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ABATON: Im Bann der Freiheit (German Edition)

ABATON: Im Bann der Freiheit (German Edition)

Titel: ABATON: Im Bann der Freiheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jeltsch
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Zeit.“
    „Ohne Linus? Vergiss es“, sagte Simon und ging zur Tür. Er wollte raus hier. Weg von Edda.
    „Wir müssen es versuchen! Willst du, dass alles umsonst war?“, rief sie ihm hinterher, aber da hatte er schon die Eisentür hinter sich geschlossen.

    Simon trat hinaus auf die Plattform. Am Horizont quälte sich die Sonne durch die grauen Wolken und schickte einen einzigen ihrer Strahlen auf die Wasseroberfläche. Für kurze Zeit veränderte sich an dieser Stelle die Farbe von dunklem Grün zu hellem, eisigem Blau. Immer wieder trug der Wind feine, schneegefüllte Wasserschwaden auf die Plattform, die ihm ins Gesicht wehten. Durch den Wind wirkten sie wie schmale, scharfe Gräser, die in seine Haut schnitten. Ein paar Hundert Meter entfernt stand eine weitere Plattform in den Wogen und ungefähr im gleichen Abstand eine dritte. Ein paar Lichter blinkten unermüdlich. Es war noch früh.
    Simon drehte sich herum, weil er merkte, dass sich ihm jemand näherte. Es war Schifter, der vor ihm im Nebel stand und ihn anlächelte. Er trug eine dicke, wasserfeste Jacke, in deren Tasche eine Thermoskanne und zwei Becher steckten. Er bot Simon heißen Tee an.
    „Du hast einen ganzen Tag geschlafen.“
    Simon nickte und schlürfte kurz darauf den stark gesüßten Tee.
    „Wir müssen mit der Cloud beginnen. Traust du dir das zu?“, fragte Schifter.
    Simon zuckte mit den Achseln. Der Gedanke an Edda ließ ihn nicht los.
    „Was ist los?“, fragte Schifter und gab Simon zu verstehen, dass er wusste, dass ihn eigentlich etwas ganz anderes umtrieb. Simon schüttelte nur den Kopf und lenkte ab.
    „Wie gesagt ... über so eine Distanz haben wir es noch nie geschafft“, sagte er.
    „Über so eine Distanz habt ihr es aber auch noch nie versucht. Richtig?“, sagte Schifter. „Und wenn ihr es nicht versucht, wird es auf keinen Fall funktionieren. Wir brauchen eure Cloud nur für ein paar Minuten. Wir nehmen einen Loop auf und laden ihn hoch.“
    Ungläubig starrte Simon Schifter an.
    „Es geht um alle Börsen dieser Welt. In eurer Cloud müsst ihr das Bild von normal funktionierendem Börsenhandel erschaffen. Nach außen hin wird es also so aussehen, als würde an allen Börsen munter weitergehandelt, aber hinter dem Loop frieren wir alle Börsen ein. Rund um den Erdball.“
    Simon musste gegen seinen Willen lächeln bei dem Gedanken, an die ganzen vollgekoksten Anzüge, die aufgeregt und berauscht von ihren Gewinnaussichten an den Börsen dieser Welt herumhampelten und am Ende des Tages feststellen mussten, dass sie nur mit Luft gehandelt hatten. Die ganze Welt würde sehen, dass niemand sie brauchte – und dass auch nichts passieren würde, wenn sie einfach verschwänden. Und mit ihnen ihre Macht.
    Schifter sah, wie es in Simon arbeitete und dass er zögerte. Er kam zu ihm und legte die Hand auf die Schulter des Jungen.
    „Ich weiß, was dich beschäftigt, Simon.“ Seine Stimme tat Simon gut. Sie klang warm und voll Verständnis. „Weißt du, was sie auf Bali sagen?“, fragte Schifter schließlich. „Nichts ist die Tapferkeit im Krieg gegen die Tapferkeit in der Liebe.“
    Simon kippte den Rest des Tees in die Luft und gab Schifter den Becher zurück. Der überreichte ihm ein Sandwich, und Simon begann zu kauen, während sie auf einen Aufbau zugingen, der sich am anderen Ende der Plattform befand.
    „Trotz allem anderen, Simon, und was immer auch geschehen mag ... Edda und du ... euch beide verbindet wirklich eine außerordentliche Kraft. Vergiss das nie.“
    Simon lächelte bitter.
    „Komm“, sagte Schifter. „Wir müssen rüber auf Plattform zwei.“ Sie folgten einer Wendeltreppe, die hinunter zu den Booten führte, gerade als Edda auf das Deck kam und den beiden hinterherschaute. Sie hatte für Klarheit gesorgt. Warum aber tat es dann immer noch so weh, Simon so traurig zu sehen? Edda spürte, wie sich eine Hand auf ihre Schulter legte. Gopal. Leicht legte sie ihren Kopf zur Seite, sodass er sich an seine Hand schmiegte.
    [3120]
    „Zwei! Es sind nur zwei. Das Mädchen und Simon ...!“
    Keine andere Nachricht hätte Bixby mehr treffen können. Er war auf dem Weg in seine Wohnung, als Schifter ihn endlich von der Plattform aus erreichte und ihm mitteilte, dass Linus nicht mit auf dem Boot gewesen sei. Bixby fluchte, stoppte seinen Wagen und lenkte ihn auf den Seitenstreifen der Stadtautobahn. Die Autos, die an ihm vorbeirauschten, schienen an seinem Wagen zu rupfen und zu zerren. Ein dunkler Van passierte

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