ABATON: Im Bann der Freiheit (German Edition)
verbunden und konzentrierten sich darauf, ein Signal von Linus zu empfangen. Doch eine ganze Weile passierte überhaupt nichts. Obwohl sie spürten, dass sie nicht allein waren.
„Was ist das ...?“, fragte Edda über die Gedankenverbindung.
„Er ist da und doch nicht ...“, antwortete Simon.
Schifter, Sudden und Gopal hörten nichts von der Unterhaltung. Abgesehen von ein paar Ausschlägen der Frequenzmessung, die auf den Monitoren, vor denen sie saßen, angezeigt wurden. Ansonsten gab es keine Anzeichen, dass die Kritische Masse aktiv wurde. Plötzlich jedoch schlugen die Kurven nach oben, verdichteten sich zu einer stetigen Welle.
„Sie haben sich“, sagte Schifter fasziniert.
Linus erschrak. Da war etwas, das er spüren konnte. Eine Antwort. Von der Fliege? War er jetzt auch noch komplett irre geworden? War doch nur eine verrückte, verzweifelte Idee gewesen, sich mit der Fliege zusammenzuschließen. Aber da war etwas. Ganz deutlich.
Edda und Simon spürten für einen Augenblick die Präsenz von Linus. Ein riesiges Glücksgefühl erfüllte sie. Sie wollten mit Linus Kontakt aufnehmen, doch irgendetwas störte. Linus war da und auch wieder nicht.
„Linus“, sandte Edda aus. „Linus, wo bist du?“
„Hier“, sagte Linus. „Hier bin ich!“
Sein Herz raste vor Begeisterung. Er hatte Kontakt mit einer Stubenfliege und sie klang auch noch wie Edda. Wenn er Edda und Simon doch davon berichten könnte. Ein unglaubliches Glücksgefühl überkam Linus. Und mit einem Mal war er voller Demut. Er begriff die Schöpfung. Dass Leben keine Wertigkeit besaß. Dass alles gleich viel wert war. Er in seinem kaputten Körper, die Fliege auf seiner Stirn ... alles war mit allem verbunden. Alles war eins.
Klatsch!
Die Dralle war in sein Zimmer gekommen, ohne dass Linus es bemerkt hatte. Mit einem Wisch, flink wie ein kleiner Affe, hatte sie die Fliege von seiner Stirn gefangen und zwischen ihren Händen zerdrückt.
„Hat dich ganz schön geärgert, das Vieh, was?“
Die Welle auf dem Monitor vor Sudden und Schifter brach zusammen. Edda und Simon spürten, dass sie den Kontakt zu Linus verloren hatten.
„Vielleicht solltest du nicht immer an was anderes denken!“, sagte Simon lautlos zu Edda.
„Tu ich nicht.“
„Tust du doch!“
„Kümmer dich um deinen Scheiß!“
„Das hier ist mein Scheiß ... weil du dich wieder in einen blöden Typen verliebt hast ...“
„Das sagt einer, der zu blöd ist, aus ’nem Schlauchboot zu klettern!“
Eddas Gesichtsausdruck war voller Wut und passte überhaupt nicht zu der Situation. Erstaunt blickten Schifter und Sudden sich an.
„Außerdem geht es dich nichts an, mit wem ich was habe. Wenn du wenigstens die paar Sachen richtig machen würdest, die du zu tun hast, müsstest du dich nicht dauernd um andere kümmern, du Lappen ...“
„Sie schaffen die Kritische Masse nicht mehr“, sagte Schifter leise. Die Enttäuschung in seiner Stimme war deutlich spürbar.
Schweigend saßen Edda und Simon auf ihren Sitzen, während auf dem Monitor tiefrote zackige Wellen aufbrandeten, die dann im unteren Bereich der Skala vor sich hin plätscherten.
„Aus der 17 ist eine 6,37 geworden“, stellte Sudden tonlos fest.
„Ich hau ab“, sagte Simon.
„Typisch“, sagte Edda.
„Mit dir kann man einfach nichts mehr anfangen, Hormonopfer. So hohl, wie du warst, bist du wieder geworden!“
Edda öffnete die Augen und schaute Simon an.
„Ich hab echt die Nase voll von Bubis wie dir. Werd erst mal erwachsen!“, schrie sie ihn plötzlich an.
Simon sprang auf, riss sich die Kappe vom Kopf und stieß gegen den Stuhl, auf dem Edda saß, aber die ließ sich sein Verhalten nicht gefallen, sondern schlug zurück. Und bevor Sudden oder Schifter eingreifen konnten, hatten sich die beiden mit den Kabeln verheddert und lagen fluchend auf dem Boden.
Als Sudden und Schifter die beiden getrennt hatten, zeigte sich eine riesige Schramme in Simons Gesicht und Edda stand wütend in einem Trümmerhaufen von Computern.
„Mit diesem Idioten kann ich nicht arbeiten!“
Edda nahm die Kappe ab, pfefferte sie auf den Stuhl und ging hinaus.
„Tut mir leid“, sagte Simon kleinlaut.
Einen Augenblick unschlüssig, folgte Gopal Edda schließlich, während Simon bei Sudden und Schifter blieb.
„Was ist passiert?“, fragte Sudden.
Simon bemerkte die Enttäuschung in ihrer Stimme und auf Schifters Gesicht.
„Sie hat angefangen, Scheiß zu behaupten, und wir ... es kam einfach nicht
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