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Abaton: Die Verlockung des Bösen (German Edition)

Abaton: Die Verlockung des Bösen (German Edition)

Titel: Abaton: Die Verlockung des Bösen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olaf Kraemer
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Wohnung brannte Licht, als sie hörte, dass sich jemand an der Tür zu schaffen machte.
    „Lucy?“, rief Edda und richtete sich auf.
    Dann fiel ihr ein, dass sie ja den Schlüssel hatte und Lucy würde klingeln müssen. Edda stand auf und hörte, dass eine ganze Gruppe von Leuten vor der Tür stand und dabei war, die Wohnung zu betreten. Sie trat aus dem kleinen Zimmer auf den Flur. Und stand dem Jungen aus dem Club gegenüber. Zusammen mit zwei anderen Männern, an die sie sich nur vage erinnerte. Der Mann im Anzug und sein Freund. Edda erschrak, als sie merkte, dass ihr der Junge aus dem Club immer noch gut gefiel. Viel besser, als sie ihn in Erinnerung hatte.
    „Hey, schön dich zu sehen“, sagte er sanft und legte den Arm um Edda. „Wie geht´s?“
    Edda lächelte.
    War er es gewesen, der ihr etwas in den Drink getan hatte? Sie traute es ihm einfach nicht zu. Merkwürdig, dachte sie, eben hatte sie noch entschieden, dass dieses Leben nichts für sie wäre, und nun sagte ihr Körper, dass sie Lust hatte, mit diesem Jungen zu schlafen. War es Zufall, dass er jetzt durch die Tür gekommen war? Oder Schicksal?
    Immer mehr Menschen kamen in die Wohnung. Es wurde laut. Der Junge folgte Edda zu einem der Sessel, ließ sich neben sie fallen und berührte ihr Bein ohne sich zurückzuziehen. Er roch nach Tabak und Alkohol. Edda gefiel, dass er keine Hemmungen zu haben schien. Ihr gefiel, dass sie ihm gefiel. Ohne dass sie lachen oder posen musste. Eine Weile unterhielten sie sich, aber sie wusste nicht einmal genau, was er sagte.
    „Ich will mit dir schlafen“, sagte plötzlich eine Stimme in Eddas Kopf, von der sie nicht hätte sagen können, ob es seine oder ihre war.
    „Wenn er mich fragt, sag ich ja“, dachte Edda. „Wenn er jetzt fragt ...“
    Noch bevor er etwas sagen konnte, wirbelte auch Lucy in die Wohnung und Edda war froh, dass der Augenblick verstrichen war und sie keine Entscheidung hatte treffen müssen. Wenn es mit dem Jungen wirklich etwas werden sollte, dann würde es später auch noch klappen.
    Längst war eine Party im Gang. Edda fühlte sich erwachsen zwischen den Erwachsenen, die Edda aus dem Spiegel drängelte sich wieder vor. Sie hatte sich nicht einfach geschlagen gegeben. Sie hatte als Waffe diesen Jungen ins Spiel gebracht. Edda vermied es, Alkohol zu trinken. Sie wollte einen klaren Kopf haben, falls es heute Abend passieren sollte. Und überhaupt.
    Nach einer Weile kam der Junge wieder zu ihr und legte ihr den Arm um die Schultern. Er strich über ihr Haar. Edda hielt die Luft an. Sie musste sich daran erinnern, weiterzuatmen.
    Seewind.
    Ein- und ausatmen.
    Als er sie fragte, ob sie mit ihm nach nebenan gehen wollte, nickte Edda nur. Sie merkte, wie sich ihr ganzer Körper anspannte.
    Seewind.
    Als der Junge das Päckchen mit den Drogen auf den Tisch legte und zwei Lines mit der Kante seines Smartphones bereitete, bot er Edda an, zuerst zu ziehen. Edda schluckte. Sie hatte Angst vor Drogen. Aber das war, als sie klein war. 14, 15 ... Jetzt war sie erwachsen. Was sollte schon passieren? Die Party im Nebenzimmer war in vollem Gange, sie hörte ausgelassenes Lachen. Drogen gehörten einfach dazu. Wieso sollte sie sie nicht nehmen? Ihr würde schon nichts passieren. Der Junge lächelte sie an. Edda lächelte zurück und nahm den gerollten Geldschein aus seiner Hand. Sie beugte sich vor, zog das Pulver zur Hälfte in die rechte und in die linke Nasenhälfte und spürte, wie wenige Sekunden später die Wirkung begann, sie euphorisch wurde. Plötzlich war sie froh, dass sie ihre Angst überwunden und das Zeug genommen hatte. Jetzt verstand sie, wie er sich fühlte, wie er drauf war. Es war ein tolles Gefühl dazuzugehören. Ihre Gedanken jagten durch die Windungen ihres Hirns, während der Junge sich über sie beugte und begann, sie zu küssen. Seine Hände waren warm und fuhren unter ihren Pullover. Edda schloss die Augen, legte die Arme um seinen Hals und zog ihn an sich, als sich die Tür öffnete. Edda schlug die Augen auf und sah, dass Lucy in den Raum kam und die Tür hinter sich verschloss.
    „Hi!“ Sie setzte sich ebenfalls aufs Bett.
    Lucy fing an, ihre Bluse aufzuknöpfen.
    Auch der Junge begann, sich auszuziehen.
    „Was machst du?“, fragte Edda Lucy verwundert.
    „Nach was sieht es denn aus?“, kicherte Lucy. „Ich leiste euch Gesellschaft!“
    Für einen Augenblick stutzte Edda. Etwas in ihr regte sich, wollte aufbegehren, sagen, dass sie den Jungen nicht teilen wollte.

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