ABATON: Im Bann der Freiheit (German Edition)
Moments geht es.“
Victor war in seinem Element.
„Diese Frequenz der Überzeugungskraft zu isolieren und Ihren Produkten zuzuordnen, auch den Wahlspots Ihrer Protegés in der Politik ... vor Ihnen liegt der Heilige Gral des Marketings.“
„Und das ist dann nicht zwangsläufig die Nazi-Ideologie?“, fragte Ono misstrauisch.
„Nein. Natürlich nicht. Nur die Kraft der Überzeugung. Der Massenhypnose eben.“
Ono kaute Geschnetzeltes, nickte, trank.
„Bin ich gespannt“, sagte er. „Nur wenn es gelingt, bekommen Sie Ihre Provision, das wissen Sie.“
Für den Bruchteil einer Sekunde lächelte er, dann widmete er sich wieder seinem Essen. Victors Schweigen ließ ihn noch einmal aufschauen.
„Nicht doch eine Hauptspeise?“, fragte er freundlich.
Victor schüttelte den Kopf. „Danke. Nein.“
„Also?“, begann Ono, um ein Thema aufzunehmen, das er am Anfang ihres Treffens schon einmal kurz angesprochen hatte. „Müssen wir handeln, was diese Kritische Masse von Edda, Simon und Linus angeht? Auch wenn die drei nicht mehr zusammen sind?“ Er schaute auf. „Ich verlasse mich auf Ihr Urteil.“
Victor wiegte den Kopf hin und her. Er wollte Zeit gewinnen. Schließlich war er zu diesem Treffen gekommen, um seine Verantwortung loszuwerden. Jetzt sollte er sogar ein „Urteil“ fällen.
„Nun ...“, begann er und erwähnte Gretas Theorie, dass die Kritische Masse, dass Edda, Simon und Linus die Fähigkeit besäßen, die Realität zu verändern. Vor allem, dass sie Einfluss auf Handlungen einzelner Personen nehmen könnten. Victor sagte nichts darüber, dass er selber einer solchen Szene beigewohnt hatte. Auf keinen Fall wollte er in Onos Gegenwart esoterisch klingen. Nachdem Victor geendet hatte, schwieg Ono eine Weile, bestellte einen Espresso und fragte nicht mehr, ob Victor auch einen wolle. Zu ernst nahm er das eben Gesagte. Zu sehr beschäftigte ihn, dass er auf dem Foto, das Victor von den Kindern gerade vorgelegt hatte, Linus wiedererkannte.
„Dieser Junge ...“, sagte Ono und schaute auf. „Sie wissen, wer das ist?“
Victor schüttelte den Kopf.
„Er ist der Sohn des Forscherpaars, das für gene-sys daran gearbeitet hat, den Urzeitcode der Pflanzen zu entschlüsseln.“
Victor nickte. „Die Forschung von gene-sys , die Sie am meisten interessiert“, sagte er und wollte für seine Kombinationsgabe so etwas wie ein Lob von Ono. Der sah ihn nur stumm an. Victor glaubte, noch mehr erläutern zu müssen. „Der Hauptgrund, warum Sie an gene-sys interessiert waren.“
Ono reagierte immer noch nicht auf Victors Schlussfolgerung. Er trank seinen Espresso mit einem Schluck. Dann traf er eine Entscheidung.
„Lassen Sie diesen Linus suchen. Der war so hartnäckig und wusste schon so viel ... ich habe keine Lust, dass er uns mit seinen Freunden und dieser Kritischen Masse in die Quere kommt.“
Er lächelte Victor an, doch bei aller Freundlichkeit in seinem Blick war eindeutig, dass das ein Auftrag war, der schnell und erfolgreich auszuführen sei. Victor ärgerte sich, dass er Greg nicht angewiesen hatte, Bixby weiter im Auge zu behalten. Es war die beste Chance, diesen Linus ausfindig zu machen. Bixby kannte die Kinder. Vielleicht wusste er auch, wo Linus war. Victor musste jetzt eiligst Greg noch mal Dampf machen.
Auf seinem Fußweg vom Lunch zurück ins Büro kaufte sich Ono in einem Telefonshop ein billiges Prepaid-Handy mit zehn Euro Guthaben. Er meldete es an und wählte eine Nummer in London, die er auswendig wusste. Er ließ es dreimal klingeln, legte auf und wählte dieselbe Nummer noch einmal.
„Cassy Birdsdale“, meldete sich eine Frauenstimme.
„Genereller Stand?“, fragte Ono knapp.
„Die »Shiva« ist zurück in Cuxhaven, das Boot, das die Kinder hingebracht hat, haben sie versenkt. Möglich also, dass sie fürchten, beobachtet zu werden.“
„Wird das ein Problem?“, fragte Ono.
„Nein. Sie waren schon immer vorsichtig“, sagte Birdsdale entspannt. „Aber bald werden sie das für ein paar Stunden wohl nicht sein. Ich hatte Kontakt zu unserem Informanten. Auf der Plattform wird bald ein großes Fest gefeiert, ein Jubiläum oder so was. Das wird unser Termin.“
„Cassy ...“, sagte Ono, als sie schon auflegen wollte. „Ich habe eben weitere Informationen über diese drei Kinder bekommen. Was sich da scheinbar entwickelt hat an neuem Bewusstsein und besonderen Fähigkeiten ... das müssen wir im Keim ersticken. Ich möchte auf keinen Fall, dass sie mir
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