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Abaton: Die Verlockung des Bösen (German Edition)

Abaton: Die Verlockung des Bösen (German Edition)

Titel: Abaton: Die Verlockung des Bösen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olaf Kraemer
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Vater durchsucht und die Aufzeichnungen über die Freie Energie gefunden. Von da war es nicht mehr weit zu Simons frisch blutendem Tattoo und seinem Verschwinden aus dem Knast.
    „Geister-Bob hatte einfach ein paar Fäden gezogen.“ Und Simon war mitten in das Netz geflogen. Gerade als sie Bobo grillten wegen Simons Aufenthaltsort.
    „Das nenn ich Feuer mit Benzin löschen. Für den Augenblick hast du nichts zu befürchten. Sie sitzen. Und sie werden niemandem verraten, was sie vorhatten.“
    Langsam beruhigten sich Simon, Linus und Edda. Die Geschichte ergab einen Sinn und hatte gleichzeitig zu viele Unwägbarkeiten, als dass GENE-SYS hätte dahinterstecken können.
    „Wohin fahren wir eigentlich?“, fragte Edda.
    Sie beschlossen, erst einmal Klamotten für Bobo zu besorgen. Bobo wollte zum Bahnhof. Bevor er ausstieg, gab er den Kindern den Auftrag, neue Nummernschilder zu besorgen. Von einem Wagen gleichen Typs und Baujahrs.
    „Wartet auf der Rückseite. Ich bin gleich wieder da“, sagte Bobo und mischte sich in seinem Minirock aus Wolldecke über seinen nackten dicken Beinen, die wie bleiche Würste darunter hervorlugten, zwischen die Menschen und verschwand in der Menge.
    „Was ist denn das für ein abartiger Typ! Lass uns bitte abhauen“, sagte Edda. „Wie der geguckt hat. Und gerochen. Der hat mich berührt!“
    „Der ist einfach dick“, sagte Simon.
    „Aaarrghh! Abhauen!“
    Linus und Simon blickten sich an. „Er weiß, was er tut“, sagte Linus anerkennend.
    „Umso schlimmer! Bitte. Ich will los.“
    Simon hatte zärtliche und beschützende Gefühle für den dicken Riesen, die er den anderen nicht mitteilen wollte. Er merkte, wie bescheuert das klingen musste.
    „Er ist merkwürdig, aber er hat ein gutes Herz.“
    „Wer weiß, ob er dich verraten hat oder ob er zu GENE-SYS gehört oder ob er selbst an die Zeichnung auf deinem Kopf will, um sie zu verkaufen. Oder er bringt dich um, zieht dir das Fell über die Ohren“, sagte Edda bitter. Sie merkte, wie sie immer trauriger wurde. Nichts bot mehr eine Sicherheit. Auf nichts war Verlass. Wie erschöpfend diese Klemme war, in der sie steckte.
    Sie stiegen aus, um Luft zu schnappen, und lehnten sich an einen der anderen Wagen. Die nach und nach erlöschenden Lichter der Großstadt hatten jetzt wenig Verlockendes und jedes Mal, wenn ein Polizeiwagen auftauchte, drehten sie sich weg. Fremde Männer taxierten die Kinder. Edda, Linus und Simon wussten nicht, warum. Linus schloss den Wagen ab. Dann machten sie sich auf die Suche nach einem Wagen, der dem ähnelte, den sie fuhren.
    „Erst mal brauchen wir neue Nummernschilder“, sagte Simon. „Sonst sitzen wir bald in einer Zelle mit Geister-Bob und seinem Freund.“
    Es dauerte eine Weile, bis Edda schließlich einen Wagen gleichen Typs und Baujahrs erspäht hatte, der schon eine Weile auf der anderen Straßenseite gegenüber dem Bahnhof geparkt schien. Regen und der Dreck der Stadt hatten die Scheiben verklebt, aber auf den Nummernschildern war zu sehen, dass er noch TÜV hatte. Mit wenigen Handgriffen hatte Linus die beiden Schilder entfernt. Es beruhigte ihn, dass sie neue Nummernschilder gefunden hatten. So merkwürdig Bobo schien, er wusste genau, was zu tun war, und seine Entscheidungen ergaben einen Sinn. Edda hatte keine Lust, die Nacht mit Bobo durch die Stadt zu ziehen. Auf keinen Fall wollte sie neben ihm sitzen.
    Linus verließ die beiden, weil er auf die Toilette musste. Er betrat den hell erleuchteten Bahnhof mit seinen vielen Geschäften und den zielstrebig dahinströmenden Menschen, die ihm jetzt erschienen wie eine künstliche Zurschaustellung normalen Lebens. Das Wirkliche blieb hinter den Kulissen verborgen, dachte er. Wenn sie wüssten. Aber vielleicht trugen sie ja alle ein Geheimnis mit sich herum – waren dabei, anzugreifen oder vor etwas zu fliehen? Einzig Edda und Simon fühlte er sich noch verbunden. Und Olsen, dachte er. Und diesem Clint – im Hass. Wenn er je jemanden gehasst hatte, dann war es Clint. Wie brutal alles geworden war! Wie reduziert und verhängnisvoll die Konsequenzen. Für Linus war es von Anfang an kein Abenteuer gewesen. Als Einziger hatte er gewusst, dass es kein Spiel war. Dass jemand ernst machte. Er hatte wertvolle Zeit damit vertan, es den anderen klarzumachen. Was hatte es ihm gebracht? Zwar hatte er seine Eltern gefunden, aber sie gehörten genau zu denen, die er hatte überführen wollen. Hatten ihn vor den anderen und vor sich vorführen

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