ABATON: Im Bann der Freiheit (German Edition)
wollten, dass Sie dort Ihre Daten speichern.“
„Es war alles seriös. Wir haben das überprüft. Außerdem waren wir nicht die Einzigen.“
„Tomas, Sie wissen so gut wie ich, dass in diesen Zeiten jede Controlling-Abteilung jedes Konzerns bei so günstigen Angeboten eher zur Kostenersparnis neigt als zur Sicherheit.“
Ono blieb einen Moment stumm.
„Könnten wir also die Zieloperation einleiten?“, fragte er schließlich.
„Ich warte noch auf einen persönlichen Kontakt zu unserem Informanten vor Ort. Aber dann ... kein Problem. Das liegt alles außerhalb der Drei-Meilen-Zone. Und ich kenne die Chefs der Küstenwache gut. Die werden wegschauen, wenn ich sie darum bitte.“
Ono überlegte einen Moment.
„Wie lange braucht es für die komplette Mobilmachung?“
„Was sind Sie bereit auszugeben, Tomas?“
„Die Kosten sind für mich und meine Partner kein Thema“, sagte Ono gelassen. „Außerdem haben wir über gene-sys Zugriff auf eine kleine, schlagkräftige Söldnertruppe. Ich maile Ihnen dazu die Daten. Bereiten Sie alles vor, wenn Sie das ‚go‘ des Informanten haben. So schnell es geht.“
„Benachrichtigen Sie Ihre Konzernkollegen?“, fragte Birdsdale, nachdem sie noch erwähnt hatte, dass Linus nicht auf der Plattform angekommen war. Ono bestätigte, dass er seine Partner verständigen würde und ermahnte Birdsdale noch einmal. „Denken Sie daran: Wichtig ist mir der Junge. Simon ...“
„Wollen Sie nach der Aktion noch mit ihm reden können?“, fragte Birdsdale ganz geschäftsmäßig.
„Nein“, sagte Ono. „Mir geht es um seinen Kopf.“
„Alles klar“, sagte Birdsdale. Auch wenn sie die Aussage Onos verwundert hatte, sie hatte es sich abgewöhnt, über die Besonderheiten von Aufträgen nachzudenken. So schräg sie auch klingen mochten. Die Aussage Onos genügte ihr, um zu wissen, dass sie und ihre Truppe bei der bevorstehenden Aktion keine Rücksicht nehmen mussten.
[3117]
Linus lag wie tot.
Angeschlossen an die ihn versorgenden Leitungen sah er aus wie ein Roboter, dachte Thorben. Fassungslos stand er schon seit ein paar Minuten in der Tür zu Linus’ Zimmer und starrte auf den reglosen Körper. Er war neugierig geworden, als er die Polizisten in dem Zimmer gesehen hatte. Ungläubig hatte er den Patienten in dem Bett beäugt und Linus erkannt. Er traute sich nicht, näher zu gehen. Zu groß war seine Angst, Linus könnte tot sein.
Lange her, dass Thorben ihn zum letzten Mal gesehen hatte. Mann, so viel hatte sich getan bei ihm. Wobei ... so viel war es gar nicht. Eigentlich nur Birte. Aber was heißt da wiederum „nur“? Birte war exzeptionell! Thorben hatte das Wort nie gegoogelt, aber er ging von einer Bedeutung aus, die in etwa „ausladend“ entsprach. Nicht „ausufernd“; „ausufernd“ wäre ihm zu viel gewesen. Aber „ausladend“ war perfekt und traf es ziemlich gut, meinte Thorben. Beim ersten Blick: Liebe. Dann hatte er ihr ins Gesicht geschaut und ihr Lächeln gesehen. Wie er sich jetzt auf seinen Geburtstag freute. Thorben konnte das gar nicht in Worte fassen. Birte hatte ihm versprochen, dass er an seinem Geburtstag zum ersten Mal ihre Brüste anfassen dürfte.
„Thorben!“ Seine Mutter birkenstockte im Schwesternweiß zu ihm heran und klimperte mit dem Haustürschlüssel, den er zu Hause vergessen hatte und den er sich nun hier bei ihr abholte. Thorben trat aus Linus’ Zimmer zurück in den Gang, tat schuldbewusst und nahm der Mutter so allen Schwung für eine Tirade. Sie beachtete nicht, aus wessen Zimmer er da gekommen war, ermahnte ihn nur, seinen Kopf nicht ständig abzuschalten, und huschte dann wieder davon zu ihrer Arbeit. Nicht ohne zu erwähnen, dass im Kühlschrank Falscher Hase auf ihn wartete.
Thorben sah ihr nach, sah, wie sich der weiße Kittel bei jedem Schritt über die mächtigen Hüften der Mutter hin und her schob. Er verzog das Gesicht. Was hatte seinen unbekannten Vater an dieser Frau gereizt? Das Ausladende war bei seiner Mutter einfach am falschen Ort gelandet.
Thorben wandte sich wieder Linus zu und sah, dass eine Ärztin einen alten Mann in das Zimmer führte. Der Kerl sah aus wie ein Zombie. Irgendwie war ihm der halbe Schädel abhandengekommen. Thorben wollte näher gehen und horchen, was sie zu reden hatten, da schloss die Ärztin die Tür. Thorben hielt einen Pfleger auf, den er über seine Mutter kannte, und fragte ihn, was mit dem Jungen in dem Zimmer passiert sei.
„Schusswunde“, sagte der Pfleger und
Weitere Kostenlose Bücher