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Abaton: Die Verlockung des Bösen (German Edition)

Abaton: Die Verlockung des Bösen (German Edition)

Titel: Abaton: Die Verlockung des Bösen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olaf Kraemer
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allem Simon gestritten, was sie mit dem Geld von Bobo machen sollten. Edda hatte sich durchgesetzt. Schulden musste man begleichen.
    „Können wir immer noch“, hatte Simon gesagt.
    Edda hatte daraufhin nur geschwiegen. Sie hatte Simon in diesem Moment gar nicht mehr verstanden. Schon die Aktion, das Geld mitgehen zu lassen, war ihr fremd gewesen. Edda hatte ihm in die Augen gesehen und war erschrocken. Da war eine so große Distanz.
    „Muss echt nicht sein, Edda. Wenn ihr das Geld noch brauchen könnt ...“, bot Thorben an.
    Edda sah die bestätigende Geste von Simon, doch sie schüttelte den Kopf.
    „Wollen wir in die Mensa?“, fragte Thorben.
    Unter den Schülern fielen Edda, Simon und Linus nicht weiter auf. Die Aussicht auf ein Gratis-Frühstück war zu verlockend, um es auszuschlagen. Die Mensa war ein dunkler, muffiger Raum. Ein vorübergehendes Provisorium, das nun schon seit Jahren zur Dauerlösung geworden war. Aus Geldmangel, wie Thorben erklärte.
    „In dem Camp, da hatte ich das Gefühl, die haben uns ernst genommen“, sagte Thorben plötzlich.
    Die drei sahen sich an. Thorben hatte keine Ahnung, wie recht er damit hatte.
    „Aber sonst ...“, fuhr Thorben fort und schüttelte den Kopf. „Warum glauben die Erwachsenen, dass die Ideen von uns nur utopisch sind?“
    „Angst“, sagte Simon. „Sie haben Angst, dass wir recht haben könnten. Also sagen sie, es ist unvernünftig, was wir vorschlagen.“
    „Habt ihr davon noch mal irgendwas gehört? Vom Camp?“, fragte Thorben und schaute auf, nachdem er mit seinem Zeigefinger alle Mohnkörner seines Brötchens vom Teller gepickt hatte. „Auch nicht?“
    Edda schüttelte den Kopf. Thorben nickte. Seine Zunge spürte die Zähne ab, ob irgendwo noch ein Mohnkorn zu finden war, das in einer Zahnlücke vergessen immer aussah wie Karies. Thorben mochte Mohn. Vor allem als Kuchen. Und vor allem, weil er gelesen hatte, dass Mohnkuchen high machen kann. Ihm war das bisher noch nicht gelungen. Egal, wie viel er davon verputzte. Zu gern wär er mal high gewesen. Aber die Pfunde, die er damit zugelegt hatte, machten ihn eher low.
    „Wisst ihr noch, wie ich weg war, oben auf dem Teufelsberg?“ Er grinste über sich selbst, als sei er damals ein ganz anderer gewesen und wurde dann ernster.
    „Seitdem hab ich weniger Angst. Seit ihr mir diese App da vorgespielt hattet. Gibt’s die noch? Hätt ich gern.“
    „Leider nicht“, sagte Linus. „Hab ich gelöscht.“
    „Scheiße!“ Für einen Augenblick wirkte Thorben niedergeschlagen. „Wollt ihr in Berlin bleiben?“
    „Erst mal“, sagte Edda.
    „Wo wollt ihr wohnen?“
    Die drei schwiegen, zuckten mit den Schultern.
    „Hey, Mann! Wir sind jung. Flexibel. Ready for adventure! Die Zielgruppe!“, sagte Linus und es misslang ihm grandios, damit zu überzeugen. Auch sich selbst. Das spürte sogar Thorben. Er lächelte.
    „Ich hab mir Gedanken gemacht“, sagte er. „Neulich. Nur so ...“ Und er erzählte von seinem Vater, der bei der Bahn arbeitete. Im Stellwerk. Thorben berichtete von der faszinierenden Arbeit. Von der Schönheit gelungener Abläufe. Wenn Züge ein- und ausfuhren wie geplant, ohne zu stoppen.
    „Wie Tanzen ist das, sagt mein Vater immer.“ Thorben hing seinem Gedanken nach und merkte erst an der Stille, dass die anderen ihn erwartungsvoll ansahen. Doch er kam nicht dazu weiterzureden.
    „Hier steckst du!“ Ein Lehrer war aufgetaucht. Schnell wurde klar, dass Thorben keineswegs die erste Stunde frei hatte. Der Lehrer beorderte Thorben sofort in seinen Klassenraum. Und er ging auch Edda, Simon und Linus an. Fragte, in welche Klasse sie gehörten.
    „Neun Eff“, sagte Linus.
    „Gibt hier keine Neun Eff“, sagte der Lehrer triumphierend, dass er sich nicht austricksen ließ.
    „Hier nicht. Aber an unserer Schule“, lächelte Linus.
    „Da gibt es sogar eine Neun Geh“, sagte Edda wichtig. Und erläuterte, dass sie für ihre Schülerzeitung einen Bericht über die Cafeterien und Mensen aller Berliner Schulen machten. „Mit Benotungen und so: Sauberkeit. Essen. Trinken.“
    Edda war plötzlich in einen Flow des Flunkerns gekommen, dem die drei Jungs bewundernd zuhörten. Ab und an schaltete sich Linus wichtig ein. Und Simon nahm wahr, wie gut sich die beiden ergänzten. So etwas würde ihm nie spontan einfallen. Seine guten Antworten fielen ihm immer erst ein, wenn die Situation vorüber war. Gute Antworten. Witzig. Frech. Aber eben immer zu spät.
    „Und wie benoten Sie

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