ABATON: Im Bann der Freiheit (German Edition)
zur Kritischen Masse.“
„Aber wir hatten für einen Moment einen Wert von fast 17. Linus muss da gewesen sein“, sagte Schifter.
Simon zuckte mit den Achseln.
„Es hat keinen Sinn mehr“, sagte er. „Tut mir leid, wir sind fertig miteinander. Die Kritische Masse ist tot.“
Simon ging an Sudden und Schifter vorbei hinaus auf die Plattform, wo er sah, wie Edda und Gopal ein wenig entfernt standen. Edda weinte und Gopal hatte den Arm um ihre Schultern gelegt und tröstete sie. Von Weitem sah Simon, wie sie nickte und ihren Kopf in seinen Arm legte und ihn an sich zog. Simons Herz raste und sein Mund war trocken.
„Funktioniert eure Verbindung auch nicht mehr, wenn ihr Angst habt?“, fragte Schifter besorgt. Er war Simon gefolgt, und Simon kniff die Augen zusammen, um zu verhindern, dass ihm die Tränen kamen.
„Ich habe keine Angst“, sagte er mit erstickter Stimme.
„Siehst aber so aus.“
Simon schwieg. Er spürte, wie er am ganzen Körper zitterte, wenn er sich nicht kontrollierte.
„Du wärst fast ertrunken. Es ist ein großes Glück, dass du noch am Leben bist. Und jetzt das ...“
Simon fuhr herum.
„WAS? Das? Weil ich nicht so funktioniere, wie ihr es gerne hättet? Ich habe die ganze Zeit gewusst, dass ich nicht sterben werde! Da unter Wasser. Das war kein ‚großes Glück‘. Es war meine eigene Entscheidung, dass ich lebe!“, sagte Simon hochmütig. Er drehte sich um und ging einen Schritt in Richtung Reling. Er starrte hinunter in das Wasser, das unentwegt die Pfeiler umspülte. Alles war noch schlimmer geworden, dachte er. Jetzt steckte er auf dieser Insel fest. Immer kleiner wurde der Radius, immer weniger die Menschen. Wieder ging Schifter ihm nach.
„Was ist da eben passiert?“
Simon zuckte mit den Schultern.
„Ich habe es versucht“, sagte Simon. „Was Edda macht, siehst du doch.“
Beide sahen sie auf Edda und Gopal, die eng umschlungen am anderen Ende der Plattform standen.
„Simon, hier auf der Plattform läuft kein Programm. Was dir jetzt zustößt, ist dein eigenes Leben. Dinge passieren, die du nicht für möglich hältst und die trotzdem von dir ausgehen. Aber du kannst dich und alle, die dich retten wollten, nicht so fahrlässig in Lebensgefahr bringen, wie du es vor vierundzwanzig Stunden getan hast.“
„Bin ich jetzt schuld an allem oder was?“
Schifter trat näher an Simon und sah ihm in die Augen. Plötzlich lächelte Schifter.
„Möglich, dass unser Plan doch noch gelingt. Bixby hat sich in Berlin auf die Suche nach Linus gemacht. Wenn er ihn findet, werden wir es noch einmal versuchen.“
„Wieso gibst du deinen Optimismus nicht endlich auf?“, sagte Simon laut. „Es ist vorbei!“
„Ich denke, du solltest dich mal ein bisschen entspannen“, sagte Schifter und ging auf Simons Schimpfen gar nicht ein.
„Ich brauche keine Entspannung!“, sagte Simon. „Ich will weg hier! Ihr könnt mich doch eh nicht mehr brauchen.“
Die Frequenz seiner Stimme klang flach und eintönig. Er hasste es, wenn die Wirklichkeit über ihm hing wie eine riesige Träne aus Sorgen und Angst. Finster starrte er auf die Wellen. Sogar die Sonne verzog sich hinter einer Wolke und es wurde kalt. Wieder blickte Simon in die Richtung von Edda und Gopal, und er sah, dass die beiden sich anschickten, das Deck zu verlassen.
„Hey!“, schrie Simon laut und ging Schritt für Schritt auf Gopal zu. Der löste sich von Edda und kam in Simons Richtung, bis sie sich beinahe in der Mitte der Plattform trafen. Ohne Vorwarnung trat Simon einen Schritt vor und schlug Gopal aus der Bewegung heraus mit der Faust so hart gegen das Kinn, dass Gopal taumelte und fast auf den Boden stürzte.
„Du Arsch“, sagte Simon.
Gopal steckte den Schlag weg und starrte Simon ohne sichtliche Regung an. Dann drehte er sich um und ging zu Edda.
„Mit dem nächsten Schiff will ich weg“, sagte Simon bestimmt.
„Kein übler Schlag“, sagte Sudden anerkennend.
Sie stand da, als Simon sich zu Schifter umdrehte, und kniff die Augen zusammen, weil die Sonne für einen Augenblick hinter den Wolken hervorlugte. Ihr provokantes Lächeln gefiel Simon, obwohl er doch eigentlich gerade so was von genug von Frauen hatte. Seltsam, wunderte er sich, und musste über sich selber lächeln. Dass Schifter sich davongemacht hatte, bekam Simon gar nicht mit.
„Wirklich. Kein übler Schlag für einen wie dich“, wiederholte Sudden.
„Für einen wie mich ...?“
„Na ja; so’n sentimentaler
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