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Abaton: Die Verlockung des Bösen (German Edition)

Abaton: Die Verlockung des Bösen (German Edition)

Titel: Abaton: Die Verlockung des Bösen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olaf Kraemer
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Haken genommen hatte, dick um die Waffe.
    „Wenn du so gut geworden bist, drückst du dann auch wirklich ab?“, fragte Clint.
    „Fischer hat es nichts genützt, dass ich ein guter Mensch geworden bin. Er ist tot. Und ich erinnere mich genau, was du mir angetan hast“, sagte Olsen kühl und ohne zu zögern, drückte er ab. Klick. Noch einmal. Klick. Klick. Klick. Keine Patrone mehr. Clint begriff, lachte. Mit einem Schritt war er bei Olsen und schlug zu. Olsen konnte den Schlag nicht abwehren. Er stürzte mit dem Kopf gegen die Bank und blieb liegen. Linus wollte sofort zu ihm, sich kümmern. Er hockte sich neben ihn. Olsen schaute ihn nur an und als Clint hinter Linus war, um ihn fortzuzerren, spürte Linus, dass Olsen ihm etwas in die Hand drückte. Es fühlte sich kühl an. Stahl. Ein Messer. Aus dem Augenwinkel sah Linus die Spritze in Clints Hand. Er nutzte den Schwung, mit dem Clint ihn hochriss und stach mit voller Wucht zu. Es knirschte laut, als die Klinge von dem Knochen abrutschte und in sein Herz drang, und für Sekunden schien alles stillzustehen. Clint starrte auf das Messer in seiner Brust. Er zog, rupfte daran. Er bekam es nicht heraus. Er wankte, schaute auf Linus. Außer Atem stand der Junge vor dem alten Söldner. Der nur den Kopf schüttelte, fassungslos. Blut trat aus seinem Mund. Mit jedem Ausatmen sprudelte es neu und rot hervor. Linus fing seinen Blick auf, voll Verblüffung und Hass. Hass über die Erkenntnis, dass er verloren hatte. Linus machte einen Schritt auf ihn zu, wollte das Messer aus der Wunde ziehen, doch Clint verlor das Gleichgewicht. Er stolperte rückwärts. Wollte sich halten. Aber die Schwingtür zum Whirlpool gab nach und Clint stürzte weiter. Die Tür schlug hinter ihm zu. Linus hörte nur das Klatschen auf dem Wasser. Und den Schrei einer Frau.
    Mit einem Mal waren Linus’ Gedanken klar. Es war, als spule er ein Programm ab. Er sah Olsen am Boden. Sofort war er bei ihm, half ihm auf die Beine. Linus stützte ihn auf dem Weg nach draußen, immer darauf bedacht, nicht aufzufallen. Die Menschen, die alle in die Richtung liefen, aus der das Geschrei und Gezeter kam, nahmen die beiden kaum wahr. Linus führte Olsen hinaus zum Parkplatz. Da stand noch immer der Wagen von Olsen. Linus setzte Olsen hinein, hockte sich hinter das Steuer und fuhr los. Er bog nach links ab in die Krumme Straße. Von rechts tauchten mit Blaulicht die Streifenwagen auf.
    Als Linus die Augen aufschlug, fühlte er sich bleischwer. Er richtete sich in dem Bett auf und orientierte sich. Er sah Olsen, der in dem Sessel eingeschlafen war. Es war ein billiges Hotelzimmer. Das Zimmer von Olsen.
    Linus musste pinkeln und ging in das winzige Bad. Er hockte sich matt auf die Schüssel und entdeckte im Mülleimer einen blutigen Verband. Das Blut brachte die Erinnerung an das Vergangene zurück. Den Kampf mit Clint. Seinen Blick. Seinen Tod. Den Moment, in dem Linus zugestochen hatte. Das Blut. Linus schaute auf seine Hände. Braun und krustig waren die Spuren an seinen Fingern und Linus sah, dass er zitterte.
    Lange hielt Linus seine Hände unter das warme Wasser. Unendlich oft hatte er sie mit Seife abgewaschen, abgerubbelt. Keine Spur mehr von Clints Blut und dennoch fühlte sich Linus, als würde er die Spuren seiner Tat niemals mehr loswerden. Das Wasser lief und er stand vornübergebeugt da und weinte. Bis er eine Hand warm und schützend auf seiner Schulter fühlte.
    Olsen hatte Linus zugesehen. Er redete nicht. Er war nur da. Linus tat es gut. Gerne hätte er von Olsen gehört, dass seine Tat mit der Zeit verblassen würde, dass sie aus der Erinnerung verschwände wie ein böser Traum. Aber das war nichts als kindliche Hoffnung.
    „Es bleibt ein Teil von dir“, sagte Olsen, als hätte er Linus’ Gedanken gelesen. „Das, was gestern Abend passiert ist, wird dich nicht verlassen. Aber es ist deine Entscheidung, wie viel Raum du ihm lässt.“
    Nach einer Weile wusch sich Linus das Gesicht ab und wendete sich endlich Olsen zu. Da standen sie. Zwei Krieger. Linus umarmte den fremden Mann. Olsen nahm es hin. Seine Wunde schmerzte, doch das Gefühl der Nähe zu diesem Jungen ließ ihn den Schmerz ertragen.
    „Danke“, sagte Linus nur.
    „Danke auch“, sagte Olsen. Und dann, bei ihrem gemeinsamen Frühstück in der Pension, berichtete Olsen von seiner Rettung, von Elisabeth, von Dr. Fischer, von Timber und von Judith.
    „Sie mag dich“, sagte er. „Sie mag dich sehr. Du solltest ihr sagen, dass es

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