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Abaton: Die Verlockung des Bösen (German Edition)

Abaton: Die Verlockung des Bösen (German Edition)

Titel: Abaton: Die Verlockung des Bösen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olaf Kraemer
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einem Sonnenrad?“
    Edda öffnete den Mund. „Das können Sie nicht wissen. Niemand kann das!“
    Er schüttelte den Kopf.
    „Marie hatte diesen Traum und ich habe ihn auf dem Monitor verfolgt. Synchronizität. Eine sehr fortgeschrittene und komplexe Variante, die darauf hindeutet, wie begabt du in dieser Hin-
sicht bist.“
    „Ich habe Sie für jemanden aus meinem Traum gehalten. Dann bin ich Ihnen gefolgt und habe gemerkt, dass Sie in einer Wohnung verschwunden sind. Haben Sie das alles angezettelt? Was wollen Sie von mir? Wieso sehen Sie aus wie Bernikoff?“
    „Ich kann euch helfen zu entkommen und ich kann euch helfen die Frau zu befreien, die von GENE-SYS gefangen gehalten wird.“
    „Und was haben Sie davon?“, bohrte Edda.
    Er schaute sie lange an.
    „Es wird höchste Zeit an die positiven Dinge aus Bernikoffs Forschung anzuschließen, bevor sie vollends verloren gegangen sind. Die Seite des Bösen hat sich fast regeneriert ... Ich brauche euch dazu. Und ihr braucht mich.“
    Edda spürte, wie sie von einer starken inneren Spannung ergriffen wurde, als würden plötzlich Dinge zusammenfinden, die vorher scheinbar ohne Bedeutung durch ihr Leben geflogen waren und die ihrem Leben einen tieferen Sinn zu geben schienen. Hatten sie in Meyrink jemanden gefunden, der ihnen endlich einen Weg aus der Misere zeigen konnte, ohne dass sie von der Waffe Gebrauch machen mussten, wie Linus und Simon es vorhatten? Der Mann war genauso undurchsichtig wie die Leute von GENE-SYS . Die aufgesetzte Freundlichkeit Gretas, die gleiche Technik. Und er hatte sie überwacht – schlimmer noch: Womöglich hatte er einen Weg direkt in ihren Kopf gefunden.
    Edda spürte wieder, wie Unruhe und Angst über sie kamen.
    „Lass nicht zu viel Zeit mit Zweifeln vergehen. Es geht nicht nur um deine Großmutter, es geht auch darum, dass die Kritische Masse mehr bedeutet, als ihr möglicherweise wisst oder als GENE-SYS euch gesagt hat.“
    Edda starrte ihn an.
    „Zum ersten Mal, seit es diese Forschung gibt, wurde das, was Bernikoff als Kritische Masse bezeichnet hatte, erreicht. Sogar überschritten. Von euch. Es ist eine Gabe. Es bedeutet, dass ihr zu dritt das Potenzial habt, als so etwas wie „Antennen“ zu fungieren“, erklärte Meyrink. Seine Augen leuchteten und er hielt nun ein flammendes Plädoyer. „Ihr könnt die Sender sein, die bei vielen Menschen das Bewusstsein öffnen werden. Es ist in ihnen veranlagt, aber es muss geweckt werden. Es geht um einen Sprung in der emotionalen Evolution – und um Empathie. Ich weiß, es klingt utopisch. Aber Bernikoff hat in seinen letzten Jahren genau daran gearbeitet, dass ...“
    „Ich will zu meinen Freunden zurück!“, unterbrach Edda.
    Meyrink hielt inne. Er begriff. Er hatte sich in eine Begeisterung geredet, die Edda vollkommen verschrecken musste. Das war zu viel. Zu viel Verantwortung. Das war „die Welt retten“. Edda kam damit nicht klar. Noch nicht. Meyrink erkannte es. Er war zu weit gegangen.
    Edda war da schon an der Tür. Meyrink hielt sie auf.
    „Tut mir leid“, sagte er.
    „Was?“, giftete Edda. „Bleiben Sie bloß aus meinem Kopf!“
    „Ich war nicht in deinem Kopf. Du bist in der Lage, Träume und Gedanken deiner Großmutter zu empfangen. Das ist nicht so ungewöhnlich, wie du vielleicht denken magst.“ Meyrink redete ruhig weiter. „Besser, du gehst nicht durch den Hauseingang zurück. Es ist nicht gut, wenn man euch mit diesem Haus in Verbindung bringt.“
    Er brachte Edda das Treppenhaus hinauf bis in den fünften Stock, wo eine kleine Metalltür auf das Dach des Hauses führte. Mit Meyrink betrat Edda das flache Dach des Hauses.
    „Es ist deine Entscheidung. Wenn du gehen willst, geh.“ Er ließ Edda zurück und verschwand wieder im Treppenhaus. Edda stand da, schaute über die Stadt. Dann lief sie auf dem flachen Dach entlang und überquerte den Häuserblock, zu dem Meyrinks Haus gehörte. Sie spürte, dass sie reden musste. Mit Menschen, die ihr nahestanden. Denen sie vertraute. Edda lief schließlich durch ein gläsernes Treppenhaus auf die Straße, lief weiter, immer weiter und stand wenig später vor dem chinesischen Restaurant. Sie trat an das aufgebrochene Fenster und öffnete es.
    „Linus! Simon!“
    Doch die Jungen waren verschwunden.
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    Als sich Linus und Simon aus den Handtüchern und Tischdecken geschält hatten, die ihnen auf dem Boden des chinesischen Restaurants als Lager dienten, war es noch früh. Sie sahen, dass Edda

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