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ABATON: Im Bann der Freiheit (German Edition)

ABATON: Im Bann der Freiheit (German Edition)

Titel: ABATON: Im Bann der Freiheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jeltsch
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Jahre, wie er hoffte. Bis dahin jedoch war seine ganze Aufmerksamkeit, sein ganzes Wissen und Können in der Gegenwart gefragt. Also übergab er erleichtert sein Denken an den Krieger. Diesmal gelang es.
    Im Café der Klinik hatte er die Tageszeitungen durchstöbert und festgestellt, dass nirgendwo die Toten vom Teufelsberg erwähnt worden waren. gene-sys hatte also kein Interesse, an die große Glocke zu hängen, was dort geschehen war. Das verschaffte ihm ein wenig Luft, sich um Linus zu kümmern. Dass die Polizei ihm dennoch bald auf den Fersen sein würde, war für Olsen nur logisch. Er musste handeln, wollte er den Jungen vor dem Zugriff der Behörden bewahren.
    Der Krieger in ihm erinnerte sich an die Worte der Ärztin, auf die er in dem Gespräch gar nicht eingegangen war. Sie hatte von einem „Brain-Computer-Interface“ geredet, über das eventuell die Kommunikation mit Linus möglich sein könnte. Olsen erinnerte sich an etwas, das er beinahe vergessen hätte.

    Das Handydisplay, das Olsen Linus hinhielt, zeigte in schlechter Auflösung den Blick auf einen Monitor. Darauf waren Linus, Edda und Simon zu sehen. Wie sie sich im Schleusenraum der gene-sys- Zentrale „zusammenschlossen“, um Marie zu befreien. Kurz darauf erschien tatsächlich Marie auf dem Display. Sie lag im Nebenraum, über Elektroden angeschlossen an einen Rechner, vor dem Victor und Greta saßen.
    Olsen erklärte, dass er das aufgenommen hatte, als er in den Teufelsberg eingedrungen war, um den Kindern zur Seite zu stehen. Er machte Linus auf den Computer und den Monitor aufmerksam, mit dem Marie verlinkt worden war.
    „Ich bin sicher, sie haben damit aufgezeichnet, was Marie dachte. Oder träumte. Es muss ähnlich funktionieren wie meine Apparatur, mit der wir uns vor Maries Befreiung die Frequenzen aufgespielt haben. Das Ding da scheint allerdings die Frequenzen, die das Hirn aussendet, aufzuzeichnen und in Bilder umzurechnen.“
    Linus spürte, wie optimistisch Olsen klang.
    „Offenbar kann man damit Gedanken lesen“, sagte er voller Optimismus. „Ich werde diesen Rechner besorgen. Dann können wir miteinander reden.“ Olsen schaute Linus an, auf der Suche nach einer Regung. Er fand sie nicht. Er sah nur, wie Linus die Augenlider bewegte.
    Ja. Ja!, jubelte Linus, ohne es zeigen zu können.
    „Vielleicht kannst du mich ja gar nicht hören“, sagte Olsen und verschwand kurz aus Linus’ Gesichtsfeld. Linus hörte nur ein leises Kratzen, wie vom Schreiben eines Bleistiftes. Dann erschien Olsen wieder, hielt Linus einen Zettel hin und las den Text, den er darauf geschrieben hatte, gleichzeitig vor. „Ich werde dir nicht versprechen, dass alles gut wird. Das kann ich nicht. Aber ich verspreche dir, dass ich alles versuchen werde. Alles!“

    [3122]
    Über hundert Rechner-Blöcke standen nebeneinander montiert in dem Saal, der sich im mittleren Deck der zweiten Plattform befand. Sie waren durch dicke Kabelstränge verbunden. Die Bullaugen des Raums waren geschlossen. Rot und grün blinkten LED-Lichter in unregelmäßigen Abständen. Die Luft roch nach Elektrizität und dem Plastik von zahllosen Kabeln. Die Metallwände des Saals waren mit Dämmmaterial verkleidet, sodass das Rauschen des Ozeans kaum noch zu hören war. Im Halbdunkel saßen zwei junge Männer vor den wenigen Bildschirmen.
    Die gesamte Einrichtung erinnerte Simon an die Wohnung von Meyrink in Berlin. An den Wänden waren die Sonnenräder zu sehen, die er aus dem Berliner Untergrund und der Wohnung von Carl Bernikoff kannte. Das Sonnenrad war zum Symbol der rebellischen Truppe geworden.
    „Computerserver“, sagte Simon. Er war baff.
    Schifter nickte.
    „Ja, hier und nebenan auf der P3 stehen noch mehr unserer Server. Genau wie an vierzig anderen Orten auf der ganzen Welt, mit denen wir seit dem letzten Jahr die größte Cloud der Welt unterhalten, in die Tausende von Unternehmen und Behörden ihre Daten auslagern.“
    Simon schaute auf die langen Reihen von Rechnern und zweifelte.
    „Vierzig sind zwar viele, aber für die größte Cloud ... da reicht das nicht.“
    „Stimmt“, sagte Schifter. „Wenn man klassische Speichermedien benutzt. Aber wir haben einen Weg gefunden, Eiweiße als Medium einzusetzen.“
    Er führte Simon zu einem Becken, in dem in Nährflüssigkeit unendlich viele verdrahtete weiße Schalen lagen. „Frag nicht, wie es funktioniert. Das ist unser Geheimnis – und ich könnte es dir sowieso nicht erklären.“
    Simon staunte. Das hier begann

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