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Abaton: Die Verlockung des Bösen (German Edition)

Abaton: Die Verlockung des Bösen (German Edition)

Titel: Abaton: Die Verlockung des Bösen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olaf Kraemer
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nehmen. Vor allem, wenn man einen weißen Kittel trug. Wenn die geheime Waffe, die sein Lehrer, Professor Schön, für die Wehrmacht hatte entwickeln sollen, wenn sie rechtzeitig fertig geworden wäre ... Was für ein grandioser Endsieg hätte es werden können!
    Olsens Augen huschten hin und her, als folgten sie dem Ballwechsel von zwei Tennisspielern. Fischer war zufrieden. Er holte aus einem Nebenraum eine Haube, an die eine Menge Elektroden angeschlossen waren. Er setzte sie Olsen auf den Kopf. Wenn es ihm glücken würde, die richtigen Hirnareale mit der richtigen Frequenz zu belegen, dann könnte es gelingen, Olsen wieder mit den Eigenschaften auszustatten, die er einmal wie Clint und all die anderen verkörpert hatte: Stärke, Mut, bedingungslose Treue und Ergebenheit.
    Als Olsen die Haube auf seinem Kopf spürte, wusste er, dass etwas Schreckliches folgen würde. Plötzlich waren Erinnerungen in seinem Kopf, vor seinen Augen. Bilder seiner Hände, Kinderhände, die sich an die Hand seines Vaters klammerten. Die Vaterhände, die die seinen nicht hielten, sondern von sich stießen. Da waren Bilder von Menschen, beobachtet durch ein Fernrohr. Ziele. Menschen, die nacheinander zusammenbrachen. Tot. Leid. Schmerz. Olsen konnte es körperlich mitfühlen, doch die Menschen waren gesichtslose Wesen. Alles, was er wahrnahm, spielte sich hinter einer Art weißer Gaze ab. Olsen bemühte sich, klarer zu erkennen. Und es war, als locke er so die Menschen näher und näher. Sie erreichten den Stoff. Körper zeichneten sich ab. Gesichter. Und plötzlich, wie ein schöner Schmetterling dem Kokon entkommt, zerriss das Weiß, das den Blick auf die Menschen noch so sanft, so künstlich gemacht hatte. Jetzt brach sich der Schrecken Bahn. Olsen erkannte ihn in den Augen der Männer, Frauen und Kinder. Doch mehr als alles traf Olsen die Fassungslosigkeit dieser Menschen. Die er alle schon einmal gesehen hatte. Sie starben da vor seinen Augen. Und sie waren alle schon einmal vor seinen Augen gestorben. Von seinen Händen.
    Elisabeth hörte die Musik und nahm die Tränen wahr, die über Olsens Gesicht liefen. Sie registrierte sie wie irgendeine seltsame Randerscheinung. Ohne dass es sie zu einem Gefühl verleitet hätte. Was für eine schöne Musik, dachte sie nur.
    Dr. Fischer beobachtete Olsens Hirnströme auf dem Bildschirm. So ganz gefiel ihm nicht, was er da sah. Er erhöhte die Frequenz, die er aufspielte.
    Unfassbares Zittern ergriff Olsens Körper. Als wolle er die quälenden Erinnerungen loswerden, weil er sie nicht mehr ertrug. Tief in sich aber spürte Olsen, dass er all dieses Böse bei sich behalten musste. Er durfte es nicht aus seiner Erinnerung verlieren. Irgendetwas in ihm wusste, dass alles, was er getan hatte, in seinem Bewusstsein bleiben musste. Ohne die Präsenz des von ihm verursachten Bösen würde er sich nie wieder für das Gute entscheiden können.
    Olsen versuchte, sich bei all dem Schmerz, der durch seinen Körper pochte, zu konzentrieren; auf das, was seine Erinnerung aus den Tiefen des Vergessens in sein Bewusstsein befördert hatte. Gesichter huschten an ihm vorüber, als sähe er diese Menschen aus einem vorüberfahrenden Zug auf dem Bahnsteig. Olsen wusste, er war auf einer Reise in seine Vergangenheit. Und dann sah er ihn. Dr. Fischer. Nur viel jünger. Sie kannten sich also. Olsen zwang sich, sich weiter auf Fischer zu konzentrieren. Immer mehr Bilder des Arztes tauchten aus seiner Erinnerung auf. Begegnungen in Krankenzimmern, in einer Villa. Olsen sah sich als Kind, sah seinen Vater. Wie er angeschlossen an Drähte auf eine metallene Unterlage geschnallt war. Jemand hielt Olsens Kopf und zwang ihn hinzuschauen, was mit dem Vater geschah. Dr. Fischer pegelte den Strom. Immer höher. Der Körper seines Vaters bäumte sich auf. Plötzlich sah sich Olsen auf einer Wiese, ein Tier in seinem Arm. Er sah sich mit anderen Jungs. Sah die Hasen und Kaninchen auf ihren Armen. Sah die Messer in ihren Händen. Auch er spürte den Griff des Dolches in seinen Fingern. Er schaute auf das ängstliche Tier auf seinem Arm. Da waren wieder die Bilder der Vernichtung. Und schließlich der Raum, in dem er sich gerade befand. Olsen erinnerte sich plötzlich an Clint. An die Spritze mit Meskalin. An seine Unfähigkeit sich zu wehren. An die weiße Folie, in die Clint ihn einwickelte. Die er beschwerte, die er in den See versenkte.
    Olsen riss und zerrte an den Fesseln, die ihn an den Stuhl fixierten. Dr. Fischer

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