Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
ABATON: Im Bann der Freiheit (German Edition)

ABATON: Im Bann der Freiheit (German Edition)

Titel: ABATON: Im Bann der Freiheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jeltsch
Vom Netzwerk:
irgendwie in die Quere kommen oder an die Öffentlichkeit gehen. Es geht mir also jetzt neben diesem Simon darum, dass Sie auch das Mädchen erwischen.“
    „No problem, Tomas“, sagte Birdsdale. „Ich habe verstanden. Und dass es Ihnen um den ‚Kopf‘ von Simon geht. Ich meld mich, wenn wir so weit sind. By the way ... Was ist denn mit der Nummer drei?“
    „Sieht so aus, als wären wir Linus hier in Berlin auf der Spur“, sagte Ono.
    „Alles klar“, sagte Birdsdale und legte auf.

    Ono nahm die SIM-Karte aus dem Handy, zerknickte sie, warf sie in einen Mülleimer und ließ das Handy in einen Gully fallen. Dann schaute er in den Himmel auf das oberste Stockwerk des Hauptgebäudes seines Konzerns in der wohligen Gewissheit, dass er bald Geschichte schreiben würde.
    [3202]
    Linus hasste die Krankenschwester. Er hasste die Infusion, die sie ihm verabreichte. Er hasste, wie sie ihn wusch, wie sie die Bettpfanne unter seinen Arsch schob. Er hasste alles. Er hasste sich, sein Leben. Die kurze Episode von Glück, die ihm das Spiel mit der Fliege bereitet hatte, war längst irgendwo in den Tiefen seines Hasses verschwunden. Sie hatte ihm nur gezeigt, wie trügerisch das Gehirn arbeitet. Wie es sich die Welt machte, sodass sie ihm gefiel. Pippi Langstrumpf, du verdammte Lügnerin!
    Olsen hatte sich in den letzten vierundzwanzig Stunden auch nicht mehr blicken lassen. Alle hatten sich abgewendet. Nur diese bescheuerte Ärztin mit ihrer unermüdlichen Kontaktaufnahme per Augenlidschlag kam morgens und abends vorbei und redete Linus Optimismus ein.
    Das Leben ist Scheiße.
    Der Tod ist gut. Ist gut. Ist gut ...
    [3203]
    Der triste Himmel über dem winterlichen Berlin begann aufzureißen. Erste blaue Tupfer tauchten zwischen dem endlosen Grau auf und ließen schmale, fahlweiße Sonnenstrahlen zur Erde fallen, als wollte der liebe Gott an ein paar Stellen der Stadt den Schnee weglasern. Wie die Erweckungsszenen auf den knallbunten religiösen Gemälden, die Olsen überall auf den Philippinen gesehen hatte.
    Er hatte seinen Wagen am Fuß des Teufelsbergs abgestellt, eine Sonnenbrille und eine Wollmütze aufgesetzt und wanderte wie ein Spaziergänger den schneebedeckten Fußweg zu der Abhöranlage hinauf. Ein paar Hundebesitzer waren unterwegs und Olsen musste an Timber denken. Er vermisste ihn. Aber er wusste, das sein Hund bei Judith in guter Obhut war.
    Olsens Hände steckten in seinen Jackentaschen und seine Rechte umfasste den Griff seiner Pistole. Wie ein Tourist blieb er immer wieder stehen, um die Aussicht zu genießen. So sah es aus. Doch in Wirklichkeit scannten Olsens Augen die Umgebung nach Überwachungskameras ab. Noch hatte er keine entdeckt.
    Als er an eine Weggabelung kam, begriff er den Grund. Zwei Monteure machten sich an einem Strommasten zu schaffen und waren gerade dabei, eine Kamera abzubauen. Olsen wusste nicht, was das zu bedeuten hatte, bis er die beiden Umzugswagen vor dem Eingang in den Untergrund des Teufelsberges sah. Männer in Overalls des Umzugsunternehmens schleppten Tische, Stühle und Büromaterial in die Lkws.
    „Timber!“ Olsen rief nach seinem Hund. Pfiff und schaute sich suchend nach ihm um. Auf diese Weise gelangte er durch das offene Tor in den Teufelsberg, in die Zentrale von gene-sys . Doch er musste erkennen, dass kaum noch etwas übrig war, was an die Konzernzentrale hier erinnerte.
    „Was machen Sie hier?“, fragte drohend eine Stimme.
    Olsen tat unschuldig. Redete sich darauf hinaus, dass sein Hund abgehauen und in dem Tor verschwunden war.
    „Hier war keine Töle“, sagte der Möbelpacker kurz und komplimentierte Olsen wieder nach draußen. Das Klingeln seines Handys lenkte den Mann ab, und Olsen konnte mithören, dass die Packer gleich aufbrechen würden.
    Die Lkws des Umzugsunternehmens nahmen den Weg Richtung Spandau. Olsen hatte am Fuß des Teufelsberges gewartet und war den Wagen gefolgt. Sie führten ihn zu einer riesigen, anonymen Lagerhalle. Kurz bevor die Lkws auf das Gelände fuhren, öffneten sich schon die überdimensionalen Flügeltüren und die Lkws verschwanden in der Halle. Als die Türen sich wieder geschlossen hatten, folgte Olsen zu Fuß auf das Gelände. Im Abstand von circa fünfzig Metern umrundete er das Lagerhaus und suchte nach einem möglichen Zugang. Auf der Nordseite entdeckte er eine normale Tür. Er ging zu ihr hin, drückte die Klinke behutsam nach unten. Es war abgeschlossen.
    Olsen begutachtete das Schloss der Tür und dann den Rahmen.

Weitere Kostenlose Bücher