ABATON: Im Bann der Freiheit (German Edition)
Freundschaft, die euch wieder nach Berlin geführt hat.“
„Das hat gene-sys gewusst, oder?“
Schifter nickte. „Das ist ja das Zynische an Greta und der Organisation. Sie erkannte eure Freundschaft als die entscheidende Komponente, die das erwartete Maß der Kritischen Masse noch erhöhte. Deshalb nahm sie in Kauf, dass ihr sterben könntet.“
Während sie sprachen, kamen immer mehr Leute in den Saal, Jugendliche und junge Erwachsene, die seit einiger Zeit alle auf der Plattform lebten und Simon anschauten, ihn grüßten, als ob sie ihn kannten, oder ihm freundlich auf die Schulter klopften.
Als Simon sich unbeobachtet glaubte, warf er einen Blick auf Sudden. Sie sah ihm zu und er schaute nicht fort, sondern lächelte und sie lächelte zurück.
„Viele hier sind auch in Camps von gene-sys gewesen“, sagte sie. „Ein paar haben ein ähnliches Schicksal wie Edda oder Linus oder du. Haben Eltern, die Forscher sind und von gene-sys gekauft wurden. Dafür haben sie ihre Kids bei ihren Großeltern oder Verwandten gelassen.“
„Und du?“, fragte Simon.
„Anders“, sagte Sudden nur und lachte.
„ gene-sys hat oft Kinder von genialen Wissenschaftlern benutzt und Kinder, deren Eltern ungewöhnliche Erfahrungen gemacht haben“, sagte Schifter. „Menschen, die so etwas wie ein zweites Gesicht hatten oder eine schizoide Störung oder Spaltung in ihrem Krankheitsbild.“
„Und was wollen die alle hier?“, fragte Simon unruhig.
„Dich und Edda kennenlernen“, sagte Schifter. „Seit einem halben Jahr verfolgen wir euer Leben. Und seit einem halben Jahr setzen wir große Hoffnung in euch.“
„Ist das die ‚Truman Show‘ hier, oder was?“
„Besser!“, antwortete Sudden und lachte. „Viel besser. Das hier ist echt. Echt echt.“
„Indem wir gene-sys überwachten, konnten wir verfolgen, was mit euch geschah“, erklärte Schifter weiter. „Aber nicht einmal gene-sys konnte euch an alle Orte folgen. Wir haben gene-sys infiltriert so gut es ging, und wir hatten Zugang zu den meisten ihrer Rechner. Das hat uns eine Menge Zeit und Geld gekostet. Aber durch Trojaner und Viren haben wir Passwörter und Threads, Chats und einen großen Teil ihres E-Mail-Verkehrs. Darüber sind wir auch auf euch gestoßen und konnten euch folgen.“
Immer mehr Leute füllten den Raum. Bald waren dreißig oder vierzig Menschen, Männer, Jungen, Mädchen und junge Frauen in dem Raum.
„Du wirst sehen, dass ihr auf eine Gruppe von Menschen gestoßen seid, mit denen ihr vieles gemeinsam habt. Viel Gutes“, sagte Schifter.
„Aber vergiss nicht vor lauter Eigenlob, ihm zu erzählen, was für mieses Wetter hier ist und dass wir seit zwei Tagen auf Proviant warten, weil die »Shiva« hier nicht anlegen kann!“, platzte es aus Sudden heraus.
Schifter tat so, als wolle er Sudden einen Schlag an den Kopf versetzen, doch die duckte sich flink und parierte so schnell, dass er fast auf dem Boden landete. Simon lachte erleichtert auf.
Es tat gut zu lachen.
Der Raum war mittlerweile bis auf den letzten Platz besetzt.
Simon spürte, wie er immer unruhiger wurde. Nicht nur weil es hier um ihn zu gehen schien, sondern auch weil Edda fehlte.
Und als sie kam, trat sie an der Seite von Gopal in den Raum. Er spürte, wie ihm Blut in den Kopf schoss, und fühlte einen tiefen Stich in seinem Herzen, der sich bis in seine Magengrube fortsetzte. Er hätte es nie zugegeben, aber die beiden sahen wie ein perfektes Paar aus. Neben Gopal wirkte Edda reif und erwachsen und Simon kam sich vor wie ein kleiner Junge. Er spürte, wie er innerlich zusammensackte.
Edda und Gopal kamen auf ihn zu. Gopal legte die Hand auf seine Schulter.
„Freut mich, dass du wieder dabei bist, Simon!“
Simon reagierte nicht. Er schaute vor sich hin, wollte Edda nicht anschauen. Wollte nicht sehen, wie gut es ihr auf einmal ging. Die Begegnung mit Sudden hatte nicht ausgereicht, seinen Schmerz um Edda zu vertreiben.
„Ruhe bitte“, unterbrach Schifter das Murmeln im Raum. Er wandte sich den Anwesenden zu, die interessiert auf den Stühlen oder Tischen hockten. An einigen Bildschirmen wurde weitergearbeitet.
„Ich brauche euch Edda und Simon nicht vorzustellen“, sagte Schifter. Die Menge klatschte und Edda und Simon schauten sich an.
„Obwohl Linus, der Dritte im Bunde, heute nicht hier ist, werden Edda und Simon Kontakt mit Linus aufnehmen und eine Kritische Masse bilden und dann wie geplant eine Cloud, ein Brain-Interface erschaffen, das einen
Weitere Kostenlose Bücher