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Abaton: Die Verlockung des Bösen (German Edition)

Abaton: Die Verlockung des Bösen (German Edition)

Titel: Abaton: Die Verlockung des Bösen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olaf Kraemer
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Es ging darum, den Druck wieder zu erhöhen. Greta wollte die Reaktionen der drei weitertesten. Dass es zu einer Schießerei kommen würde, hatte sie nicht gewollt und nicht voraussehen können. Es war ihr immer noch schleierhaft, was schiefgelaufen war – und warum.
    „Heut Nacht wäre Simon fast erschossen worden!“, ging Simons Mutter Greta an. „Warum? Habt ihr seinen Tod in Kauf genommen? Reicht es nicht, dass sein Vater im Gefängnis ist und sein Bruder tot?“
    Wieder begann Simons Mutter zu weinen. Mumbala legte den Arm um sie. Genau wie Greta es erwartet hatte. Es gab wirklich keine Überraschungen mehr für sie. Aber aus dieser Position heraus würde er zumindest nicht gefährlich werden.
    „Wir hatten die Angelegenheit die ganze Zeit unter Kontrolle“, log Greta leise, sodass die beiden anderen gezwungen waren sich anzustrengen, um sie zu hören. Simons Mutter hörte auf zu weinen und schaute Greta an.
    „Übrigens ist es Simon gewesen, der die Waffe abgeschossen hat. Er hat einem Freund dadurch das Leben gerettet. Er ist ein Held – der sich geradezu erstaunlich entwickelt.“
    Für einen Augenblick starrte Simons Mutter sie fassungslos an.
    „Er hat ... woher hat denn Simon eine Waffe ...?“
    Greta merkte, dass sie einen Fehler gemacht hatte und wechselte sofort das Thema.
    „Du bist eine starke und vernünftige Frau, Barbara, und du hast einen außergewöhnlichen Sohn, dem nicht zuletzt dank deiner Offenheit und Stärke im Kampf gegen die biologischen Muster eine besondere Förderung zuteilwird. Aber wir beide wissen auch, dass der Mutterinstinkt einer der stärksten Triebe des Menschen ist. Es war damit zu rechnen, dass er eines Tages mit dem Experiment kollidieren würde. Und ich kann dich gut verstehen. Ich selbst würde mit meinem Leben für Simon einstehen. Ich liebe die Kinder. Aber das Experiment, der Prozess muss weitergehen“, sagte Greta entschlossen.
    „Nein“, sagte Simons Mutter und richtete sich auf. „Du liebst nicht die Kinder, du liebst, was du mit ihrer Hilfe erreichen kannst.“
    Mumbala ließ Simons Mutter los und trat einen Schritt auf Greta zu. Sie spürte, dass sie einen Augenblick Angst vor dem großen Mann hatte, dessen Narben im Gesicht zeigten, dass er schon ganz andere Schwierigkeiten überwunden hatte.
    „Mutter liebt ihre Kind immer am meisten“, sagte Mumbala.
    Greta nickte bedächtig und lächelte ihn an.
    „Worte von einer so belanglosen Tiefe oder von so einer tiefen Belanglosigkeit, dass man sich fast schämt, sie zu formulieren – du aber hast den Mut sie auszusprechen. Und du hast recht.“
    Verwirrt schaute Mumbala sie an. Er wusste nicht, ob er verstanden hatte, was Greta gesagt hatte. Ob sie ihm zustimmte oder ihn verspottet hatte. Doch Gretas Gesicht verriet nur Mitgefühl. Auch das gehörte zu ihrer Technik. Sie wandte sich wieder Simons Mutter zu.
    „Simon ist in einem Alter, in dem er traditionell aus dem fürsorglichen weiblichen in den männlichen Bereich übertreten muss. Du hast eine gute Entscheidung getroffen, indem du ihn uns in dieser Phase anvertraut hast. Bis heute hattest du keinen Grund, es zu bereuen. Wenn Simon diese letzte Phase seiner Ausbildung überstanden hat, wird er zu einer Elite gehören, die sich auf der ganzen Welt bewegen kann. Ein Mensch der Leuchtkraft und Inspiration für andere Menschen sein wird. Wie Albert Schweitzer, Mahatma Gandhi oder Nelson Mandela.“ Bei dem Namen warf sie scheinbar beiläufig einen Blick auf Mumbala. Er richtete sich auf.
    Greta kam noch einen Schritt näher, nahm die Hände von Simons Mutter und schaute sie direkt an. „Und du bist seine Mutter.“
    Sie lächelte weise und wusste, dass sie damit die Eitelkeit der Mutter traf. Und den Stolz.
    „Simon ist wohlauf und mit seinen Freunden auf dem Weg in die nächste Stufe seines persönlichen Abenteuers. Wir können nicht alles planen, aber wie immer haben wir die Situation voll und ganz im Griff.“
    Simons Mutter sank zusammen, ließ den Kopf hängen und schüttelte ihn leicht.
    „Ich möchte meinen Sohn wiederhaben.“
    „Du hast ihn nicht verloren. Er liebt dich und du liebst ihn. Glaub mir, daran kann niemand auf der Welt etwas ändern.“
    „Und genau deshalb werde ich den Prozess abbrechen ...“, sagte Simons Mutter schließlich mit einer Stimme, die keinen Raum für Widerspruch ließ. „Weil es etwas Wichtigeres gibt, als Elite und Epigenetik. Die Liebe fängt bei den Eltern an. Das habe ich begriffen. Der Tod von David,

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