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ABATON: Im Bann der Freiheit (German Edition)

ABATON: Im Bann der Freiheit (German Edition)

Titel: ABATON: Im Bann der Freiheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jeltsch
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wirklich geschehen ist“, sagte Linus.
    „Ich habe dich am Schlafittchen gepackt.“
    „Das war nicht menschenmöglich.“
    Linus spürte ein freundliches Vibrieren der anderen Frequenz, der anderen Energie. Vielleicht war es so etwas wie ein Lachen.
    „Ich bin auch kein Mensch gewesen – jedenfalls nicht das, was man auf der Erde darunter versteht. Genauso wenig, wie du jetzt einer bist.“
    „Ich war einer.“
    „Bist du sicher?“, fragte Schifter. Er konnte Linus’ Unsicherheit spüren und Linus überging die Frage.
    „Sind Edda und Simon auch tot?“, wollte er wissen.
    „Nein, das nicht. – Ich habe dir das Signal geschickt, das dich hierhergeführt hat.“
    „Wozu?“
    „Weil du sonst nicht gekommen wärst“, sagte Schifter und machte eine Pause. „Es gibt eine Aufgabe für dich.“
    Linus spürte ein unruhiges Vibrieren seiner eigenen Frequenz. Seine Aufmerksamkeit wanderte zu der perfekten Schönheit einer sanften Welle, die sich an einem aus dem Wasser ragenden Ponton brach. Plötzlich war es ein Bild aus einem Urlaub, den Linus mit seinen Eltern verbracht hatte. Das Bild verschwand.
    „Hast du mich damals in dem Tunnel deshalb nicht sterben lassen – weil es noch eine Aufgabe gibt?“ Linus wollte nicht zynisch klingen, aber er konnte nicht anders.
    „Du warst noch nicht so weit. Dein Tod unter den Rädern einer S-Bahn wäre einfach nur eine sinnlose Tragödie gewesen. Für dich und für deine Freunde. Alles wäre anders gekommen, als es kommen musste.“
    „Was meinst du?“
    „Du bist aus einem ganz bestimmten Grund zu einem bestimmten Zeitpunkt gestorben.“
    „Ich hab den Moment selbst gewählt.“
    „Weil du weißt, dass du eine Aufgabe übernehmen musst.“
    „Nein. Keine Ahnung“, sagte Linus. „Was soll das für eine Aufgabe sein?“
    „Meine“, sagte Schifter ganz selbstverständlich. „Du wirst meine Aufgabe übernehmen.“
    „Was hab ich mit deinen Aufgaben zu tun? Ich weiß nicht einmal, wer du in Wirklichkeit bist und was du im Schilde führst!“
    Schifter ging nicht auf Linus’ Worte ein. „Das wird sich sehr bald legen. Glaub mir.“
    Linus spürte, wie er über die Bevormundung wütend wurde. Doch er beruhigte sich sofort, als er erkannte, dass diese Wut nicht echt war, sondern nur ein Reflex aus seinem vergangenen Leben. Er empfand keine Wut mehr. Im Gegenteil. Er spürte, dass etwas wirklich Wichtiges bevorstand.
    „Dein Tod war meisterlich“, sagte Schifter. „Du hast dir Zeit genommen, dich vorzubereiten, und du hast den Zeitpunkt selbst gewählt. Kaum jemand schafft das. Jedenfalls nicht bei seinem ersten bewussten Tod.“
    „Du glaubst tatsächlich, dass ich diesen Moment bewusst gewählt habe?“
    „Aber ja“, antwortete Schifter. „Du hast alles getan, um hier an diesen Ort zu kommen. Wie ein Meister des Todes. Du bist ein Schifter.“
    Linus erfüllte das mit Stolz.
    „Was ist das genau ... ein Schifter?“, hakte er nach.
    „Wir sind nichtorganische Wesen, die jede menschliche Form annehmen können.“
    „Es gibt mehrere?“
    „Sehr wenige“, sagte Schifter.
    „Und was macht ein Schifter?“
    „Wir handeln, aber wir haben nicht die Möglichkeit, in den Lauf der Dinge einzugreifen. Wir können Menschen und Zeiten inspirieren, Zeichen geben und den Lauf des Positiven beschleunigen. Doch im entscheidenden Moment muss ein Schifter den Menschen die Bühne überlassen. Die Menschen treffen ihre eigenen Entscheidungen. Und wir nehmen es hin, ohne zu werten. Auch wenn sie Fehler machen.“
    Schifter ließ eine Pause, und Linus begriff, wie viel Demut von ihm verlangt werden würde.
    „Du wirst rastlos sein und keinen Ruhm ernten“, fuhr Schifter fort. „Und eine Familie oder Kinder wirst du auch nie haben, doch dafür bist du ewig mit allem verbunden. Und ein Schifter kann den Zeitpunkt seines Todes selbst wählen.“
    Linus spürte das Gewicht, das mit dieser Aufgabe kam; und doch lag keine Last in ihr, denn Schifter hatte etwas angesprochen, worüber Linus sich die ganze Zeit Gedanken machte.
    Wieso hatte er so früh gehen müssen? Wieso waren sie zu dritt gestartet und wieso war er jetzt allein und Edda und Simon waren ohne ihn? Warum er? Und nicht Simon? Oder Edda? War sein Tod denn sinnvoll gewesen? Oder war ihre Sache endgültig verloren?
    „Keine Sorge“, sagte Schifter. „Eure Aufgabe ist noch nicht zu Ende. Sie fängt jetzt erst an. Linus in seinem Körper hätte nicht bewältigt, was euch noch bevorsteht. Linus musste sterben,

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