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ABATON: Im Bann der Freiheit (German Edition)

ABATON: Im Bann der Freiheit (German Edition)

Titel: ABATON: Im Bann der Freiheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jeltsch
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geschenkt hatte, als sie sich kennengelernt hatten. Im » Wintergarten « ; hinter den Kulissen. Gretas Eltern waren dort als Akrobaten am Hochseil aufgetreten und Carl Bernikoff als der geheimnisvolle Magier Furioso.
    Sie nahm die Bildergeschichte in die Hand und blätterte sie durch. Nach einer Weile erst bemerkte sie ihr Lächeln. Immer wieder hatte Bernikoff ihr die Geschichte vorgelesen. Als die feindlichen Flieger kamen und ihr schreckliche Angst machten. Niemand hatte den Mut, bei ihr zu bleiben, nicht einmal ihr Vater, der auf dem Hochseil so furchtlos erschien. Wie alle Männer, die nicht an der Front waren, war er zur Verteidigung der Straßen abkommandiert; nur dieser seltsam faszinierende Carl Bernikoff war bei ihr geblieben und erzählte ihr von den Helden seiner Geschichte, von den beiden jungen Arbeiterbienen Deos und Mandi. Dem großen Krieg mit einem anderen Bienenvolk entkommen, retteten sie sich mit letzter Kraft auf eine tropische Insel, auf der sie weder Pflanzen noch Blumen kannten. Dort mussten sie sich gegen unbekannte Insekten behaupten und um ihr Leben kämpfen. Unerfahren wie sie waren, wussten sie nicht, worin der Sinn des Bienenlebens bestand. Sie drohten sich im Streit zu trennen. Doch schließlich entdeckten sie eine winzige Höhle, in der offenbar schon einmal ein Bienenvolk gelebt hatte. Sie stöberten herum und fanden das » Bienenbuch der Tänze « – eine utopische Beschreibung, wie ein Bienenstaat funktioniert. In Frieden, Toleranz, Neugier und purer Lebensfreude.
    Auch wenn diese Utopie in der heutigen Zeit naiv klang, der Gedanke, dass der Tanz der Bienen nicht nur zur Ortung von Nahrungsquellen benutzt wurde, sondern auch um einen ganz neuen Staat aufzubauen, gefiel Greta immer noch. Vor allem aber gefiel ihr in der Geschichte Li-Sun, die weise chinesische Tausendfüßlerin, die den beiden Bienen erklärte, wie sie das Wissen aus dem Buch umsetzen mussten. Und dazu tanzte sie es ihnen einfach vor. Und nicht ein Mal verhedderte sie sich dabei mit ihren tausend Füßen.
    Wie Greta Li-Sun immer beneidet hatte. Greta hatte nur zwei Füße, und nicht einmal die bekam sie immer so unter Kontrolle, wie sie es sich wünschte. Aber einmal nur tanzen ... so wie Li-Sun.
    Für einen Augenblick glaubte Greta über die ferne Zeit hinweg ihr eigenes Lachen zu hören, an jenem Tag, als Bernikoff ihr alle Angst vor den Bomben nahm, indem er ihr Li-Suns Tanz der Bienen vorführte. Oft hatte sie damals mit Bernikoff darüber geredet, wie » Abatonia « ausgehen sollte. „Gut“, hatte sie immer gefordert. „Es muss gut ausgehen!“ Voll Wehmut dachte Greta daran, wie sie trotz der gefährlichen Zeit, trotz ihrer Behinderung immer geglaubt hatte, dass alles gut ausgeht. Der Krieg. Ihr Leben. Ihre Liebe ...
    Bernikoff hatte das Ende der Geschichte nicht mehr schreiben können. Eines Tages war er einfach verschwunden. Zum letzten Mal hatte Greta ihn nur von fern gesehen. Als die feindlichen Bomber von Norden kamen und die Sirenen heulten, wartete sie auf ihn; zusammen mit ihrem Vater, der sich unter Lebensgefahr zu ihr geschlichen hatte. Immer wieder stimmte er Kinderlieder an, um Greta zu beruhigen. Doch Greta war ganz ruhig. Ihr Vater, der auf dem Hochseil niemals Angst zeigte, machte sich selber Mut, indem er vom spannenlangen Hansel und der nudeldicken Deern sang. Greta schaute da nur ruhig aus dem Fenster und entdeckte endlich Bernikoff. Doch dieses Mal kam er nicht zu ihr. Dieses Mal verschwand er im Innenhof in den Untergrund. Greta erkannte die Farben, die er mit sich trug. Er hatte ihr von einem wichtigen, geheimnisvollen Auftrag erzählt. Sie tröstete sich damit, dass er gerade in diesem Auftrag unterwegs war, der die Welt retten und alle Menschen zum Guten führen sollte ...
    Greta blätterte die Bildergeschichte zurück und strich das aufgerollte Eselsohr der ersten Seite glatt. Sie bemerkte gar nicht, wie sie die Geste immer wieder wiederholte. Sie hatte Bernikoff verehrt wie einen Meister. Ohne ihn hätte sie niemals erfahren, wie viele kluge Menschen schon über das Böse und das Gute nachgedacht und geschrieben und um den richtigen Weg zum Guten gerungen hatten. Durch Bernikoff hatte sich ein Weg zu ihrem eigenen Glück geöffnet. Sie wollte die Erste sein, die einen Weg fand, alle Menschen auf den richtigen Pfad zu bringen. Mit diesem Entschluss hatte sie Bernikoff überrascht, als sie sich das letzte Mal gesehen hatten.
    „Hiermit verspreche ich feierlich, dass ich der erste

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