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Abaton: Die Verlockung des Bösen (German Edition)

Abaton: Die Verlockung des Bösen (German Edition)

Titel: Abaton: Die Verlockung des Bösen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olaf Kraemer
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das Simon ihr nach hinten reichte.
    „Is doch alles eine Megascheiße!“, fluchte sie. „Wie sollen wir Marie da jemals rausholen? Wir haben keine Chance.“
    „Okay“, beruhigte Linus. „Machen wir einen Plan.“
    Edda schaute auf in sein Gesicht. Darin lag so viel Selbstverständlichkeit, so viel Überzeugung, dass sie gar nicht anders konnte, als zu nicken.
    „Machen wir einen Plan!“, bekräftigte sie.
    Keiner von ihnen nahm die Limousine wahr, die hinter ihnen vorbeirollte. Die Scheiben waren getönt. Am Steuer saß ein Chauffeur, auf der Rückbank ließ Greta das Fenster nach oben gleiten. Schon lange hatte sie ihren Wohnsitz und Arbeitsplatz am Teufelsberg nicht mehr verlassen. Zum Treffen mit dem Reporter aber war es notwendig geworden. Sie hatte Lorraine in das Einstein bestellt. Zu einem späten Lunch.
    Greta saß schon an ihrem Platz, als der Reporter zu ihr kam. Sie schätzte es, bei solchen Gelegenheiten die Erste zu sein. Sie wollte beobachten, wie ihre Gesprächspartner auftraten. Am Gang der Menschen konnte sie sehr genau erkennen, wie sie mit ihnen umzugehen hatte. Von klein auf hatte sie die Menschen beobachtet: Wie sie laufen, wie sie reden. Wie sie handeln. Sie hatte Bewegungsabläufe studiert, hatte sie in ihr Tagebuch gezeichnet. So groß war ihre Sehnsucht, eines Tages auf eigenen Beinen stehen zu können.
    Sie hatte es geschafft.
    Eugene Lorraine stolzierte.
    Wie ein Gockel, dachte Greta und lächelte. Es würde kaum eine halbe Stunde dauern, um bei diesem eitlen jungen Mann zu erreichen, was sie erreichen wollte. Sie konnte nicht zulassen, dass Edda, Simon und Linus ihre Aufgaben delegierten. Um zu erfahren, ob die drei auch allein die Anforderungen der Zukunft würden bestehen können, war es notwendig, dass sie weiter auf sich gestellt blieben.
    Zu Beginn des Gesprächs ließ Greta den Reporter reden. Wie er sich schon setzte; so siegessicher breitbeinig. Lorraine fragte nach GENE-SYS und Greta berichtete von der Forschung des Konzerns. Es ginge um die Ressourcen menschlicher Fähigkeiten, um die Förderung alternativer Wissenschaftler. Die Einbindung von Quereinsteigern in das System gängiger Forschung. In allen Bereichen. Informatik. Medizin. Physik, Chemie, Agrarwissenschaften ... Wer zu anderen, besseren Lösungen für die Zukunft kommen will, muss anders, muss besser denken.
    „Sie werden verstehen, dass ich keine Einzelheiten mitteilen kann. Nur so viel: Unser Ziel ist eine bessere Welt.“
    „Halleluja!“, grinste Lorraine. Greta verunsicherte die nassforsche Tour in keiner Weise. „Nehmen wir Ihre Forschungen auf dem Gebiet Medizin“, hakte der Reporter nach. „Macht GENE-SYS Experimente an Menschen?“
    „Aber ja“, lächelte Greta. „Ich mache gerade eines mit Ihnen.“
    Lorraine versuchte ein Grinsen, das ihm gehörig misslang. Diese alte Frau, von der er anfangs dachte, dass er sie schnell im Griff haben würde, verunsicherte ihn komplett.
    „Sie werden in wenigen Sekunden einen Mail bekommen“, sagte Greta voraus. „Schauen Sie sich die Nachricht genau an. Sollten Sie weiterhin Interesse an einem gesicherten Arbeitsplatz haben, werden Sie mir einfach glauben, was ich Ihnen über GENE-SYS berichtet habe. Sollten Sie das nicht tun, was Ihnen selbstverständlich frei steht, wird diese Nachricht, die in ...“, sie schaute auf ihre Uhr, „... 24 Sekunden eintreffen wird und die Sie sicher lieber privat halten möchten, auch andere Empfänger erreichen.“
    Mit diesen Worten war sie aufgestanden und Richtung Ausgang gegangen. Stolz und Schritt für Schritt. Sie wollte sich keine Blöße geben und keinesfalls ihr Handicap offenbaren.
    Verstört schaute der Reporter ihr hinterher. Als Greta gerade das Café verlassen hatte, vibrierte das Handy von Lorraine. Eine Datei wurde ihm auf sein Smartphone geschickt. Er öffnete sie. Es waren Fotos von ihm.
    Einige der Mädchen auf den Bildern sahen schrecklich minderjährig aus.
    Lorraine starrte fassungslos darauf. Er verlor all seine restliche Überlegenheit. Unschlüssig wanderte sein Blick durch den Raum. Hatte jemand etwas mitbekommen?
    „Machen Sie sich nichts daraus. Das ist gar nicht so untypisch für Leute wie Sie, die in der schmutzigen Wäsche anderer wühlen,“ sagte Greta.
    Lorraine kippte den Rest des Weins, den er bestellt hatte, hinunter und kramte die Nummer von Linus aus der Tasche.
    „Wir müssen reden“, sagte Lorraine. Und er vereinbarte ein Treffen. An einem Kiosk unter der S-Bahn-Linie.
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