Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Abaton: Die Verlockung des Bösen (German Edition)

Abaton: Die Verlockung des Bösen (German Edition)

Titel: Abaton: Die Verlockung des Bösen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olaf Kraemer
Vom Netzwerk:
unsere Mensa?“, fragte der Lehrer, den die beiden vollkommen überzeugt hatten.
    „Nun“, Edda zog das kurze Wort sehr, sehr lang, „wenn Ihr Schüler Thorben nicht so gut darüber berichtet hätte, wären wir sicher zu einem sehr viel schlechteren Ergebnis gekommen.“
    „Aha.“
    „Ja. Täte mir leid, wenn er jetzt deswegen Schwierigkeiten ...“
    „Nein. Schon in Ordnung“, sagte der Lehrer. „Wie heißt eure Schule?“ Eine harmlose Frage, mit der sie der Lehrer in Bedrängnis brachte. Aber da war ja noch Thorben. Er war hinter dem Lehrer stehen geblieben und hatte fasziniert zugehört. Vor allem den Part über sich nahm er gerne an.
    „Die drei sind vom Albert-Einstein-Gymnasium, von deren Schülerzeitung » Pinocchio « “, erklärte Thorben gelassen. „Simon kenne ich vom Sport, er hat mich gebeten, ihnen die Cafeteria zu zeigen.“
    Edda, Linus und Simon fiel ein Stein vom Herzen. Wie gut, dass Thorben so schnell reagiert hatte. So brauchten sie nur zu nicken.
    „Ja, ja, » Pinocchio « “, sagte der Lehrer. „Erinnere mich. Na, dann: Toitoitoi für eure Arbeit. Braucht ihr Thorben noch?“
    Bevor sie antworten konnten, trat Thorben schnell zu ihnen und verriet, was er hatte sagen wollen: Von seinem Vater wusste er, dass auf den Gleisgeländen alte Wärterhäuschen leer stehen. Mehr konnte er nicht verraten. Die Hand des Lehrers senkte sich mahnend auf seine Schulter und er musste zurück in die Klasse. Unter den Augen dieser Bewachung war kein Abschied möglich. Es war allein Thorbens Blick, der die Frage stellte. Die Frage, ob sie sich wiedersehen würden.
    „Wenn wir noch Fragen haben ...“
    „Dann könnt ihr gerne wiederkommen“, sagt der Lehrer. Thorben lächelte.
    | 2203 |
    Es war schon dunkel, als sie sich wieder trafen. Den ganzen Tag waren Edda, Simon und Linus mit den verschiedensten S-Bahnen durch Berlin gekreuzt. Jeder auf einer anderen Strecke, auf der Suche nach einem der Bahnwärterhäuschen, die laut Thorben leer standen. Jeder von ihnen hoffte auf eine positive Nachricht der beiden anderen. Doch keiner hatte ein solches Häuschen entdeckt. Stumm und frierend hockten sie wieder in ihrem Wagen. Sie hatten nicht einmal mehr die Decke, die war als Bobos Poncho verschwunden.
    „Ja, ich weiß“, sagte Edda, als sie die Blicke von Simon bemerkte. „Wenn wir jetzt noch mehr Geld hätten ...“ Vom Rest hatten sie sich Chips, Schokolade und Cola gekauft. Das hielt länger als Obst, hatten die Jungs argumentiert. Edda hatte sich trotzdem noch Bananen eingesteckt. Aber es war ihnen allen nicht nach Essen.
    „Wir brauchen einen Platz zum Schlafen“, sagte Edda.
    „Wir brauchen Geld“, sagte Simon.
    „Wir brauchen einen Plan“, sagte Linus. Egal ob Geld, Essen, Schlafen oder Marie befreien. Linus konnte sehr klar und überzeugend erläutern, dass sie erst einmal für all das einen Plan brauchten.
    „Zu allererst müssen wir entscheiden, ob wir wirklich Marie befreien wollen.“ Edda und Linus hörten den Zweifel in Simons Stimme. Sie schwiegen. Welche Argumente hatten sie schon?
    „Warum gehen wir nicht an die Presse?“, fragte Simon. Ihm war die Idee gekommen, als er an ihren Auftritt als Reporter einer Schülerzeitung dachte. „Die Machenschaften von GENE-SYS wären doch eine super Schlagzeile: ‚Geheimkonzern hält Oma gefangen‘.“ Er sah die anderen an und hatte das Gefühl, dass sie da schon früher hätten draufkommen können. Während er sich die Idee noch einmal durch den Kopf gehen ließ, begann er zu nicken. Edda und Linus stimmten mit ein in das Nicken.
    „Tiefgarage“, sagte Linus plötzlich und deutete voraus. Das Zeichen dort warb für eine 24-Stunden-Garage. Da war es wenigstens nicht so kalt wie hier am Straßenrand. Er ließ den Motor an und lenkte den Wagen zu der Einfahrt. Dann verschwanden sie in den Untergrund.
    Der Diesel-Kombi, der ihnen gefolgt war, hielt an. Der hagere Mann hatte die Sprachaufnahmefunktion seines Handys gedrückt und sprach Datum, Uhrzeit und Ort als Notiz auf. Ihm gefiel, wie sich die drei immer besser in ihrer Situation zurechtfanden.
    In der kreisrunden Abfahrt quietschten die Reifen auf dem glatten Beton. Linus steuerte das unterste Geschoss an und fand eine Lücke, in die er geradewegs hineinfahren konnte. Jetzt waren sie mindestens fünfzehn Meter unter der Erde. Es war nicht mehr so kalt. Die Jungs kurbelten die Vordersitze so weit zurück, wie es ging, und Edda legte sich hinten quer. Es wurde still. Nach einer Weile

Weitere Kostenlose Bücher