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Abaton: Die Verlockung des Bösen (German Edition)

Abaton: Die Verlockung des Bösen (German Edition)

Titel: Abaton: Die Verlockung des Bösen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olaf Kraemer
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voller Geld, den er von Simon unbemerkt mitgebracht hatte und leerte lachend den gesamten Inhalt in den Abgrund. „Drei!“
    Nikto rannte los, die Hauswand entlang. Simon musste ihm fassungslos folgen. Sie liefen durch das wirbelnde Geld auf den Abgrund zu. Simon versuchte mit wilden Bewegungen ein paar Scheine einzufangen. Es gelang ihm nicht. Immer tiefer hinab eilte er. Immer lauter drang das Lachen von Nikto an sein Ohr. Und unter ihnen begann ein verrücktes Hin und Her der Menschen. Die ersten hatten bemerkt, was da vom Himmel regnete. Immer mehr Menschen kamen dazu. Drängelten sich. Schubsten. Stießen sich weg. Und als Simon nach Nikto den Boden erreichte, waren schon Hunderte Menschen vom Alexanderplatz herbeigeeilt und kämpften um jeden Schein.
    Ungläubig starrte Simon auf seinen Freund, während sie abgeschnallt wurden. Nikto aber schaute nur fasziniert auf das Spektakel der Gier. Noch immer flatterten Hunderte Geldscheine durch die Luft. Die Menschen reckten die Köpfe zum Himmel, ließen sich von den wirbelnden Banknoten leiten, stolperten, schlugen hin. Liefen übereinander weg.
    „Bist du verrückt!?“, schimpfte Simon. Er konnte nicht fassen, wie Nikto mit dem Geld umging. Musste unweigerlich an Edda und Linus denken. Daran, wie das Geld ihnen auf der Suche nach Marie hätte helfen können. Nikto aber schüttelte nur den Kopf. Er zeigte Linus einen der Geldscheine, spuckte darauf und rieb mit dem Daumen darüber. Dann zeigte er Simon, dass der Schein abgefärbt hatte.
    „Falschgeld.“
    „Immer aufhören, wenn es am Schönsten ist“, sagte Nikto und sah Simon vorwurfsvoll an. „Du hast es gar nicht genossen, oder? Das musst du wirklich noch lernen. Du musst zugreifen, wenn das Leben dir das Glück hinhält. Sonst glaubt es, du willst es nicht.“ Mit einem letzten Blick zurück schaute er auf die Menschenmenge.
    Langsam begann es eisig zu regnen. Simon blieb noch einen Moment stehen. Zu wissen, dass es Falschgeld war, machte aus diesem Treiben komplett absurdes Theater. Plötzlich war er stolz, irgendwie auch ein Auslöser des Ganzen gewesen zu sein. Jeder dieser Glücksritter würde in Kürze feststellen, dass er falschem Glück nachgejagt war. Schon schauten die ersten irritiert auf ihre Finger. Das Gewusel verebbte. Resignation machte sich breit. Eine Frau, vollgepackt mit Scheinen, brach in Tränen aus. Simon begriff, was Nikto mit Schein und Sein gemeint hatte. Er lächelte, wendete sich zu ihm um. Aber Nikto war verschwunden.
    Simon eilte über den riesigen Platz, vorbei am Brunnen, wieder zurück. Nikto war nicht zu entdecken. Simon spürte, wie sich in ihm dieser Sog bildete, in seiner Mitte, ein Sog, der ihm alle Energie nehmen würde. So wie damals. Nein. Diesmal wollte er das nicht zulassen. Plötzlich wurde er von hinten gepackt.
    „He, was jetzt, Bruder?“
    Simon lachte. Nikto war zurück und er wollte sich seine Sorge nicht anmerken lassen. Seine überdrehte Art nahm Simon ein, lenkte ihn ab. Nikto wirkte wieder so übertrieben fröhlich wie gestern Abend, nachdem Simon ihn im Bad hatte weinen hören.
    „Wo bleiben wir heute Nacht?“, fragte Nikto, als es anfing dunkel zu werden und die Weihnachtsbeleuchtung in den Straßen zu leuchten begann. Wieder die Frage, die sich Simon auch mit Edda und Linus schon so oft hatte stellen müssen. „Knast?“, schlug Nikto vor.
    „Nie im Leben“, protestierte Simon. Er hatte eine bessere Idee. „Komm mit“, sagte er und dieses Mal war er es, der voranschritt.
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    Olsen vertraute darauf, dass er dieselbe Ausbildung hatte wie Clint. Also musste er überlegen, was er in so einem Fall machen würde. „Aus der Anonymität operieren. Immer mehrere Fluchtwege. Operationszentrale immer in der Nähe von Bahnhof oder internationalem Flughafen. Permanenter Zugang zu modernen Kommunikationsmitteln.“ Olsen konnte diese Vorgaben rekapitulieren, ohne zu wissen, wann und wo er sie gespeichert hatte. Auf Google Maps kreiste er den Flughafen Tegel, Bahnhof Zoo und den Hauptbahnhof ein. Im Bereich um den Flughafen fand er schließlich einige Wohnanlagen, die nur wenige Minuten entfernt waren. Sie boten Anonymität. Fluchtwege, auch über die flachen Dächer. Vor allem aber die Adresse war Olsen aufgefallen. Ugandastraße, Kameruner Straße, Guineastraße. Eigentlich konnte es nicht sein, dass Clint aus Sentimentalität eine solche Adresse gewählt hätte. Wenn aber alle anderen Faktoren ideal waren, warum nicht?
    Erinnerungen tauchten

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