wagen tauchte an der

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