ABATON: Im Bann der Freiheit (German Edition)
Greg und verschwand.
Victor ließ die Verriegelungskette in die Arretierung gleiten und lehnte sich an die Tür. Hörte das denn niemals auf? Konnte nicht einfach alles jetzt endlich ganz normal laufen?
Er hatte die letzten Tage durchgearbeitet, hatte die Aufzeichnungen von Marie und die separat aufgezeichneten Hirn-Frequenzen vermessen und ausgewertet. Er wusste, dass er auf dem richtigen Weg war. Denn im Moment der Begegnung mit Hitler ... genauer: in dem Moment des Augenkontaktes zwischen Marie und dem Diktator ... veränderte sich schlagartig die Frequenz.
Victor war überzeugt, dass er ganz nah dran war, die massenhypnotische Gabe Hitlers als Frequenz zu isolieren. Da konnte er keine Störfeuer gebrauchen. Er musste sich konzentrieren. Und dazu brauchte er Schlaf. Er legte sich wieder in sein Bett und schloss die Augen.
[3213]
Nichts als Wasser.
Grün und dunkel.
Und im Kegel der starken Lampe ein Schädel. Das Gebiss intakt, die Hirnschale algengrün vor Schleim, schaute er aus dem Fenster seiner Kabine direkt in Simons Augen. Der grausige Skelettschädel, auf dem noch die lederne Fliegerkappe thronte, machte ihm keine Angst. Es hatte sogar etwas Beruhigendes. Als habe der Pilot hier unten seinen Frieden gefunden. Vielleicht war er der gläsernen Krake begegnet, dachte Simon.
Vor ein paar Sekunden war auf dem Meeresboden plötzlich die Vergangenheit der Plattform aus dem trüben Wasser vor ihm aufgetaucht. Simon starrte durch das vergitterte Glas des alten Tauchhelms, den er und Gopal vor ein paar Stunden zum ersten Mal ausprobiert hatten, auf den Jagdkampfflieger; das Metall zerrostet, die Tragflächen abgebrochen. So musste er vor über siebzig Jahren in den Schlamm gesunken sein. Aus irgendeinem Grund war die Kabine der Messerschmitt mit dem Piloten darin intakt geblieben. Es war ein deutsches Flugzeug, fast zehn Meter lang, das Kreuz der Wehrmacht aufgemalt. Das Fahrwerk eingezogen. Sodass Simon und der Tote fast auf Augenhöhe waren. Eine starke Strömung hatte dafür gesorgt, dass sich keine Sedimente auf dem Wrack abgesetzt hatten. Eine Strömung, die auch Simon und Gopal immer wieder von ihren bleibeschuhten Füßen zu ziehen drohte, mit denen sie über den Meeresgrund stapften und sich dem Kabel näherten, um den NetLimiter aufzusetzen.
Simon sah, wie Gopal zwei oder drei Meter neben ihm stand und der Schein seiner Lampe das Hakenkreuz am Heck des Fliegers streifte. Dann verharrte das Licht am Boden bei einem runden Gegenstand, der einen halben Meter aus dem Boden ragte.
„Eine Bombe“, hörte Simon Gopals Stimme durch das Funksprechgerät und spürte wie die Heizung des alten Lederanzugs gegen die Kälte des Wassers arbeitete und den Klang verschlechterte.
Bixby und Schifter hatten bei einer ersten Inspektion der stählernen Inseln die alten Anzüge wasser- und luftdicht verpackt in einem der Pontons unter der zweiten Plattform gefunden. Sie waren noch so brauchbar wie zu der Zeit, als sie das erste Mal zum Einsatz gekommen waren.
Vor kaum zehn Minuten hatten sich Simon und Gopal vom Schlauchboot ins Wasser gleiten lassen und waren nach dem Druckausgleich auf dem Meeresboden angekommen.
Das Wasser hier war nur zehn Meter tief. Zu niedrig, um große Schiffe fahren zu lassen.
Bevor sie hinausgefahren waren, hatte es auf der Plattform eine heftige Diskussion darüber gegeben, ob Simon überhaupt an der Aktion teilnehmen sollte. Einzig die Tatsache, dass er als Zehnjähriger einen Tauchurlaub in Ägypten gemacht hatte, sowie seine Zuversicht hatten dafür gesorgt, dass er an der Expedition teilnehmen durfte. Allerdings hatte sich auch niemand sonst bereit erklärt, in das kalte, riesige Meer des Nordens hinabzusinken.
Mit nichts als dem in Plexiglas eingeschweißten NetLimiter und einem Splitter versehen, der mittels eines Reiters aus Metall und einem starken Magneten auf das Kabel gesetzt und fixiert werden würde, waren Simon und Gopal auf dem Grund des Meeres angekommen. Der Plexiglaskasten verfügte über eine Batterie und einen Sender und konnte von der Plattform aus mithilfe einer einfachen Software gesteuert werden. Alle Geldbeträge, die durch dieses Kabel geschleust wurden, erschienen auf einem Rechner auf der P2 und waren um ein paar unauffällige Bruchsummen niedriger, wenn sie zurück in die offizielle Leitung geleitet wurden. Die gestohlenen Beträge liefen dann auf ein Nummernkonto einer Bank auf der Kanalinsel Jersey. Simon und Gopal mussten jetzt nur noch das Kabel
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