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Abaton: Die Verlockung des Bösen (German Edition)

Abaton: Die Verlockung des Bösen (German Edition)

Titel: Abaton: Die Verlockung des Bösen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olaf Kraemer
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Seine Stimme versuchte freundlich und offen zu klingen.
    Linus bekam einen Schreck. Irgendetwas stimmte an der Situation nicht. Eigentlich gar nichts. Linus pinkelte weiter. Er konnte nicht anders. Der Mann lächelte.
    „Bist du gerade hier angekommen?“
    Normalerweise wäre Linus einfach gegangen, doch die Situation erlaubte es nicht, und mit einem Mal wusste er, dass er einen Fehler gemacht hatte. Ihn beschlich die Ahnung, dass alle Handlungen und Äußerungen, die auf diesem Fehler beruhten, nur zu weiteren Fehlern führen konnten. Er musste so schnell wie möglich aus dieser Toilette verschwinden.
    „Wüsste nicht, dass Sie das was angeht“, murmelte er schroff und drehte sich weg.
    Da hörte er ein Geräusch aus dem Vorraum und wusste, dass mindestens noch ein Typ mit in die Toilette gekommen war. Linus wollte jetzt unbedingt gehen. Er merkte, wie sich die schlechte Energie in dem kleinen gekachelten Raum aufbaute. Obwohl er mit dem Pinkeln noch nicht fertig war, wandte er sich zum Gehen. Während Linus den Reißverschluss seiner Hose hochzog, trat ihm der andere aus dem Vorraum entgegen und versperrte ihm den Weg. Der Mann war kräftig, trug ein Jeanshemd und eine Wildlederweste. Er roch nach Tabak und hatte getrunken. Seine Haut war braun gebrannt. Um sein schlechtes Leben zu kaschieren, dachte Linus. Der Kerl wirkte wie aus einem anderen Jahrzehnt. Diese Stadt war voll von Typen, die wirkten, als wären sie in irgendeinem Jahrzehnt stehen geblieben. Linus versucht an ihm vorbeizukommen und machte sich so schmal wie möglich.
    „Na, mal nich so schnell, Junge. Wir haben gesehen, dass du da oben was geklaut hast. Entweder wir bringen dich zur Polizei, oder ...“
    An seinem Akzent hörte man, dass er nicht aus Berlin kam. Der andere Typ drückte die Spülung und kam jetzt mit schlurfenden Schritten von hinten.
    „Lassen Sie mich raus“, forderte Linus so selbstbewusst wie möglich. Doch seine Stimme klang nicht sehr überzeugend. Ich muss die Schwäche überwinden, dachte er verzweifelt. Die Schwäche, von der er wusste, dass er sie sich selbst eingebrockt hatte. Wegen dieser Scheißsüßigkeiten! Wie ein kleines Kind! Er merkte, dass er sauer auf sich wurde. Weil er sentimental geworden war und weil er was geklaut hatte. Auf sich anstatt auf die beiden Schweine. Und er merkte, dass sie es auch merkten. Die Situation begann zu kippen.
    „Hundert Euro, wenn du ihm einen bläst.“ Der Typ mit dem Jeanshemd hielt Linus Geld vor die Nase.
    „Oder willst du lieber mit zu den Bullen?“
    Linus versuchte sich an dem Mann mit dem Hemd vorbeizudrängen, doch der andere ergriff ihn von hinten und hielt seine Arme hinter dem Rücken zusammen. Er war stark. Mit dem Knie drückte er Linus in den Rücken, sodass er fast zu Boden ging. Der andere Mann blockierte die Eingangstür und öffnete seine Hose, während er mit der anderen Hand ein Handy aus der Tasche zog und den Filmmodus einstellte. Linus spürte den Schmerz der verdrehten Arme und wie der Mann in seinem Rücken ihn drängte, während der andere ihm seinen Schwanz in den Mund pressen wollte. Linus ekelte sich, wollte vor dem Anblick die Augen schließen, doch das wäre genau das Falsche gewesen. Die Männer lachten, als der Junge auf dem Boden sich wehrte, scheinbar machte es ihnen deswegen noch mehr Spaß. Linus schrie um Hilfe, doch der Mann hinter ihm riss ihm die Arme hoch, sodass sein Hilfeschrei zu einem Aufjaulen wurde. Verzweifelt trat Linus gegen das Schienenbein des anderen und überlegte, wie er sich noch aus der Situation winden konnte. Es gab keinen Ausweg. Linus war gefangen.
    Die Gedanken in seinem Kopf begannen zu rasen. Niemand war in der Nähe um ihm zu helfen – wenn doch wenigstens Simon auftauchen würde, aber der war weit weg. Etwas musste passieren. Auf keinen Fall würde Linus diese Tortur über sich ergehen lassen. Er sammelte seine Kraft, aber anstatt sie in seine Muskeln zu lenken, ließ er sich mithilfe der Kraft zusammenschnurren. Er spürte, wie er die Kraft in sein Inneres lenkte, wartete auf ein Signal, eine Idee, wie er der Situation entkommen könnte, als mit lautem Krachen die Tür zur Toilette aufgestoßen wurde und ein riesiger Mann in Schaffneruniform den Raum erfüllte wie ein Schatten aus Fleisch.
    Bobo. Da er nicht lesen konnte, hatte er das Schild » Vorübergehend geschlossen « , das die Männer an die Tür gepappt hatten, ignoriert und war eingetreten. Sofort erkannte er, was hier vor sich ging. Mit seinen

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