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Abaton: Die Verlockung des Bösen (German Edition)

Abaton: Die Verlockung des Bösen (German Edition)

Titel: Abaton: Die Verlockung des Bösen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olaf Kraemer
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seinem Vater im Knast, sondern auch von seiner Mutter, die inzwischen schwarze Männer bevorzugte und mit GENE-SYS unter einer Decke steckte. Und er erzählte von David.
    Lange noch saßen die beiden auf der „Terrasse“ in der Nacht. Nach und nach kroch die Kälte in ihre Körper und sie zogen sich schließlich in das Innere zurück und legten sich schlafen.
    Simon lag noch bis zum Morgengrauen wach. Er war in Gedanken, atmete ruhig. Empfand Glück. Hätte er einen Begriff für Freundschaft finden sollen, er hätte » Nikto « gesagt.
    Nikto lauschte in die Nacht und hörte das gleichmäßige Atmen von Simon. In der Ferne ratterte ein Zug vorüber. Simon atmete weiter gleichmäßig und Nikto musste annehmen, dass er schlief. Er richtete sich auf und kramte aus seiner Tasche eine Spritze hervor. Dazu eine Flüssigkeit in einem braunen, verschraubbaren Glas. Ein paar Milligramm der Flüssigkeit zog er in die Spritze. Dann klemmte er mit seinem Gürtel den Arm ab und wartete, bis die Vene hervortrat. Dazu hatte er ein Teelicht entzündet, damit er etwas sehen konnte. Als Nikto sich die Spitze setzte, wendete sich Simon um, angelockt von dem Licht. Geschockt starrte er auf das, was Nikto da tat. Der hatte den Kolben der Spritze heruntergedrückt und zog nun die Spritze heraus. Da stürzte sich Simon schon auf ihn. Voller Wut und Enttäuschung.
    „Du Arsch, du blöder!“ Er schlug auf Nikto ein. Der schützte sich mit seinen Armen. Doch gegen die Kraft der Wut kam er nicht an.
    „Simon, es ist nicht, wie es scheint ...“
    „Halt die Fresse, Arschloch!“ Simon war außer sich. Er trieb den „Bruder“ vor sich her und hinaus auf die Gleise. Nikto ließ es geschehen. Er hatte aufgegeben. Erschöpft und völlig fertig stand Simon vor ihm, drehte sich dann wortlos um, ging in das Häuschen und verbarrikadierte sich. Er hätte es doch ahnen müssen. Wieso war er wieder drauf reingefallen, dass ihm etwas Gutes widerfuhr? Er hätte es besser wissen müssen. Simon hasste sich für seine Hoffnung, die wirklich zuletzt zu sterben schien. Wahrscheinlich sogar noch nach ihm. Sein Blick fiel auf das braune Glas. Er hob es auf, wollte es gegen die Wand schleudern, hielt inne.
    Nikto stand noch immer auf den Gleisen. So wie Simon ihn verlassen hatte. Langsam hatte Simon die Tür wieder geöffnet und war auf Nikto zugegangen.
    „Scheiße! Morphium?“ Er begriff das nicht.
    Nikto rieb mit Daumen und Zeigefinger über seine Augen. Dann entschloss er sich zu reden. Über etwas, das er eigentlich ignorieren wollte. Aber nicht ignorieren konnte, denn die Schmerzen kamen regelmäßig in der Nacht zurück, auch wenn er das starke Schmerzmittel gespritzt hatte.
    „Was heißt das? Dass du stirbst?“ Simon hatte es übertrieben formuliert. Er wollte es Nikto leicht machen, den Kopf zu schütteln. Nein zu sagen. Alles als absurd abzutun. Aber das tat er alles nicht. Er sah Simon nur stumm an.
    „Verstehe“, lehnte sich Simon gegen die Erkenntnis auf. „Klar. Sterben müssen wir alle. Irgendwann ...“
    „Ich weiß, wann“, sagte Nikto. Er sah Simons fragenden Blick. „Vier, fünf Wochen.“
    „Aber ... du bist jung“, protestierte Simon.
    „Tja, hab ich auch gedacht. Aber vielleicht meint man da oben ... oder da unten, dass ich schon genug erlebt hab.“
    „Hast du?“
    Nikto nickte.
    „Nicht übel, jedenfalls ... Obwohl ...“
    „Was?“
    „Diese Sache mit dem Jet“, sagte Nikto. „Das wär’s gewesen. Die ganz große Nummer. Dafür hab ich am Computer trainiert. Monate.“
    „Bist du Kenner“, sagte Simon.
    „Ja, ja, bin ich Kenner!“
    Sie sahen sich an. Und plötzlich war Simon bei Nikto und umarmte ihn. Was ihn dazu trieb, er wusste es nicht. Er wusste nur, dass er das tun musste und dass er das tun wollte. Und dass es guttat.
    „Du würdest so’n Ding hochkriegen? Echt?“
    „Als hätt ich das Viagra dafür“, sagte Nikto trocken.
    „Und wieder runter?“, fragte Simon.
    „Die richtig Guten bleiben für immer oben“, lachte Nikto. Er beobachtete Simons Gesicht. „Was brütest du da aus?“
    Es war hell, als sie in Tempelhof ankamen. Kaum eine Wolke war am Himmel zu sehen und obwohl die Sonne schon das alte Rollfeld beschien, war es eiskalt.
    Mit zwei VIP-Karten, die ihm der Ballon-Student am Bahnhof zugesteckt hatte, erlaubte man Simon und seinem Begleiter, bei den Startvorbereitungen zur heutigen Höhen-Wettfahrt zuzusehen. Aufgeblasen waberten da schon eine Mickymaus, ein Spiderman und ein Homer

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