ABATON: Im Bann der Freiheit (German Edition)
außerhalb der Drei-Meilen-Zone. Und wenn jemand fragt, dann betreiben wir hier ein Test-Projekt zum Thema Gezeitenkraftwerk.“
„Aber ihr habt die Plattformen doch nicht gebaut“, sagte Simon.
„Nein. Sie stammen aus dem Zweiten Weltkrieg. Dienten als Abhöranlagen und um vorzeitig zu erkennen, ob sich Schiffe oder Flieger Richtung Küste bewegen. Oder auch U-Boote“, erklärte Schifter weiter. „Als wir ankamen, haben wir kaum noch Technik hier gefunden. Bixby hatte die Insel entdeckt. Sie liegt strategisch perfekt.“
„Also gehört ihr alle zusammen“, sagte Simon. „Schifter, Bixby ... Und wer noch? Eddas Großmutter?“
Schifter schüttelte den Kopf.
„Sie nicht. Wir wollten sie immer für uns gewinnen, aber sie war nie an unseren Forschungen interessiert. Sie hatte sich auf einen Weg nach innen gemacht und war dann auch mit Edda beschäftigt. Erst als es klar war, dass Edda ins Camp gehen würde, haben wir den Kontakt zu Marie aufgenommen. Leider ist uns Gretas Söldner dann zuvorgekommen.“
Simon nickte. Die Geschichte ergab einen Sinn.
„Wie geht es Marie?“
„Vermutlich trinkt sie gerade in Cuxhaven ihren ersten Chai und hat den Kamin in Gang gebracht. Zwei von unseren Leuten geben auf sie acht und gehen ihr zur Hand“, sagte Schifter.
Simon schüttelte den Kopf. Dass neben gene-sys auch noch Bixby und Schifter die Strippen in seinem Leben gezogen hatten, musste er erst einmal verarbeiten.
„Ihr habt also alles, was uns geschehen ist, mitverfolgt.“
„Absolut alles“, schaltete sich Sudden wieder ein und deutete auf ihren Bildschirm. „Erinnerst du dich?“
Simon schaute hin und erkannte eine Szene in Berlin. „Der Pflastermaler ...“, murmelte er und schaute genauer hin. Beinahe hatte er den zauberhaften Augenblick vergessen, der ihn in Berlin zum ersten Mal in die Wohnung Bernikoffs geführt hatte. Er sah vom Bildschirm zu Schifter und wieder zum Bildschirm.
„Deshalb kamst du mir so bekannt vor“, sagte Simon nachdenklich zu Schifter. „Der Pflastermaler ... das warst du. Wie hast du ... wie ist das passiert?“
„Extrem cool!“, sagte Sudden und blickte bewundernd auf Schifter. Der winkte ab.
„Eine einfache Technik, die auf der Veränderung des Montagepunktes deiner Realität beruht. Ich wollte dich in die Wohnung lenken und du bist dort hingegangen. In der Annahme, es war alles deine Entscheidung – das hätte jeder Zauberer auch gekonnt.“
Sudden prustete. „Von wegen! Jahre hat er damit verbracht, die Tricks von Carl Bernikoff als Großer Furioso zu studieren!“
Schifter kommentierte das nicht. Er lächelte nur wissend. Besser wissend.
„Ich war mir ganz sicher, es hätte mit den Drogen aus dem Knast zu tun gehabt“, sagte Simon.
„Nein, wir hatten keinen Zugriff auf die Ereignisse im Gefängnis. Auch nicht auf Geister-Bob und diesen merkwürdigen Bobo. Das alles war dein Schicksal“, sagte Schifter. „Ich denke, deine extremen Abenteuer haben selbst gene-sys einigen Stress bereitet.“
Simon grinste. Er war sich nicht sicher, ob Schifter die Wahrheit sprach oder ob er ihm die ganze Zeit zu verstehen geben wollte, dass es so etwas wie DIE Wahrheit nicht gab. Was er sagte, klang jedenfalls plausibel, und Simon war froh, in Schifter und Sudden Menschen gefunden zu haben, die Antworten auf Fragen hatten, die ihn seit Wochen beschäftigten.
„Der Abend in der Wohnung von Bernikoff war der, als wir Champagner getrunken haben – und als Clint gekommen ist.“ Simons Stimme wurde leiser.
Schifter nickte. „Ja, das hatten wir nicht vorhersehen können. Niemand wusste, dass er tatsächlich versuchen würde, euch zu ermorden. Er war der größte Unsicherheitsfaktor, weil er plötzlich begonnen hatte, auf eigene Faust zu arbeiten. Auch Greta und gene-sys hat das überrascht. Er ist komplett aus dem Ruder gelaufen.“
Ein dunkles Gefühl breitete sich in Simons Magen aus. Er merkte, wie ihm schlecht wurde. An diesem Abend hatte er sich wirklich und ehrlich in Edda verliebt. Als sie getanzt hatten, bevor Clint sie fast getötet hatte. Von Anfang an hatte ihre Liebe unter einem dunklen Zeichen gestanden. Vielleicht war sie deshalb so schnell zum Scheitern verurteilt. Vielleicht war es gut so, wie es war.
„Dann ist es gene-sys doch nicht gelungen, uns perfekt zu überwachen“, überlegte Simon. „Hatten wir eine Chance zu entkommen?“
„Natürlich hättet ihr verschwinden können. Aber nicht mehr zu dritt, und letztlich war es eure
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